Wie wohl fühle ich mich in meiner Haut?

Vortrag im Gesundheitszentrum der AOK Spaichingen

"Wie wohl fühle ich mich in meiner Haut?"

Mein Name ist Heidi-Magdalena Hirsch und ich bin heute hier, um Ihnen einige interessante Dinge über den Humor zu erzählen und zu zeigen.
In meinem Hauptberuf bin ich bei der AOK Tuttlingen beschäftigt.

Humorgruppe Tuttlingen

Nebenbei leite ich auch die Tuttlinger Humorgruppe.
Diese Gruppe besteht im Mai d.J. bereits 2 Jahre und derzeit ist die Gruppe so gut besucht, dass ich momentan gar keine neuen Interessenten aufnehmen kann.
Die Teilnehmer kommen aus allen Schichten: vom Abteilungsleiter bis zum Arbeitslosen, Beamte wie Arbeiter, Frauen und Männer.
Es dauerte ungefähr 8 Monate, bis sich eine Kerngruppe heraus kristallisierte.

Der Humor

Genau diese Anwesenheit der verschiedenen Schichten bestätigt doch, dass ALLE den Humor brauchen.
Lebensfreude ist ein wichtiges Element zur eigenen Gesunderhaltung!
Was ist Humor überhaupt?

- Humor ist nicht nur Lachen, aber ohne Lachen gibt es auch keinen Humor!
- Humor ist tägliche Alltagsbewältigung
- Humor ist der liebevolle Umgang mit den Mitmenschen UND mit uns selbst
- Humor ist eine positive Lebenseinstellung
- Humor ist Energie
- Humor ist Lachen

Welcher Reiz ist für das Lachen verantwortlich

Zunächst gibt es den körperlichen Reiz, wie das Kitzeln.
Auch das Lachen anderer Menschen regt uns selbst zum Lachen an.
Eine besondere Bedeutung hat aber das Kontrasterlebnis, wenn der normale Lauf der Dinge abrupt unterbrochen wird.

Der Reiz

Wenn plötzlich etwas völlig Unerwartetes eintritt, das unser geregeltes Denken abblockt.
Solange unser Denkapparat aktiviert bleibt, lachen wir nicht so intensiv wie beim lachen der körperlichen Reizung.

Was passiert beim Lachkrampf?

Das Lachen ist ein Sieg des Körpers über den Verstand, der beim besten Willen passen muss!
Je mehr sich der Verstand diesem anarchischen Reflex widersetzt, desto schlimmer wird es! Im echten Lachen wird die lebenslang eingeübte Selbstkontrolle so außer Kraft gesetzt, dass manchen Körperfunktionen entgleisen können:

Der Lachkrampf

So können Tränen fließen, und man macht sich gelegentlich sogar in die Hose.
Es kommt zu Muskelzuckungen, die besonders im Bauchbereich schmerzhaft sein können.
Der geregelte Atemfluss wird unterbrochen, so dass viel mehr Luft eingeatmet wir als im Normalzustand.

Humorwissenschaft

Humor heißt übersetzt Flüssigkeit ! Die Körpersäfte, Körperflüssigkeit und kommt aus dem Lateinischen.
Wenn die Körperflüssigkeiten fließen können, dann geht es uns gut.

Seit wann und wodurch kam die Humorwissenschaft zu uns nach Deutschland?
1981 erkrankte der amerikanische Fach-Journalist Norman Cousins an einer sehr schmerzhaften Knochenkrankheit, die damals als unheilbar galt. Irgendwann bemerkte er, dass er eine Stunde schmerzfrei war, wenn er zehn bis 15 Minuten am Stück lachte. Er verließ das Krankenhaus und nahm eine Krankenschwester mit, die ihm lustige Geschichten vorlesen musste, er schaute sich lustige Filme an, die ihn zum Lachen brachten und schon sehr bald darauf stellte man bei seinen Kontroll-Untersuchungen fest, dass sich seine Blutwerte schon erheblich besser waren.
Norman Cousins nahm sich den Humor zu Hilfe, um gesund zu werden.

Auf seine Situation wurde William Fry, ein amerikanischer Wissenschaftler, aufmerksam und somit begann auch das Interesse der Mediziner mit Humor zu arbeiten.
Inzwischen ist wissenschaftlich nachgewiesen, dass die heilende Kraft des Lachens enorme Abläufe im Stoffwechsel des Körpers in Gang setzt:
Der Spiegel der Stresshormone Adrenalin und Kortisol werden deutlich abgesenkt.

Das Lachen veranlasst die Bildung von Katecolaminen im Gehirn. Das sind anregende Hormone, die den Organismus darauf vorbereiten, auf Aggressionen zu reagieren; diese erhöhen die Produktion von Endorphinen (körpereigenes Morphium), die auf den Schmerz einwirken. Lachen stärkt das Immunsystem.

Das Lachen wirkt auf das neurovegetative Nervensystem, indem es den Herzrhythmus verlangsamt, bringt den Blutdruck zum Sinken, reguliert die Atmung und die Verdauung.
Lachen reinigt die oberen Luftwege. Durch das Lachen verbessern sich bestimmte Kopf-schmerzarten und Ischiasbeschwerden oder verschwinden sogar.

Das Lachen vermindert die Muskelspannung. Das Lachen ersetzt viele Heilmittel. Es setzt die chemische Fabrik in unserem Körper in Gang. Diese chemische Fabrik kann gefährliche Stresshormone erzeugen, wenn man eine todernste Lebenseinstellung über einen langen Zeitraum zulässt. Deshalb: Lachen gegen Angst, Niedergeschlagenheit und Pessimismus.

Und das ist nur ein Bruchteil von dem, was beim Lachen im Körper passiert.

Unser Alltag

Kommen wir nun zu unserem Alltag:
Die arbeitende Bevölkerung ist immer größer werdendem Druck ausgesetzt. Arbeitsplätze von entlassenen Mitarbeitern oder von Mitarbeitern, die in die Rente gehen, werden nicht mehr besetzt.
Die Angst um den eigenen Arbeitsplatz wächst. Bei der arbeitslosen Bevölkerung geht es um die Existenz; sie bekommen immer weniger Geld, mit dem sie ihren Lebensunterhalt bestreiten müssen.
Bei Menschen mit lebensbedrohenden Krankheiten geht es täglich um die Frage des Überlebens. Pflegende Angehörige, plagen die Sorgen um das erkrankte Familienmitglied.

Die Humorstrategie

Aber was können wir denn dagegen tun?
Vielleicht werden Sie nun sagen, dass sich ja auch nichts an Ihrer Situation ändert, wenn Sie mehr lachen oder öfter lustig sind...
Selbstverständlich müssen Sie auch dann Ihren Alltag bewältigen. Aber vielleicht gelingt es Ihnen, eine andere Einstellung zu Ihrem Alltag zu bekommen, damit alles leichter von der Hand geht und auch leichter genommen wird.

Sie haben ja nun gerade Ihr ganz normales Alltagsgesicht aufgesetzt!
Und jetzt hören und fühlen Sie in sich hinein: welche Gefühle haben Sie?
Ich denke, es ist eben wie immer, wie jeden Tag.

Jetzt lächeln Sie einmal.
Lächeln Sie Ihren Nachbarn oder Ihre Nachbarin an
Immer schön weiter lächeln.
Und auch jetzt horchen Sie in sich hinein: was ist jetzt in Ihrem Innern passiert?

Das war doch schon ein besseres Gefühl als vorhin beim Alltagsgesicht, oder nicht ?

Sie sehen allein daran schon, dass bereits schon bei einem kleinen Lächeln das erlebte Gefühl besser ist.
So richtig gut geht es Ihnen dann, wenn Sie sich das zur Lebenseinstellung machen.
Jetzt stehen Sie bitte einmal alle auf !
Nun setzen wir uns alle eine Maske auf: Das ist die Maske der Wut und des Zorns !

Zur Wut gehört nun auch, dass Sie eine Faust machen und die ganze Wut im zusammen drücken der Faust äußern.
Halten Sie die Wut! Achten Sie auf Ihre Stimmung und auf Ihr Gefühl
Und nun lösen Sie die Faust wieder und atmen tief durch.

Jetzt setzen wir uns wieder eine Maske auf.
Dieses Mal ist es aber die Maske der Lebensfreude und des Fröhlich-seins

Halten Sie auch diese Stimmung, lächeln Sie dabei.
Wenn Ihnen danach ist, können Sie auch ein Liedchen trällern oder pfeifen, was immer Sie möchten. Achten Sie wieder auf Ihr Gefühl.

Sie können sich nun wieder setzen

Der Vergleich

Wenn Sie nun die beiden Masken miteinander vergleichen stellen Sie dabei fest, dass es ist, wie im Alltag:
Ein Tag ist so, dass man sich gut fühlt, auch mal ein Liedchen vor sich hin summt.
Und an solchen Tagen geht man auch anders mit Problemen um.
An den anderen Tagen, an denen man nicht so gut drauf ist, entwickelt man auch schneller eine Aggression, ist schnell genervt und auch ungeduldiger.

Die einfache Übung

Deshalb machen wir nun folgende Übung:

Stehen Sie bitte noch einmal auf

Setzen Sie sich die Maske der Lebensfreude und des Fröhlich-seins noch einmal auf.
Hören Sie in sich hinein. Ihre Stimmung ist gut.
Nun machen Sie eine Faust, richtig fest.
Sie werden feststellen müssen, dass es mit der Wut nicht so richtig klappen will!
Sie haben ja auch die Maske der Lebensfreude auf und da passt keine Wut hinein.

Die Erkenntnis

Was sagt uns das nun?
Wenn Sie also einmal einen schlechten Tag haben, dann lächeln Sie doch einfach.
Allein durch das hochziehen der Mundwinkel ist es kaum möglich, in Wut zu geraten oder verärgert zu werden.
Und wenn Sie bereits eine Wut haben an einem solchen schlechten Tag, lächeln Sie trotzdem: So kommen Sie schneller wieder aus Ihrer Verärgerung heraus.

Die Stühle des Lebens

Nun brauche ich eine freiwillige Person....
Sie sehen hier zwei Stühle stehen.
Setzen Sie sich auf diesen Stuhl!
Das ist der Stuhl des Leids, der Trauer, der Angst, der Niedergeschlagenheit, der Erschöpfung.
Alles ist schwer.
Man hat keine Lust zu Nichts
Das was Sie tun, tun Sie lediglich aus Verantwortung jemandem gegenüber Sie funktionieren nur und leben nicht.!

Wenn Sie über längere Zeit auf diesem Stuhl sitzen, wird sogar das Aufstehen am Morgen immer schwerer.
Und wenn dieser Zustand länger andauert, und wir nichts für UNS tun, dann folgt darauf die Krankheit (Psychosomatik).
Der Körper reagiert darauf, weil wir uns nicht um unsere Seele gekümmert haben

Nun setzen Sie sich auf diesen Stuhl ....
Das ist der Stuhl der Freude, des Glücks, der Zufriedenheit, der Vitalität
Hier sind wir Mensch
Fühlen uns wohl
Alles gelingt und macht uns Freude
Wir spüren die Energie in uns
Wir erleben Lebensfreude
Es ist uns nicht zuviel für andere Menschen da zu sein.

Was ist Ihnen aufgefallen zwischen diesen beiden Stühlen?
Sie/Er saß auf diesem Stuhl viel aufrechter!
Auf dem anderen Stuhl ließ sie/er die Schultern hängen!
Die Gesichtszüge auf dem Stuhl der Freude sind weicher und nicht angespannt.
Hängende Mundwinkel bewirken gebückte Haltung (sie ziehen uns herunter)
Lächeln dagegen richtet den Menschen auf.
Was machen Sie nun mit diesem Stuhl?

Die mehr als 4000 Jahre alte Humorpathologie behauptet: Alle Krankheiten entstehen aus der Disharmonie der Körperflüssigkeiten!
Humor ist demnach das wirksamste Mittel, diese wieder in Harmonie zu bringen und damit vielen psychosomatischen Krankheiten entgegen zu wirken.
Dieses Mittel anzuwenden bedarf der bewussten Entscheidung jedes Einzelnen. Der Rest ist Training.

Oft gestellte Fragen

Ich möchte noch kurz auf mir oft gestellte Fragen eingehen.

Soll man sich zwingen zu lachen?

Keinesfalls! Lachen ist Ausdruck innerer Freiheit, wie sie die Lebensrealität eines unverletzten Kindes kennzeichnet.
Wenn wir unser inneres Kind oder sein Ebenbild, den inneren Clown frei schalten und walten lassen, gelingt uns das am besten, wenn wir die vielen Ungereimtheiten und Absurditäten unseres Alltags nicht mehr allzu ernst nehmen! Dann stellt sich das Lachen wie von selbst ein.
(Man soll ernst bleiben und dann geht das nicht!)

Soll man bewusst lachen?

Unbedingt! Leider sperren sich manche Menschen gegen die vielen Anlässe, die sie zum Lachen bringen können. Wir sollten es umgekehrt machen: systematisch nach komischen Auslöse-Reizen suchen, die den Lachreflex in Gang setzen. Es steht in unserer Macht, dem Alltag viele lustige Seiten abzugewinnen, mit unseren Mitmenschen Scherze und Witze auszutauschen. Dabei sollten wir uns bewusst um lautes, intensives Gelächter bemühen

Kann man Lachen lernen?

Besser müsste es heißen: wieder erlernen!
Als Kinder haben wir problemlos gelacht, weil wir uns nicht viele Gedanken über die Reaktion der Umwelt gemacht haben. Wir haben uns weniger kontrolliert, waren weniger auf Selbstbeherrschung eingestellt.
Wer Lachen als Erwachsener wieder lernen will, sollte sich deshalb sein inneres Kind zum Vorbild nehmen.

Wie oft soll man lachen?

Meine persönliche Empfehlung ist, jede passende Gelegenheit zum Lachen wahrzunehmen. Wer sich einer Gruppe anschließt, in der das Reflexlachen praktiziert wird, tut sich einen guten gesundheitlichen Dienst.
Beim Reflexlachen wird in der Gruppe zwischen 15 und 30 Minuten gelacht und jeder fühlt sich hinterher federleicht.
...der ist in seinem Denken und Handeln flexibler.
Der humorvolle Mensch sagt nicht einfach: Heute geht es mir nicht gut, weil ich Kopfschmerzen habe , sondern z.B. Heute geht es mir nicht gut, weil der Eierpreis aufgeschlagen hat oder ...weil morgen schon wieder Mittwoch ist ...
Für den Humorvollen ist alles relativ: alles kann anders sein
So konzentriert sich der Humorvolle eben ganz auf die Frage, die er ihrerseits wieder in Frage stellt.
Zum Beispiel:
Warum hast du das Geschirr noch nicht gespült?
Der Humorvolle antwortet:
Tolle Frage! Das ist mir selbst ein Rätsel.

Abschluss

Damit bin ich am Ende mit meinem Vortrag.
Ich hoffe und wünsche Ihnen, dass Sie einiges mitnehmen und auch in die Praxis umsetzen können.
Lachen Sie mit Ihren Angehörigen, Freunden, Bekannten und Arbeitskollegen. Auch sie lachen gerne. Und Lachen verbindet.
Ich möchte Ihnen gerne ein Motto mit auf den Weg geben: Ich kann mich den ganzen Tag ärgern, verpflichtet bin ich jedoch nicht dazu


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