Sie sind hier: Startseite » Humor in den Medien » CD/DVD

Interview O.Möller

Große Handpuppen ins Spiel bringen ist der Titel einer DVD, die in diesen Tagen vom Theaterpädagogen Olaf Möller veröffentlicht wurde. Puppenspiel ist nicht nur eine großartige Methode für alles pädagogische Arbeiten, sie kann vor allem eine Menge Freude freisetzen , ist eine Kernüberzeugung Möllers, der bereits ein Buch zum spielpädagogischen Einsatz von Klappmaulpuppen im Ökotopia-Verlag veröffentlichte. Was für Möglichkeiten in den großen Puppen stecken können steckt, verrät er im Interview.

Lieber Olaf Möller, was ist der Reiz am Handpuppenspiel ?

Wo ich durch die Puppe ins Spiel zu komme, muss ich mein erwachsenes Selbst nicht mehr ganz so ernst nehmen und das kann sehr befreiend wirken. Dann kommt es vor, dass die Puppe auf meiner Hand Impulse und Gefühle ausdrückt, die ich mir ohne sie nie anzusprechen oder mitzuteilen getraut hätte, und diese Freiheit kann so schön ansteckend sein. Ein Zugang zum spielerischen Umgang im Miteinander wird frei und die ewige Orientierung an Zielstrebigkeit, Effektivität und Leistung kann endlich mal durchbrochen werden, was oft so wohltuend ist. Wenn Menschen zu spielen beginnen, werden sie menschlicher und können viel größere Dinge angehen und vollbringen und das viel leichter tun im Alltag, in der Pädagogik, in der Therapie oder welchen Bereich auch immer.

In therapeutischen und pädagogischen Arbeitsfeldern kann ich den Kindern mit der Handpuppe auf auf Augenhöhe begegnen. Und je mehr ich der Puppe erlaube, meine kindlichen Seiten zu wecken, umso besser geht das. Desto mehr Freude habe ich dann übrigens auch an meinem Spiel...

Warum möchtest Du insbesondere Menschen in pädagogischen und therapeutischen Praxisfeldern dazu ermutigen, Handpuppen einzusetzen?

Ich habe zwei Kinder, während ihrer Schulzeit bereits einiges an Schwerem ertragen mussten, und ich träume davon, dass Schule für alle schöner, lebendiger und fröhlicher wird, so dass die Freude am Lernen (und Lehren) die Basis bilden kann. Ich glaube, dabei kann Theater, Spiel und Puppenspiel hervorragende Hilfeleistung bieten und beide, die Kinder und Pädagogen/ Pädagoginnen, verzaubern und befreien. Was den therapeutischen Einsatz von Handpuppen angeht: Gerade hier kann die Fähigkeit der Puppe, Beziehung zu stiften, außerordentlich unterstützend wirken. Auch der Therapeut/ die Therapeutin kann mittels der Puppe Seine/ ihre Rolle verlassen und dem Kind mit einem vergrößerten Repertoire an spielerischer Freiheit begegnen. Ganz neue, unerwartete Zugänge, Perspektiven und Möglichkeiten lassen sich auf diese Weise erreichen.

Wie können engagierte Frauen und Männer die Kunst der Improvisation lernen? Was sind gute Voraussetzungen ?

Wann immer Menschen im Leben nicht wissen, was sie tun sollen, improvisieren sie, ob sie es wollen, oder nicht. Pläne zu machen und zu erleben, wie diese durchkreuzt werden, gehört zu unserem Leben und in gleicher Weise auch das Improvisieren. Nur ist das Improvisieren deshalb noch lange nicht beliebt, weil wir so viel lieber bei unseren ausgefeilten Plänen bleiben wollen als die Zustände erleben zu müssen, die sich gerade beim Anfang des Improvisierens gelegentlich einstellen, wie z.B. Kontrollverlust, Angst, Ahnungslosigkeit... Wer aber mit Kindern zusammensein oder arbeiten möchte, der tut gut daran, seine Seele für das Improvisieren bereit zu halten. Was übrigens auch sehr lohnenswert ist: Denn wenn ich Überraschungsmomente erlaube kann das Leben manchmal so viel, viel schöner und intensiver werden als ich es je hätte planen können.

Und was beim Improvisieren hilft? Ein gewisser Mut, gelegentlich Risiken einzugehen und dem eigenen Sicherheitsbedürfnissen ein kleines Schnippchen zu schlagen. Eine Liebe zu verrückten Einfällen, die Freude daran, mit Freunden herumzuspinnen und zu träumen. Zeiten der Ruhe vor dem Kamin, in der Badewanne oder auf Spaziergängen. Mittagsschläfe. Gute Freunde, denen ich mein Herz zeigen kann. Das Wissen, dass ich Fehler machen darf, auch wenn es nicht unbedingt immer Spaß macht, und dass es in meinen Fehlern gelegentlich total viel zu lernen gibt. Die Freiheit, nicht alles ganz so ernst nehmen zu müssen, auch nicht mich selbst. Eine Ahnung davon, dass normal nicht unbedingt gesund sein muss und dass Alltag und Normalitäten unsere Lebendigkeit und Kreativität ersticken können. Die Bereitschaft, unterwegs zu sein. Und Theater- und Handpuppenspiel natürlich, denn das sind so großartige Übungs- und Experimentierfelder für das Leben...

Inwieweit können beispielsweise Menschen aus Pflegeberufen mit Handpuppen humorvolle Interventionen versuchen ?

Es ist nicht gar nicht immer nötig, die Puppe fröhlich oder humorvoll zu spielen. Gerade in den pflegerischen Arbeitsfeldern (insbesondere in der 1:1-Situation) kann sie bereits über genug Zauber und Faszination verfügen, wenn sie den Menschen ganz normal begegnet. Sie muss sie dann nicht unterhalten oder zum Lachen bringen, es reicht wenn sie einfach da ist. Wo das gelingt, kann zwischen der Puppe und ihrem Gegenüber Beziehung von einer Qualität entstehen, ich ohne Puppe nur selten erreiche. Magische Momente tun sich dann manchmal auf.

Wo treffen sich Clowns und Handpuppenspieler inhaltlich?

Bei beiden geht es vermutlich darum, in eine kindliche Rolle zu schlüpfen (zumindest solange der Puppenspieler/ die Puppenspielerin eine Kinderpuppe spielt). Und in gewisser weise verstecken sich beide, um ihr erwachsenes Selbst hinter sich zu lassen: Der Clown hinter der roten Nase, und der Puppenspieler/ die Puppenspielerin hinter ihrer Puppe. Und vielleicht spielen beide vom Herzen um Herzen zu erreichen....

Und was vermittelst Du in Deiner DVD?

Die DVD ist vor allem für all diejenigen produziert, die Klappmaulpuppen lieben und auch ahnen, dass mit ihnen ganz steckt, sich aber noch nicht getraut haben, sie selbst einzusetzen. Sie bietet eine fröhliche und unterhaltsame Einführung in die Spieltechnik mit einer Menge an Tipps, Anregungen, Beispielen und Übungen.

Die Fragen stellte Christoph Müller.