Harry Luck
Lachen und Schießen
Emons Verlag, Köln 2011
ISBN 978-3-89705-794-4
190 Seiten
Was haben Kriminalschriftsteller und Humoristen eigentlich gemeinsam? Sie wollen beide ihre Kundschaft unterhalten und zum Nachsinnen über das ein oder andere Thema anregen. Der Journalist und Kriminalautor Harry Luck will dies mit seinem Kriminalroman Lachen und Schießen natürlich auch. Es ist eine kurzweilige Geschichte, die Luck geschrieben hat. Es ist aber auch eine amüsierende Geschichte. Denn als gebürtiger Rheinländer hat Luck natürlich einen distanzierten und deshalb auch klaren Blick auf die bayrische Lebensart. Jene bayrische Lebensart und urige Mentalität, die in zahlreichen kleinen Episoden des Krimis Lachen und Schießen offenbar.
Aber warum geht es in der Geschichte Lachen und Schießen ? Es geht um Morde in der Münchner Humor-Szene. Und wie es sich für einen Mord im Münchner Kabarett-Milieu gehört findet dieser in der traditionsreichen Lach-Kompanie statt. Welche geschichtsträchtige Einrichtung da wohl Pate gestanden hat ? Von diesem Brennpunkt des Münchner Lachens ausgehend, entwickeln sich die Episoden und auch die inhaltlichen Diskussionen. Inhaltliche Diskussionen, die derzeit sicher in der Humor-Szene geführt werden. Ist es die Stand-up-Comedy, der kurzfristige Gag oder die Ausgereiftheit traditionellen Kabaretts, die vom Publikum gewünscht ist? Geht es in der Humor-Szene um inhaltliche Qualität oder schnell verdientes Geld? Antworten gibt der Kriminalroman Lachen und Schießen nicht. Doch hält er das Feuer warm, um das herum nach Antworten auf diese Fragen gesucht wird.
Es sind jedoch nicht nur die Auseinandersetzungen um die Perspektiven des Humors, die den Kriminalroman Lachen und Schießen zu einem erholsamen Leseerlebnis machen. Es sind auch wieder einmal bei Harry Luck die kleinen Menscheleien zwischen den Protagonisten. Die holländische Kommissarin Anneke van Royen ist im Rahmen eines europäischen Austauschprojekts in das Münchner Kommissariat eingezogen. Sie trägt die eine oder andere Frotzelei mit dem Hauptkommissar Lukas Schmidtbauer aus, die sicherlich nicht untypisch für das Miteinander von Frauen und Männern im Polizeipräsidium sind. Erstaunen ruft auch hervor, in welcher Weise die Lach-Aktivisten miteinander verwoben sind und wie sich die Geschichte Lachen und Schießen letztendlich in einem Beziehungwirrwarr auflöst.
Die Spannungsbögen bleiben in dem Kriminalroman Lachen und Schießen immer wieder lebendig, wenn sich die Akteure der Geschichte zwischen der bodenständigen und gemütlichen Lach-Kompanie sowie der Glamour-Welt eines kabarettistischen Weltrekords im alten Münchner Olympia-Stadion bewegen. Der Leser legt das Buch nicht aus der Hand, wenn er die Kommissare und die Lach-Profis zwischen Bühne und der Einsamkeit des tristen Beamtenbüros oder der Haidhauser Wohnung erlebt. Dass der Kriminalroman Lachen und Schießen dann noch mit kommunalpolitischem Senf um eine bayrische Regionalpartei gewürzt wird, macht ihn noch zu einem besonderen Schmankerl. Harry Luck ist es mit dem Roman Lachen und Schießen einfach gelungen, eine kurzweilige und spannende Geschichte mit vielen regionalen Bezügen zu schreiben. Der Reiz liegt darin, dass die innere Anspannung des Lesers nie verloren geht, genauso wenig wie das amüsierte Lächeln.
Christoph Müller