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Category: Humor in der Wirtschaft

Bissiness, Humor im Business

„Es ist schlimm, in einem Unternehmen zu arbeiten, in dem es keinen Humor gibt. Aber noch schlimmer ist es, in einem Unternehmen zu arbeiten, in dem man Humor braucht.“ Dieses ein wenig veränderte Zitat von Bertolt Brecht könnte zum Irrtum verleiten, man beschäftige sich in den Unternehmen besser nicht mit dem Humor. Umgekehrt lässt sich aus dem Brechtzitat folgern: Es ist schön in einem Unternehmen zu arbeiten, in dem es Humor gibt. Und noch schöner ist es, wenn dieser Humor der Unternehmenskultur entspringt. So könnten Unternehmen, die sich dem Humor zuwenden, nach außen deutlich zeigen, wie positiv die Atmosphäre und wie hoffnungsvoll-optimistisch die Zukunft des Unternehmens ist.

Wo lediglich durch einige „lustige“ Veranstaltungen oder dem einzelnen Auftritt eines Clowns bei der Betriebsversammlung Humorimport betrieben wird, kann es nur schlimmer werden. Humor lässt sich nicht verordnen und auch nicht importieren. Wahrscheinlich ist es ebenso wie beim einzelnen Menschen auch. Der Lachforscher Willibald Ruch geht davon aus, dass Humor bzw. Heiterkeit eine angeborene Persönlichkeitseigenschaft ist. Und für Unternehmen dürfte dies in ähnlicher Weise gelten. Wo die Unternehmenskultur keine Heiterkeit zulässt, da helfen auch keine Humorprogramme. Allerdings sieht die Wirklichkeit nicht so eindeutig aus. So wie die Veranlagung zum Humor kein entweder oder ist, sondern ein mehr oder weniger, da kann auch ein Unternehmen für sich feststellen, wo Humorkapazitäten frei sind. Willibald Ruch hat in seinen Forschungen auch herausgefunden, dass die Umgebung einen großen Einfluss auf die Heiterkeit hat. Und vor allem hier haben die Unternehmen zahlreiche Möglichkeiten. Die Erfahrungen in der Humorberatung zeigen immer wieder, dass in den Unternehmen nicht nur schlecht gelaunte Mitarbeiter herumsitzen. Vielmehr gibt es gewisse „Verbote“, die das Lachen und den Humor unterdrücken. Und das macht die Komplexität des Themas Humor aus, wovon da eigentlich die Rede ist, das bleibt häufig im Unklaren: Geht es um Optimismus, um positives Denken, um Heiterkeit, um Witz, ums Lustigsein oder um Spaß?

Um nun gleich der Frage zuvorzukommen, „Was bringt der Humor im Business?“ hier eine erste Antwort: Humor fördert vor allem ein positives Betriebsklima und eine optimistische Einstellung zu der eigenen Arbeit sowie dem Erfolg des Bemühens. Es ist leicht nachvollziehbar, dass Mitarbeiter aufgrund einer positiven Atmosphäre im Unternehmen lieber zur Arbeit kommen und sich ihren Kollegen gegenüber mehr verpflichtet fühlen. Wenn man bedenkt, dass tatsächlich ein sehr großer Teil der Lebenszeit mit der Erwerbsarbeit ausgefüllt ist und dass man mit seinen Arbeitskollegen oft zeitlich mehr und enger zusammen ist als mit Freunden, der Familie usw., dann ist es eigentlich selbstverständlich, dass der Mensch das Bedürfnis hat, diese Zeit auch positiv zu füllen. Glaubt man den gängigen Umfragen über den Krankenstand und seine Gründe, so kann man davon ausgehen, dass ein schlechtes Klima zu etwa 74 % die Krankmeldung verursacht oder veranlasst. Ein positives Klima ist immer daran abzulesen, dass gelacht wird, dass Scherze gemacht werden können und auf diese Weise auch Kritik geäußert wird. Ein humorvolles Klima ist daher deutlich von einem „ach wie ist es schön hier“ abzugrenzen, denn Humor ist nicht nur schön. In einer humorvollen Umgebung sagt man sich eher die Meinung. Es tut zwar weh, aber man lacht noch drüber. Wird eine Kritik jedoch zurück gehalten, knallt es irgendwann oder die Dynamik hat sich so verfestigt, dass die Krankheit in den Strukturen sitzt. Mit einem Satz von Albert Camus lässt sich dass vielleicht deutlich formulieren: „Die Fantasie tröstet die Menschen über das hinweg, was sie nicht sein können, und der Humor über das, was sie tatsächlich sind.“

Bei Führungskräften und in den Unternehmensstrategien hat es der Humor jedoch schwer. Zwar sind Manager keineswegs humorlos, wie oft behauptet wird, doch widerspricht es den meisten Firmenstrategien auch nach außen hin als humorvoll zu gelten. Schnell könnte dies zu einem Verriss werden. Ein Unternehmen, das freimütig bekannt geben würde „Wir führen Humortrainings- und beratung ein“ muss damit rechnen, dass Außenstehende denken, dieses Unternehmen braucht wohl den Humor, denen scheint es ja schlecht zu gehen, denen hilft wohl nur noch der Humor. Und je nach Branche wird befürchtet, dass ein seriöses Unternehmen mit dem Bekenntnis zum Humor seine Glaubwürdigkeit und damit das seriöse Image verliert. Oft bringen dann die Kritiker vor, in Amerika wäre ja alles ganz anders, dort wäre die Humorberatung fest etabliert. Das Schauen auf Amerika erbringt für die deutschen Unternehmen allerdings keinen Fortschritt. Denn bei genauer Betrachtung stellt sich oft heraus, dass die Amerikaner häufig etwas ganz anders meinen als die Deutschen. So ist schon der Begriff Humor im Deutschen anders geprägt als im Englischen. Und wer möchte schon das Lachen zur Pflicht machen, wie es die Supermarktkette safeway in ihren Arbeitsverträgen festschreibt. Im Deutschen bietet es sich an von Heiterkeit zu sprechen. Heiterkeit wiederum enthält Assoziationen zu den philosophischen Wurzeln der Lebenskunst. Und damit gibt es vielleicht eine eigene Form der humorvollen Unternehmenskultur in Deutschland.

Die Frage ist nun, wie geht das mit dem Humor? Wie kann man das Aufkommen des Humors im Business beurteilen? Und wie können Führungskräfte den Humor einsetzen? Das Geschäft ist hart, die Zeiten sind kritisch und eigentlich sind die wenigsten zum Lachen aufgelegt. Kostenreduktion, Fusionen, ein starker Verdrängungswettbewerb führen eher zu einer Angst vor Arbeitsplatzverlust als zur Freude an der Arbeit. Umso mehr müssen sich Unternehmer fragen, wie sie ihre Mitarbeiter bei Laune halten. Witz und Humor sind da sowohl ein wichtiger Indikator für eine gute Atmosphäre wie auch Stimmungsmacher.

Dagegen wurde jahrelang in der Berater- und Trainerbranche die Konjunktur der weichen Faktoren betrieben. Damit ist jetzt Schluss. Es wird Zeit zum Biss. Der Managementberater Fredmund Malik kommt in seinem Buch „Führen Leisten Leben“ zu dem Schluss: Ein Manager ist in der Vorstellung vieler Menschen ein Universalgenie, denn bisher wurde die Frage gestellt, welche Persönlichkeit eine Führungskraft hat oder ist. Malik möchte die Perspektive verändern und fragt: „Was ist eine wirksame Führungskraft?“ Mit dieser Fragestellung ergibt sich eine Entlastung sowohl für die Führungskräfte als auch für die Mitarbeiter. Denn es geht nicht darum, auf die Persönlichkeit Einfluss zu nehmen oder mit Hilfe z. B. von Coaching die eigene Psyche zu verändern, sondern sachlich und objektiv zu ergründen, wie eine Führungskraft zielorientiert wirksam sein kann. Gleichzeitig rückt Malik die Aufgabe von Führungskräften deutlicher in den Mittelpunkt. So kann bei Entscheidungen die ultima ratio nicht eine Mehrheitsentscheidung sein, vielmehr gilt es deutlich zu unterscheiden, wer zu handeln hat. Der amerikanische Präsident Harry Truman formulierte dies so: „I will have to make the decision, and I will take as many of your opinions as possible into consideration. But it is my job to make the decision and I will let you know what it is.“

Folgt man dieser Auffassung von Malik, so ergeben sich für eine Führungskraft vor allem drei Anforderungen: 1. Die Führungskraft braucht eine innere Distanz zu sich und den Mitarbeitern. 2. Die Führungskraft muss sich mit der Möglichkeit des Scheiterns auseinander setzen. 3. Die Führungskraft sieht sich als Vorbild, durch das eine Orientierung vermittelt wird. Wer nun die Führungskräfte betrachtet, die diese Anforderungen erfüllen, wird feststellen, dass solche Menschen sich von anderen unter anderem durch ihren Humor und ihre Ironie unterscheiden. Denn mit Humor und Ironie lassen sich eindeutig und klar die Dinge sagen und gleichzeitig das Menschlich-Versöhnliche mitteilen: Man sagt etwas mit Biss und der andere weiß, dass er nicht wirklich gebissen wird. Die Botschaft ist der Humor und nicht die humorvolle Bemerkung.

Doch nicht nur die Führungskräfte in ihrer Art sorgen für den Humor. Ein Unternehmen, das sich z. B. die Institution eines Hofnarren erlaubt, beweist sehr eindeutig die Humorbereitschaft. Wüthrich/Winter/Müller erläutern in ihrem Buch „Die Rückkehr des Hofnarren“ zumindest theoretisch anschaulich, welche Bedeutung der Hofnarr für die Reflexionskultur sowohl des Vorgesetzten als auch des Unternehmens hat. Getreu dem Satz von William James „Viele Menschen glauben, sie würden denken, während sie in Wirklichkeit nur ihre Vorurteile ordnen“ hält der Hofnarr den Spiegel vor. Die Omnikompetenz, die Machtspiele, das schlechte Zuhören, die Ungeduld bei Veränderungsprozessen, gewisse Denkzwänge usw. könne durch den Hofnarren aufgedeckt werden. Wüthrich/Winter/Müller postulieren dabei nicht die Planstelle „Hofnarr“ für jedes Unternehmen, sondern die Bereitschaft sich quasi im ständigen „Austausch“ mit einer solchen Figur zu begeben.

Der Hofnarr ist quasi eine moralische Instanz der Vernunft. Er verweist auf die Verantwortung von Vorgesetzten, ihr Tun und Denken ständig zu überprüfen und ironisch zu brechen. Das Ergebnis ist der ökonomische Erfolg, weil Strategien wohlüberlegt geplant werden. Eine solche Strategie kann natürlich auch zur Entlassung von Mitarbeitern führen. Meist sind es die mittleren Führungskräfte, die dann den Mitarbeitern mitteilen müssen, dass sich das Unternehmen von ihnen trennen muss. Diese stehen dann allein mit ihrer Not, denn gerne erledigen sie diese Aufgabe nicht. Hier wird der Humor auch wieder zur fast moralischen Instanz. Führungskräfte müssen das mittlere Management mit Heiterkeit stützen, damit kein Galgenhumor und Zynismus entsteht. Diese Weisheit ist schon recht alt. Benedikt von Nursia, der Ordensgründer der Benediktiner, verlangte in seinen Regeln, dass der Vorgesetzte seinen Mitarbeitern Freude vermitteln soll, um sie zu stützen. Anselm Grün deutet diese Regel bei Benedikt so: „Entscheidend ist für Benedikt, dass der Verantwortliche keine Traurigkeit vermittelt, sondern Ruhe und Frieden, Freude und Lust am Leben.“ Humor im Unternehmen ist in dieser Sichtweise vor allem die Kultur des Umgangs miteinander. Und hierfür lassen sich nicht einfach einige Lachübungen machen und die Welt ist in Ordnung. Damit der Humor zur gelebten Kultur wird, bedarf es der Persönlichkeitsentwicklung, der Förderung heiterer Ansätze beim Einzelnen wie auch bei Teams. Hierfür können sich Führungskräfte sensibilisieren und das ist es, was Humorseminare bewirken können. Oder, um es ganz antik zu formulieren: „Ein Scherz, ein lachend Wort entscheidet oft die größten Sachen treffender und besser als Ernst und Schärfe“ (Horaz).

Dipl.-Psych. et Dipl.-Theol. Thomas Holtbernd

Literatur

-Grün, A. (1998). Menschen führen Leben wecken. Anregungen aus der Regel des heiligen Benedikt. Münsterschwarzach: Vier-Türme-Verlag.

-Holtbernd, T. (2003) Führungsfaktor Humor. Wie Sie und ihr Unternehmen davon profitieren können. Ueberreuter: Frankfurt.

-Malik, F. (2000). Führen Leisten Leben. Wirksames Management für eine neue Zeit. Stuttgart München: DVA.

-Wüthrich, H. A., Winter, W., Philipp, A. F. (2002). Die Rückkehr des Hofnarren. Einladung zur Reflexion nicht nur für Manager! 2. Aufl. Herrsching: Gellius.

Humor als Erfolgsfaktor für Unternehmen

Vorgesetzte, die brenzlige Situationen humorvoll entschärfen und Humor im Arbeitsalltag als Kommunikationsmittel einsetzen, genießen große Akzeptanz. Humor ist eine Erfolgsstrategie. Denn Studien zeigen: Wo gelacht wird, fühlen sich die Mitarbeiter wohl und es wird in der Regel mehr und besser gearbeitet.

In unserer Arbeitswelt begegnen wir als Führungskraft tagtäglich Kollegen und Mitarbeitern. Wir treffen uns in Meetings, diskutieren und sind in verschiedene Arbeitsabläufe integriert. Der Alltag in Unternehmen und Verwaltungen ist in der Regel geprägt von Zahlen, Aufträgen, administrativen Gesprächen und nur selten von menschlichen Begegnungen. Dabei könnte diese direkte Kommunikation von Mensch zu Mensch einer der wesentlichsten Bausteine für den Erfolg eines Unternehmens sein.

In zahlreichen Studien haben Wissenschaftler nachgewiesen, dass die Identifikation mit einem Unternehmen weniger über deren Produkte und Dienstleistung erfolgt, als über das menschliche Miteinander. Viel Potenzial und Know-how gehen verloren, wenn sich fast 60 Prozent aller Mitarbeiter in eine innere Verweigerung geflüchtet haben, da das innerbetriebliche Klima von Angst und Unsicherheit geprägt ist so die Studie von Pew Research Center for People in einer weltweiten Befragung. Hier sind Führungskräfte und Personalvorstände gefordert, zu integrieren und das Potential der Mitarbeiter zu fördern.

Die alte Volksweisheit Mit Humor geht alles leichter lässt in Anbetracht der neuesten Studien über die Auswirkungen des Humors auf die Unternehmenswelt nachdenklich werden. Eine humorvolle Einstellung inspiriert Mitarbeiter und öffnet damit neue Kommunikationswege. Humor wird immer mehr als Führungskompetenz betrachtet, um in Unternehmen und Verwaltung eine neue Kultur der Menschlichkeit und Kreativität zu etablieren. Führungspersönlichkeiten, die brenzlige Situationen humorvoll entschärfen oder Humor im Arbeitsalltag als Kommunikationsmittel anwenden, genießen eine große Akzeptanz. Humor ist eine Erfolgsstrategie: Denn, wo gelacht wird, so zeigen die Studien, fühlen sich die Mitarbeiter wohl und es wird in der Regel mehr und besser gearbeitet.

In den USA und Japan wird Humor längst als emotionale Intelligenzkomponente betrachtet und als eines der wichtigsten Soft Skills gewertet. Amerikanische Global Player testen in Rekrutierungsgesprächen ihre Top-Kräfte bewusst auf ihre Humorfähigkeit. Das Wissen um ein humorvolles Miteinander erreicht nun auch Deutschland.

Humor als Führungskompetenz

In Deutschland leiden fast 40 Prozent der Führungskräfte in Wirtschaft und Politik an den Phänomenen Depression, Burnout und Krebs. Die Dunkelziffern sollen noch höher liegen, so die Studie der Freien Universität Berlin. Wissenschaftler der amerikanischen Stanford Universität haben festgestellt, dass Menschen, die täglich viel lachen und eine humorvolle Einstellung im Alltag pflegen, nicht an diesen Krankheiten leiden.

Es ist eine erwiese Tatsache, dass Kinder noch 400 Mal am Tag lachen, ein Erwachsener reduziert sein Lachen auf 15 bis 20 Mal am Tag. Am wenigsten lachen wir am Arbeitsplatz: Hier reduziert sich der Wert auf 5 Mal am Tag und in manchen Positionen und Abteilungen auf Werte, die weit darunter liegen. Diese werden von den Wissenschaftlern als gesundheitsgefährdend eingestuft.

Lachen und Freude ist eine urmenschliche Eigenschaft und nur dem Menschen möglich, um bestimmte körperliche und psychische Prozesse in Gang zu halten. Zehnminütiges herzhaftes Lachen hat deshalb die gleiche Wirkung wie ein einstündiger Jogginglauf. In vielen europäischen Ländern wie England, Frankreich, Italien und den Niederlanden werden Humortrainings und Lachübungen inzwischen auf Krankenschein verordnet, um bei Top-Managern und Politikern dem drohenden psychischen und physischen Kollaps vorzubeugen.

Lachen, Freude und Glück sind Begriffe, die ein positives und zufriedenes Weltbild vermitteln. Menschen, die sich mit einer humorvollen Aura umgeben, werden von anderen immer als positiv eingestellt wahrgenommen. Es ist daher wichtig herauszufinden, was eine humorvolle, dem Leben mit Freude zugewandte Haltung, in einer Welt von Zahlen und strukturierten Abläufen zu suchen hat.

Der boomende Markt von Humortrainings und Personal-Coaching in Unternehmen und Verwaltung, insbesondere für führende Mitarbeiter spricht eine deutliche Sprache: hin zu mehr Menschlichkeit, zum Fördern und Beachten der Mitarbeiterpotentiale. Wollen wir nicht noch mehr Spitzenkräfte ins Ausland verlieren, brauchen wir ein neues Konzept von Führung, wie es in den USA und den nordeuropäischen Ländern – wie Schweden, Niederlande und Finnland – längst entwickelt worden ist.

Führung ist eine dienende Beziehung zu anderen Menschen, die ihr Wachstum inspiriert und die Welt zu einem besseren Ort macht, so Lance Secretan vom weltweit führenden Beratungsinstitut The Secretan Center Inc. Oder noch konsequenter Jeff Broz, der Gründer des Buchonlinedienstes Amazon:

Unsere Arbeitswelt muss unserer Seele Raum geben. Das Wohlergehen und der Erfolg unseres Unternehmens hängen von der Qualität des Umfeldes ab, in dem wir arbeiten.

Wenn es Managern gelingt, sich selbst und ihren Mitarbeitern humorvoll zu begegnen, schaffen sie die Möglichkeit, Freude in die Arbeitswelt zurückzuholen. Es wird ein Raum kreiert, in dem sich alle Führungskräfte und Mitarbeiter wieder mit Leidenschaft ihren Tätigkeiten zuwenden können, denn Humor und Lachen verbinden uns: mit uns selbst und mit den anderen. Humorvolle Einstellungen machen es möglich, die Spannungen abzubauen, nicht nur auf die Erfolgsbilanzen zu schielen und Raum für kreative und unkonventionelle Lösungen abseits der eingetretenen Pfade anzubieten. Missgeschicke werden toleriert, sogar als Chance begriffen, um zu neuen Ideen oder Ansätzen zu gelangen. Dr. Michael Titze, führender Humor-Therapeut, sagt:

Wer Humor hat, der ist in seinem Denken und Handeln flexibler. Humorvolle Menschen sind in ihrer Wahrnehmung nicht so eingeengt, wie der rein rationale Typ. Sie paaren das Althergebrachte (Konventionelle, Normative, Vorgeschriebene) mit dem Neuartigen (Ungewöhnlichen, Verblüffenden).

Humor wirkt befreiend

Humor bewirkt eine Versöhnung mit widrigen Umständen. Ein humorvoller Kommunikationsstil wirkt entkrampfend. Er gibt meinem Gegenüber die Erlaubnis, in Kontakt mit sich selbst und den eigenen Ressourcen zu bleiben, statt in innerer Hab-Acht-Stellung vor den Machtstrukturen zu resignieren. Humor öffnet das Tor zur Weisheit, da es den nötigen Abstand zum Alltagsgeschehen ermöglicht und damit den Blick für die Meta-Ebene öffnet.

Von daher ist es auch verständlich, dass in den Humortests der amerikanischen Industrie nicht getestet wird, ob eine Führungskraft gut Witze erzählen kann oder als Entertainer clowneske Züge zeigt. Denn diese Fähigkeiten berühren nur die kognitive Seite des Humors. Es wird vielmehr überprüft, ob Führungskräfte die Freude aus dem inneren Seelenraum als positiven Weg betrachten können. Und noch viel wichtiger in diesen Gesprächen: Können die neuen Topkräfte den Fehlern mit einer gewissen humorvollen Leichtigkeit begegnen und wie Narren unkonventionelle Lösungen erarbeiten?

Heyoka-Humor-Strategie oder von den Clowns lernen

Ist Humor erlernbar? Diese Frage wird angesichts der Bedeutung von Humor und Lachen immer wichtiger. Inzwischen sind viele Theoretiker und Praktiker der Humorbewegung und Humortherapie der Ansicht, dass die Regeln der Komik und das Körperwissen der Clowns die besten Möglichkeiten bieten, den eigenen Humorstil zu entwickeln.

Die Auseinandersetzung mit der jahrtausende alten Figur des Clowns ermöglicht zunächst ein Eintauchen in die kindlichen Ressourcen, wie es der Psychotherapeut Dr. Michael Titze nennt. In zahlreichen Trainings wird die Figur des Clowns weltweit genutzt, um Menschen von Depressionen zu befreien, wie auch einseitig orientierten Führungskräften, die nur dem Logos zugeneigt sind, wieder mehr Kreativität und Spontaneit ät zu ermöglichen.

Der Clown ermöglicht ein freudiges Herangehen und fördert den viel gerühmten Perspektivwechsel: Dinge aus einer anderen Perspektive zu sehen und danach zu handeln. Zu einer modernen Firmenkultur, die ständig an neuen Entwicklungen und Verbesserungen arbeitet, gehört die Fähigkeit des Wahrnehmungswechsels zum wichtigen Know-how.

In den USA sind zu diesem Zweck sogenannte Veränderungsmanager angestellt, die immer wieder anregen, neue Prozesse bei der Produktentwicklung oder innerhalb der innerbetrieblichen Abläufe anzustoßen. In der Regel haben sie Trainings in humorvoller Strategie durchlaufen.

Die Regeln der Clowns, beispielsweise Übertreibung, Unerwartetes tun (die Erwartungshaltung nicht erfüllen) oder Veränderungen von Alltagssituationen, sind Stilmittel, die in abgeschwächter Form im beruflichen Alltag dazu eingesetzt werden können.

Mit den Augen eines Narren

In Anlehnung an den indianischen Heyoka-Clown, der als Gegenteiler in der indianischen Kultur den zweithöchsten Rang neben dem Häuptling innehatte, ist am Tamala Zentrum dem internationalem Zentrum für Clown, Humor und Kommunikation in Konstanz die Heyoka-Humor-Strategie entwickelt worden.

Bei dieser Arbeit geht es darum, die eigenen Humorressourcen zu befreien und ein Humor-Bewusstsein zu entwickeln. Spielfreude und kreative Aktionen werden wiederentdeckt und mit den Regeln der Clowns ein humorvoller (Körper-) Ausdruck erlernt. Die komischen Momente des Alltages werden gewürdigt und als Gelegenheit menschlichen Ausdruckes geschätzt. Alltagssituationen können mit den Augen eines Narren gesehen als Geschenk des Augenblicks genutzt werden. Manch ein Wahrnehmungswechsel lässt kreative Lösungen entstehen. „Die Welt anders wahrnehmen“ ist deshalb eine wichtige Übung im Heyoka-Humor-Training. So kann ich sagen: Ich habe wenig Zeit! oder Ich habe viel Zeit, die ich nicht nutze! Heyoka-Bewusstsein verhilft zu einer humorvollen Haltung, die durch Unerwartetes verblüfft und zum Lachen verhilft.

Dabei ist es nicht angesagt, im beruflichen Alltag den Clown zu spielen, jederzeit Witze zu erzählen oder lächelnd im Büro zu sitzen. Es geht darum, als Führungskraft Humorstrategien zu kennen, um neue Wege in der Kommunikation zu entwickeln.

Die Heyoka-Humor-Strategie bietet eine innere Landkarte, die in einzelnen Etappen den Weg zur humorvollen Intervention beschreibt und erlernbar ist. Die Zeit ist reif zu begreifen, dass Humor ein Teil der Unternehmenskultur ist und zur Ausstrahlung einer charismatischen Persünlichkeit gehört.

Auch wenn wir im europäischen Raum noch nicht so weit sind, den Forderungen von Fritz Maywald (Autor, systemischer Coach und Trainer) nach Einstellung eines Narren als Berater und Veränderungsmanager zu folgen, ist dennoch ein Satz von Charlie Chaplin zu bedenken:
„Er (Humor) regt unseren Sinn für Proportionen an und lehrt uns, dass in der Überbetonung des Ernstes das Absurde lauert.“

Quelle: www.business-wissen.de

Mit Humor aus der Krise. Interview von Regina Kogler

Inge Trunk hat es geschafft, ihr Talent als Kabarettistin in ihre berufliche Tätigkeit als Personal- und Organisationsberaterin einzubauen. Ihre Coaching- und Seminarmethode nennt sie „kabarettistische Interventionsmethode“. mediella war neugierig. Sie auch?

mediella: Inspiriert von Vorbildern aus den USA entstanden in den 90er Jahren auch in Deutschland verschiedene Ansätze, Humor nicht nur als Therapieform in Krankenhäusern oder Seniorenheimen einzusetzen. Für ihre Führungskräfteseminare engagierten Unternehmen wie Daimler Chrysler oder Audi vor Jahren sogenannte Humortrainer.
Ist das Thema noch aktuell, Frau Trunk?

Inge Trunk: Die USA sind in Sachen Humor viel weiter als wir es sind. Das Thema ist aber auch in Deutschland top aktuell.

mediella: Humor und Lachen ist fester Bestandteil Ihres Coaching- und Seminarkonzeptes. Ist die Gefahr für Sie als Trainerin, in die Schublade Klamauk und Unterhaltung geschoben zu werden, nicht groß?

Inge Trunk: Es haben sich zwei Lager gebildet. Die einen lehnen den Einsatz von Humor völlig ab, aus Angst unseriös zu erscheinen. Die anderen sind ganz begeistert „Genau das ist es. Sie will ich haben.“ Das ist die Erfahrung, die ich persönlich mit meinem Seminarangebot mache. Die Teilnehmer selbst sind immer begeistert.

mediella: Bezeichnen Sie sich als Humortrainerin?

Inge Trunk (lachend): Nein. überhaupt nicht. Humortrainings sind richtige Lachtrainings. Die gibt es auch. In vielen Städten, auch in München, werden mittlerweile Lach-Yoga-Kurse oder Lachgruppen angeboten. Aber das ist nicht meine Sache. Meine Arbeit ist stark inhaltlich orientiert. Ich gehe humorvoll an schwierige Themen wie Konflikte, Stress, Kommunikation heran. Heiterkeit, Lachen, Spaß gehört immer dazu.

mediella: Sie nennen ihre Methode kabarettistische Interventionsmethode. Wie sieht das konkret aus?

Inge Trunk: Soweit möglich, informiere ich mich bereits im Vorfeld der Seminare, welche konkreten Probleme es gibt. Das können Konflikte im Team, Einführung einer neuen Verwaltungssoftware, Ängste und Unsicherheit bei Umstrukturierungen sein. Die Methode passt für viele Themen und Zielgruppen, auch beim Coaching setze ich sie ein. Aus den gewonnenen Informationen bereite ich ein kabarettistisches Stück für meine Figur Antonella Torso vor. Ihr Auftritt am Anfang des Seminars ist auch gleich der Eisbrecher. Im Führungskräfteseminar „Präsentieren und überzeugen mit Humor“ schlüpfe ich zum Beispiel in die Rolle einer Mitarbeiterin, die sich sehr deutlich über ihren Chef auslösst. Humorvoll beschreibt sie in übertriebenster Weise, wie er sich regelmäßig bei Vorträgen und Kundengesprächen blamiert und was dabei alles schiefgeht. Die Seminarteilnehmer lachen nicht nur über diesen Chef, sondern im Grunde auch über sich selbst, ihre eigenen Fehler und Ängste, die sie wiedererkennen können. Im Anschluss an das Stück wird geschaut, was im konkreten Alltag für den einzelnen besonders stressig ist und gemeinsam Lösungen erarbeitet.

mediella: Handelt es sich also um einen Gag am Anfang, um das Seminar aufzulockern und die Stimmung zu heben?

Inge Trunk: Es ist viel mehr. Der Auftritt von Antonella Torso nimmt die Angst raus, die mit Konfliktsituationen häufig verbunden ist. In der kabarettistischen Übertreibung liegt die Befreiung. Intervention ist ein Fachbegriff aus der Psychologie. Über die völlig übertriebene Darstellung von erlebten Schreckensbildern aus dem Berufsalltag – durch die Figur Antonella Torso oder auch durch die Teilnehmer selbst – kann ich Veränderungen in der Wahrnehmung auslösen.

mediella: Ihre Zuhörer gewinnen Abstand und können das Problem oder die Konfliktsituation danach objektiver beurteilen.

Inge Trunk: Lachen ist Distanz. Lachen ist die purste Art der Meditation. Wer lacht, denkt nicht. Ein neuer Blick auf die eigene Situation macht auch offener für neue Lösungswege.

mediella: Einen Humorkoffer mit roter Nase und Lach- oder Jammersack, Standardrequisiten von Humortrainern, brauchen Sie für Ihre Arbeit somit nicht.

Inge Trunk: Nein. Es geht mir auch nicht darum, Lacher zu erzeugen. Humor ist generell eine ernste Sache. Man muss ein Feingefühl dafür entwickeln, was in welcher Situation gut ankommt. Am gefährlichsten ist es, sich über andere lustig zu machen oder ironisch, sarkastisch zu werden. Es darf niemand verletzt werden. Alle müssen lachen können. Idealerweise lacht man sowieso über sich selbst.

mediella: Wie würden Sie Humor definieren?

Inge Trunk: Das ist schwer. [nach einer kurzen Pause] Humor heisst nicht nur laut lachen, das fängt viel früher an. Für mich ist Humor, dass man sich amüsiert. Wer sich amüsiert, ist auf einer kraftvolleren Ebene. Manche Menschen können sich keinen einzigen Witz merken, geschweige denn Witze erzählen. Sie sind aber trotzdem humorvoll. Heiterkeit kann auch auf andere Weise verbreitet werden. Entscheidend ist, diejenigen Dinge im Leben entdecken zu können, über die man amüsiert sein kann oder lachen kann. Im weiteren Sinne ist Humor eine Lebenseinstellung. Leuten mit Humor geht es besser, sie ärgern sich nicht so schnell, sind gelassener. Humor ist bei jeder Person unterschiedlich ausgeprägt. Den eigenen Humor zu entdecken, auszubauen, ist eine sehr vielfältige und sensible Angelegenheit. Den Anstoß dazu möchte ich in meinen Seminaren geben.

mediella: Humor ist also nicht nur eine Seminarmethode, sondern auch eine Möglichkeit, Krisen bewältigen zu können?

Inge Trunk: Ja genau. Das Praktische dabei ist: Humor ist ein Potenzial, das schon vorhanden ist und das jeder Mensch in sich trägt und immer bei sich hat. Ich arbeite viel mit der Vorstellungskraft. Sehr gut sind Humor-Anker. Das heisst, ich stelle mir etwas vor, das mich schnell wieder zum Lächeln oder Grinsen bringt. Allein durch die Vorstellung wird die Atmung tiefer. Die damit gewonnene Distanz macht es leichter, so zu reagieren, wie man möchte, souveräner und nicht mit einem Wutausbruch, zum Beispiel. Weil es nur im Kopf existiert, kann das auch etwas ganz Albernes sein. Einer ehemaligen Teilnehmerin hilft bei einer chaotischen Abteilungsbesprechung zum Beispiel die Vorstellung, dass sie den Wichtigtuern kräftig mit einer Kasperlklatsche um die Ohren haut.

Infobox

Inge Trunk, M.A.

Selbständige Trainerin, Beraterin, Moderatorin Schwerpunkte: Potenzialentwicklung, Stress- und Konfliktmanagement, Strategische Personal- und Organisationsentwicklung Motto: Alle Beteiligten innerhalb ihres Arbeitsprozesses zu unterstützen, ihre Potenziale und passende Win-Win-Strategien zu entwickeln. Besondere Methode: Einsatz von Humor und Heiterkeit Kabarettistin aus Leidenschaft, ihr Künstlername:
Antonella Torso
Internet: URL:http://www.pepp7.de

E-Mail: itrunk@gmx.de

Beispiele ihrer Seminarthemen:

Lachend Konflikte lösen
Stressmangement mit Humor
Frauen in Unternehmen: selbstsicher, gelassen, erfolgreich.
Präsentieren und überzeugen mit Humor.
Orientalische Weisheit Humor ist das Salz des Lebens und wer gut gesalzen ist, bleibt länger frisch.

Autorin/Interview Regina Kogler, E-Mail: Regina.Kogler@mediella.de

Lebenskunst und Humor im Management

Ausgehend von der Kritik am Spaßaktor in Unternehmen wird eine Definitonsannäherung zur Heiterkeit vorgenommen. Anschließend werden zehn Aspekte dargestellt, die die Wichtigkeit wie auch die veränderten Verhältnisse für den Humor benennen. Dabei werden Beispiele der Humorarbeit als Konkretisierung der angeführten Aspekte beschrieben und Ergebnisse einer vom Autor durchgeführten Befragung vorgestellt.
„Spaß, Glücksmomente und persönliches Erfülltsein sind nicht mehr als ein angenehmer Nebeneffekt, der sich manchmal einstellt. Sie machen die Arbeit erträglicher und steigern das Interesse. Aber mehr nicht.“ Dies schreibt Judith Mair in ihrem Buch „Schluss mit lustig“. Nicht zu Unrecht hat sich dieser Titel auf die Bestsellerliste der Wirtschaftsliteratur hochgearbeitet. Die Autorin fordert die Wiederbelebung alter Tugenden wie Leistung und Disziplin. Führung, so auch schon Fredmund Malik oder Stefan Kühl, muss als verantwortliches Tun und deutliches Vorangehen aus dem seichten Fahrwasser der so genannten Soft Skills befreit werden. Die Heftigkeit, mit der Autoren wie Judith Mair gegen den „Spaßfaktor“ ankämpfen, resultiert wohl vor allem aus den Erfahrungen mit den immer neuen Managementmoden und den selbstgerechten Motivations-Gurus. Unternehmen wie auch Einzelpersonen haben hohe Summen investiert, um an Veranstaltungen von Jürgen Höller u. a. teilzunehmen, doch geblieben ist nicht viel. Es war vor allem eine gute Show, was diese „Begeisterer“ glänzend inszeniert haben. Inhaltlich ist nicht viel geblieben und Jürgen Höller sitzt im Gefängnis.

Judith Mair gehört zur Generation der 30-Jährigen und man könnte meinen, hier tritt eine Generation an, die die alten Sekundärtugenden wie Disziplin, Leistung, Pünktlichkeit usw. zu den alleinigen Regeln des Arbeitslebens machen wollen. Weit gefehlt, würde ich behaupten. Denn gleichzeitig propagiert diese Generation den Optimismus. Jüngst in der Ausgabe der Zeitschrift „Max“ vom 16.01.2003 erschien das „optimistische Manifest“. Man kann daraus nur schließen, die Generation der 30-Jährigen hat das Gejammere satt und will Spaß. Dieser Spaß muss jedoch anders verstanden werden als das, was so allgemein mit der Spaßgesellschaft verbunden wird. Spaß scheint im 21. Jahrhundert weniger eine Ventilfunktion zu haben. Man möchte einfach nur Spaß haben. Wer Spaß benutzen will, um die „Arbeiter“ wieder fit für den Beruf zu machen, der wird misstrauisch beäugt. Judith Mairs „Schluss mit lustig“ kann man daher auch als Manifest für das „reine Vergnügen“ lesen: Arbeit soll Arbeit bleiben, und Spaß soll Spaß bleiben. Oder wie man im Kohlenpott sagt: Schnaps ist Schnaps und Bier ist Bier.
Die Beschäftigung mit und die Betonung der Wichtigkeit des Humors könnte dagegen dazu verleiten, Arbeit als reinen Spaß vermitteln zu wollen. Doch Arbeit ist zunächst, wie es in Genesis 3,19 heißt, eine Angelegenheit „im Schweiße deines Angesichts“. Arbeit muss nicht, so schreibt es Judith Mair, Spaß machen. Wird alles zum Spaß, dann gibt es auch keine Unterscheidung mehr zwischen notwendig und „kann man mal machen“.
Will man seriös mit dem Thema Humor umgehen, schadet ein kurzer Blick in die Philosophenecke nicht. Wilhelm Schmid, der durch seine Foucault-Studien und seine Arbeiten über die Lebenskunst eine unerwartet positive Resonanz gefunden hat, weist der Heiterkeit einen wichtigen Platz in der Lebenskunst zu. Schmid bezeichnet Heiterkeit als eine Form der Lebensführung. Er kommt dabei auf die „Ursprünge“ der Heiterkeit in der griechischen Philosophie zurück und dort wird die Heiterkeit als „Leben im Gleichmaß“ definiert. Demokrit meinte, dass Heiterkeit aus dem maßvollen Umgang mit Listen entstehe. Keineswegs kann also Humor mit Spaß gleich gesetzt werden. Auch eine ungestüme Fröhlichkeit sollte nicht mit Heiterkeit verwechselt werden, denn sie resultiert aus einer Überbetonung und verhindert ein Gleichgewicht. Heiterkeit ist für ein souveränes Subjekt der Ausdruck eines erfüllten Lebens. Und das bedeutet in der Philosophie der Lebenskunst, der heitere Mensch erlebt sich getröstet. Souverän kann das Subjekt nur sein, wenn es die Abgründigkeiten und die Endlichkeit des Lebens reflektiert und akzeptiert sowie einen Weg des Umgangs damit gefunden hat. Die Tragik der eigenen Biografie wird nicht geleugnet, sondern durch die Heiterkeit in eine erträgliche Distanz gebracht. Die beiden Pole Freude und Trauer stehen gleichberechtigt nebeneinander. Ob freudig oder traurig, beide Gefühlsregungen sind Ausdruck von Lebendigkeit und daher positiv. Oder wie es Don Herold formuliert: „Ein humorvoller Mensch ist jemand, der sich schlecht fühlt aber sich deswegen gut fühlt.“ Für den Humor oder die Heiterkeit in der Arbeitswelt bedeutet dies, Arbeit wird anerkannt als eine Tätigkeit, die durch die Distanz zu ihr ertr äglich wird. Humor in der Arbeitswelt bedeutet ergo, Spaß durch eine bewusst gestaltete und geübte Distanz zur Arbeit zu haben.

Es drängt sich nun die Frage auf, ob die Konsequenz aus diesen Erärterungen eine Hinwendung zum ernsten und humorlosen Arbeitsplatz sein muss. Die Antwort ist nicht ein Entweder-Oder, sondern ein Sowohl-Als-Auch. Ein Unternehmen kann nicht „Klamauk“ und „Spaß“ als Maxime der Unternehmensphilosophie erheben. Ebenso wenig können „Ernst“ und „Disziplin“ allein das Unternehmensleitbild bestimmen. Und anderseits ist ein Witz eine sehr ernste Sache, wie Winston Churchill wusste. Die Angelegenheit ist von einer ernstzunehmenden Seriosität.
Befragt man indes die Betroffenen, also quasi uns alle, so zeichnet sich ab, dass der Humor für das Arbeitsleben als sehr wichtig eingeschätzt wird.
Nach der vom Autor durchgeführten Befragung glauben insgesamt 69% der Befragten, dass der Humor bei der beruflichen Kariere hilfreich ist. Nur 4% verneinen den humorvollen Einfluss auf den beruflichen Erfolg. Ähnlich ist das Ergebnis bei der Frage: Glauben Sie, dass humorvolle Menschen erfolgreich sind? Hier antworten 53% der Befragten mit einem eindeutigen „Ja“. 20% der Befragten negieren diesen möglichen Zusammenhang.

Tab. 2: Glauben Sie, dass humorvolle Menschen erfolgreich sind? 1. ja (53%) 2. nein (20%) 3. weiß nicht (27%)
Aus diesen Ergebnissen kann man nur folgern, dass Humor zwar nicht als absolut unverzichtbar angesehen wird, doch die Einschätzung als ein sehr wichtiger Faktor für den Erfolg kann wohl kaum bestritten werden. Noch prägnanter wird die Wichtigkeit des Humors, wenn nach den Eigenschaften einer Führungskraft gefragt wird.
6% der Befragten halten den Humor bei Führungskräften für unverzichtbar, 69% für wichtig und keiner der Befragten hält ihn für verzichtbar. Eine Fährungskraft ohne eine Prise Humor dürfte es folglich bei den Mitarbeitern sehr schwer haben. Doch nicht nur von den Vorgesetzten wird Humor erwartet. Auf die Frage: Wie oft setzen Sie Witz und Humor in Konfliktsituationen ein? gaben lediglich 4% der Befragten an, Humor nie zu gebrauchen. 14% gebrauchen sehr häufig Witz und Humor, 49% häufig und 33 % selten. Dabei scheint es unerheblich zu sein, ob die Befragten den Humor als Faktor für den Erfolg ansehen. Humor und Witz finden demnach in den Unternehmen häufiger statt als es das Äußere Erscheinungsbild vermuten lässt.
Anhand zehn harter Fakten zum Humor im 21. Jahrhundert soll nun im Folgenden die Sache genauer abgearbeitet werden.

Zehn Hardfacts für den Humor im Business

1. Generationenwechsel
Junge Führungskräfte und Mitarbeiter verstehen Spaß nicht als unseriös, es darf auch einmal etwas nicht so ernst sein. Die heutigen „Arbeitskräfte“ sind mit Comedysendungen und viel Klamauk in den Medien aufgewachsen. Humor wird nicht als gegensätzlich zur Ernsthaftigkeit gesehen, sondern als ein Gegenpol zum anstrengenden Alltag und zur hochkomplexen Wirklichkeit. Humor ist Lifestyle. Der Humor der „Alten“ ist vielen zu ernsthaft und anstrengend. Die Zweckfreiheit von Witz und Klamauk ist das Markenzeichen der Mediengesellschaft. Und Spaß das Kennzeichen des modernen Lebensgefühls. Die Ausbreitung der Mediengesellschaft lässt nur erahnen, in welcher Weise der heutige Mensch daran gewöhnt ist unterhalten zu werden. Zur wichtigsten Ressource ist nach dem Trendanalytiker und Philosoph Norbert Bolz die Aufmerksamkeit geworden. Und auch Unterhaltung muss die Aufmerksamkeit der Rezipienten herausfordern und dies gelingt durch „Schocker“ oder durch Humor. Das Abtesten von Grenzen und Tabus wie bei Stefan Raab und Harald Schmidt fördern das Empfinden für die Grenzwertigkeit von Witzen. Tabubruch ist heute schon fast kein Politikum mehr, sondern der Versuch, auch über das letzte und allerletzte Tabu noch einen Witz zu machen. Wer die Entwicklung der late-night-show von Harald Schmidt verfolgt hat, wird fest gestellt haben, wie sich die Tabubrüche vom provozierenden Schocker zur banalen Alltäglichkeit verschoben haben, Schmidt bricht das Tabu der Banalität, spielt Schiffe versenken, packt Weihnachtsgeschenke ein u. ä. Er befindet sich damit übrigens bei der Philosophie eines Romano Guardini, der folgenden Gedanken schon vor Harald Schmidt hatte: „Jeder Denkende weiß, dass er immer wieder an Dinge kommt, die ganz einfach, ja banal erscheinen, deren scheinbare Banalität aber nur die Kehrseite ihrer Tiefe und Bedeutungsfülle ist.“ Humor benötigt für diese Denktätigkeit eine innere Freiheit. Klamauk, Kabarett etc. finden in einem solchen wertfreien Raum statt. Von daher können die Tabubrüche gar nicht so recht als Tabubruch verstanden werden. Ein Vergleich zu den Talkshows vergangener Tage zeigt, dass Humor oder Spaß ganz bewusst politisch eingesetzt wurde und eine Waffe war. Fritz Teufel von der Spaßguerilla verübte sein Tintenattentat in einer Talkshow eindeutig in politischer Intention. Diese Form des öffentlichen Spaßangriffes kennen wir heute nicht mehr.
Man könnte nun meinen, diese Form des Humors sei etwas für die junge Generation. In der von mir durchgeführten Befragung stellte sich heraus, dass die Einschätzung des Humors als wichtiger Faktor für das Arbeitsleben vom Alter unabhängig ist. Interessant ist ferner, dass diejenigen, die den Humor als hilfreich im Beruf einschätzen fast durchweg Comedy als ihre bevorzugte Form des Humors ankreuzten. 17% bevorzugen den absurden Humor, 36% den Schwarzen Humor, 13% Klaumauk, 74% Comedy, 32% den Galgenhumor und 57 % den Wortwitz (im Sinne von Wortspielen).
Aufgrund des Generationenwechsels scheint also durchaus eine Kultur und Atmosphäre etabliert zu sein, in der Unternehmen in welcher Form auch immer auf diese Humorisierung der Gesellschaft reagieren müssen.
Und selbst die Philosophen entdecken wie z. B. Wilhelm Schmid die Heiterkeit im Zusammenhang mit der Lebenskunst neu. Vielleicht beginnend mit Walter Benjamin und hinführend zu Odo Marquardt haben sich Philosophen nicht nur in einem völlig abstrakten Rahmen mit dem Humor beschäftigt. Walter Benjamin definiert das Lachen als Vorstufe des Denkens und Odo Marquardt setzt Denken und Lachen sogar gleich.

2. Globalisierung:
Die Angleichung der Kulturen, das Wissen um die Eigenarten anderer Völker, die Notwendigkeit, mit Menschen aus anderen Kulturen zu verhandeln, macht es nötig, eine „leichte“ und „ungefährliche“ Umgangsform zu finden. Humor (nicht unbedingt Witze) ist die Möglichkeit „Umgangsfehler“ zu entschärfen. Das Lächeln wird als eine universale Verständigungsmöglichkeit erkannt und ermöglicht das rasche Herstellen einer Vertrauensbasis. Auf der anderen Seite ermöglicht das Wissen um die Humorvorlieben des Partners aus einem anderen Land den schnellen Rapport und das Verständnis für Eigenarten in der Kommunikation. Der Psychologe Richard Wiseman initiierte eine groß angelegte Witzstudie, bei der er den witzigsten Witz der Welt ermitteln wollte. über 40.000 Witze wurden bewertet und es stellte sich z. B. heraus, welche unterschiedlichen Vorlieben für „lustig“ die Nationen haben. Menschen aus Irland, Großbritannien, Australien oder Neuseeland mögen Wortspiele. Amerikaner und Kanadier dagegen bevorzugen Witze, bei denen es um die Überlegenheit einer Person oder einer Gruppe geht.
Diese Forschungen zeigen auf, wie sehr Humor auch durch die Umgebung geprägt wird. Ein Unternehmen kann dies durch humorvolle Poster, Karikaturen an den Wänden usw. beeinflussen. Und umgekehrt können im Unternehmen kursierende Witze als Analyse der Atmosphäre dienen (so z. B. bei Neuberger). Bei einer Coachingsitzung beschwerte sich eine Abteilungsleiterin über die Karikaturen, die ihre Mitarbeiter an die Schränke klebten. Sie empfand dies als einen Angriff auf ihre Person und nahm die Karikaturen immer wieder ab. Ich empfahl ihr, sich die Karikaturen genauer anzuschauen und die Botschaften ihrer Mitarbeiter zu entschlüsseln. Meinen Vorschlag nahm die Abteilungsleiterin nicht an, sie wäre durch diese Karikaturen zu verletzt. Als ich ihr dann die Frage stellte, wie sie sich ihre Pensionierung wünsche, sie war nicht mehr allzu weit davon entfernt, hatte ich den wunden Punkt getroffen. Sie wollte bei ihren Mitarbeitern natürlich in guter Erinnerung bleiben. Doch wer als humorlos bzw. witzresistent gilt, hat kaum eine Chance, dass die Mitarbeiter gut über den ehemaligen Chef reden. Die Abteilungsleiterin jedenfalls lachte als Antwort auf meine Frage, wurde lockerer und fand zu ihren Mitarbeitern einen leichteren Zugang.

3. Frauen und Männer
Männer und Frauen sind anders, auch was ihre Humorvorlieben angeht. Wer den unterschiedlichen Humor der Geschlechter nicht beachtet, wird auf Widerstände stoßen.
Da Frauen mehr und mehr, wenn auch langsam, Führungspositionen bekleiden, wird sich auch der Humor in den Unternehmen verändern. Frauen sind offener oder haben es mehr als Männer gelernt, wie mit Humor eine konstruktive und harmonische Atmosphäre hergestellt werden kann. Z. B. ergab sich bei der von mir durchgeführten Befragung, dass Männer sich deutlich mehr als Frauen für den Schwarzen Humor und den Galgenhumor erwärmen können. Anderseits scheinen Männer tendenziell die möglichen negativen Wirkungen des Humors höher einzuschätzen. Und insbesondere befürchten Männer mehr als Frauen, dass Humor missbraucht werden kann, um Fehler und Missstände zu verniedlichen oder unter den Teppich zu kehren. Bei den positiven Wirkungen schützen Frauen wesentlich höher als Männer ein, dass Humor ein offenes und gleichberechtigtes Gesprächsklima fördert.

4. Flache Hierarchien
Witze in Unternehmen werden meist von oben nach unten gemacht (s. z. B. Kotthoff). Vorgesetzte erzählen einen Witz und die Untergebenen lachen. Nur wer bereits gekündigt hat, muss nicht mehr mitlachen. Will man jedoch flache Hierarchien etablieren, so sind die veränderten „Witze“ ein entscheidendes Indiz für tatsächlich vollzogene flache Hierarchien. Umgekehrt fördert und stärkt eine „gleichberechtigte“ Witzkultur flache Hierarchien. Bei der Befragung stellte sich heraus, dass bei den negativen Auswirkungen des Humors vor allem das mögliche Missverstehen und die daraus resultierende Verletzung (86%) des anderen als Gefahren gesehen werden.
Dagegen schätzen nur 13% der Befragten, dass Humor zu einer laissez-faire-Haltung führen könnte und lediglich 10%, dass Humor zu einem respektlosen Umgang miteinander führt. Humor wird in der Einschätzung also nicht mit einem chaotischen oder handlungsunfähigem Arbeitsteam gleichgesetzt. Vielmehr fördert Humor in der Einschätzung der Befragten den Teamgeist. So glauben z. B. 51% der Befragten, dass Humor den Teamgeist festigt und das Zusammengehörigkeitsgefühl stärkt. 51% schätzen, dass Humor ein offenes und gleichberechtigtes Gesprächsklima schafft, 41%, dass Humor ein konstruktives Miteinander fördert.
Humor muss als ein wichtiger Katalysator für eine gute und konstruktive Teamatmosphäre angesehen werden. Ein Unternehmen, das den Humor fördert, unterstützt damit die konstruktive Zusammenarbeit. Allerdings korreliert Humor nicht mit der Identifikation mit dem Unternehmen. Nur 8% der Befragten glauben, dass Humor die corporate identity fördert. Ein humorvolles Unternehmen bindet demnach nicht durch den Humor die Mitarbeiter an sich. Humor muss Ausdruck der Unternehmensphilosophie und in ein Gesamtkonzept eingebunden sein. Die Mitarbeiter wollen sich vor allem mit dem Team identifizieren können und die Führungskräfte sollten nicht irritiert sein, wenn für die Mitarbeiter das Unternehmen nicht an der ersten Stelle steht.

5. Der Humor in Deutschland
Der deutsche Humor hat sich nachweislich geändert und ist nicht mehr so belehrend, didaktisch oder schrecklich tiefgehend. Auch die Trendanalytiker stellen eine größere Lustigkeit fest, so diagnostiziert Norbert Bolz: „Deutschland wird laxer, lustiger, lockerer.“
Er dient weniger als Ventil oder Entschädigung für so viel Ernst und Anstrengung. Der Humor ist ein Katalysator für Spaß, Motivation und Erfolg. Bei der zunehmenden Arbeitsdichte kann mit Humor die Arbeit zum Spaß werden. Umgekehrt wird Arbeit ohne Spaß als Belastung erlebt und föhrt zu typischen Stresssymptomen. In der oben schon erwähnten Witzstudie von Richard Wiseman erwiesen sich die deutschen Teilnehmer als die witzigsten. Genauer müsste man sagen, die Deutschen fanden die meisten Witze witzig. Die Begründung scheint in dem unspezifischen Humor der Deutschen zu liegen.

6. Die Humorforschung
Sie hat wichtige Erkenntnisse vor allem über die positive Wirkung beim Stress erbracht. Es ist unbestritten, dass Lachen die Immunabwehr stärkt. Ferner gibt es Erkenntnisse über die positiven Auswirkungen auf die Kreativität. Etwas schwieriger nachzuweisen sind die Beziehungen von Humor und Konfliktlösung, da man von sehr komplexen Zusammenhängen ausgehen muss. Der Einfluss vom Humor im Sinne einer optimistischen Weltsicht auf den Erfolg ist offensichtlich, auch wenn die genauen Zusammenhänge und Wechselbeziehungen nur schwer zu differenzieren sind.
Wichtige Ergebnisse hat die Forschung vom Bodyfeedback erbracht. Mit Bodyfeedback meint man die Wirkzusammenhänge von Körperhaltung/ ausdruck und Gefühlen. Man fand heraus, dass ein lächelnder Gesichtsausdruck dem Gehirn eine positive, offene Stimmung meldet. Dies wiederum stimmt das Gehirn auf die Verarbeitung positiver Inhalte ein. (Psychologie heute 2/2003). Lächelnde Menschen erwiesen sich in Experimenten als innovativer und einfallsreicher. Ferner erleben lächelnde Personen ihre Arbeit als nicht so beschwerlich wie stirnrunzelnde Kollegen. Bei der vom Autor durchgeführten Befragung gaben 33% an, dass Humor sehr wichtig und 52% wichtig beim Umgang mit Stress ist. Lediglich 15 % halten den Humor für weniger wichtig im Umgang mit Stress und niemand hält ihn für verzichtbar.

7. Changemanagement und Perspektivenwechsel
Jede Epoche und jede Gesellschaft kennt Formen des Narrentums, die auf starre Strukturen hinweisen und Veränderungen provozieren. Gerade bei schwierigen Entscheidungen ist der Perspektivenwechsel durch „Narretei“ sinnvoll, um von sicher geglaubten Einstellungen und Bedingungen Abschied nehmen zu können. In einer wirtschaftlichen Situation, die eine ständige Neuorientierung und hohe Flexibilität erfordert, trägt der Humor zu einer positiven Haltung gegenüber stetigen Veränderungen bei. Die Zufriedenheit der meisten Arbeitnehmer ist jedoch nicht sonderlich hoch, was darauf schließen lässt, dass die meisten Unternehmen die Ressource Humor noch nicht aufgegriffen haben. Zahlreiche Untersuchungen müssten die Verantwortlichen eigentlich zum Handeln zwingen. Nach einer Studie der Gallup-Organization entsteht durch die Unzufriedenheit von Arbeitnehmern und dem daraus folgenden Nicht-Engagement ein gesamtwirtschaftlicher Schaden, der von den Forschern auf 220 Milliarden Euro im Jahr berechnet wurde. Die Gründe für das fehlende Engagement wurden aufgrund von Befragungen durch die Gallup-Forscher ermittelt, danach scheinen folgende Faktoren ausschlaggebend zu sein:

  • Die Mitarbeiter wissen nicht, was von ihnen erwartet wird
  • Die Vorgesetzten interessieren sich nicht für die Mitarbeiter als Menschen
  • Die ausgefüllte Position liegt den Mitarbeitern nicht
  • Die Meinungen und Ansichten der Mitarbeiter werden nur wenig beachtet
  • Die Vorgesetzten sind autoritär

Die Folgen für ein Unternehmen sind nach den Gallup-Forschern folgende:

  • Hohe Krankmeldungen
  • Hohe Fluktuation der Mitarbeiter
  • Geringe Identifikation mit dem Unternehmen
  • Wenig Spaß an der Arbeit
  • Schlechtes Verhalten den Kollegen gegenüber
  • Geringe Produktivität

Würde sich nun ein einzelner Arbeitnehmer denken „Ach egal, ich will Spaß!“, so erging es ihm für eine Weile sicherlich besser. Da die Unzufriedenheit, der fehlende Spaß, die ernste Stimmung strukturell bedingt ist, verschärft sein „Lustigsein“ die schlechten Bedingungen, möglicherweise nicht für ihn selbst, die anderen hätten jedoch noch mehr zu leiden, da ein lustiger Kollege mehr an sich abprellen lässt und den anderen als Solidaritätspartner nicht geheuer ist. Es kommt häufig zum Vorwurf der Arroganz. Wenn also Humor zu etwas nütze sein soll, dann indem strukturell der Humor als Vorgehensweise eingesetzt wird. Es geht darum, Fakten zu schaffen. Der Humor hat dabei zwei Vorteile. Erstens können die eigenen Ansprüche, Ziele und Erwartungen auf ein recht niedriges Niveau gestellt werden. Dies hat den Vorteil, dass tatsächlich etwas Nachvollziehbares passiert. Wenn ich nur kleine und vor allem konkrete Ziele habe, dann empfinde ich subjektiv häufiger einen Erfolg, als wenn ich riesige Ziele habe. Habe ich Erfolg im Kleinen, dann verändert sich das subjektive Gefühl auf die Verhältnisse einwirken zu können. Bei einem Humorworkshop berichteten die Erzieherinnen eines Kindergartens von einer Mutter, die jeden Morgen durch ihr Kritisieren und Nörgeln die Stimmung der Mitarbeiter stark negativ beeinflusste. Sie wussten sich keinen Rat mehr und kamen schon jeden Morgen mit Angst zum Kindergarten. Ich erzählte ihnen von einer Bank, in der ich einen DINA4-Zettel am Schalter gesehen hatte, darauf stand: Freundlichkeit ist wie ein Bumerang, er kehrt zurück. Die Erzieherinnen waren begeistert von dieser Idee und machten sich gleich daran, auf die Glastür diesen Spruch zu schreiben. Wenige Tage später mailte mir die Leiterin die Erfolgsnachricht. Die nörgelnde Mutter hatte diesen Spruch wohl gesehen und verstanden. Die Atmosphäre hatte sich fast schlagartig geändert.
Zweitens hat der Humor den Vorteil, dass kleine Veränderungen wie eine Überraschung wirken, die Veränderung wird erst belächelt oder belacht, doch weil es nicht so ernst ist, ist es mit der Veränderung spaßig ernst geworden. Niemand fühlt sich angegriffen, beleidigt, übervorteilt usw. Manchmal bemerken die anderen gar nicht, dass sich etwas geändert hat. Zurück bleibt lediglich die Erinnerung an die humorvolle Überraschung.

8. Unternehmenskultur und Lebenskunst

„Es ist schlimm, in einem Unternehmen zu arbeiten, in dem es keinen Humor gibt. Aber noch schlimmer ist es, in einem Unternehmen zu arbeiten, in dem man Humor braucht.“ Dieses ein wenig veränderte Zitat von Bertolt Brecht könnte zum Irrtum verleiten, man beschäftige sich in den Unternehmen besser nicht mit dem Humor. Denn wer das tut, stehe schnell im Verdacht, dass man es nötig hätte. Umgekehrt lässt sich aus dem Brechtzitat folgern: Es ist schön in einem Unternehmen zu arbeiten, in dem es Humor gibt. Und noch schöner ist es, wenn dieser Humor der Unternehmenskultur entspricht. So könnten Unternehmen, die sich dem Humor zuwenden, nach außen deutlich zeigen, wie positiv das Betriebsklima und wie hoffnungsvoll-optimistisch die Zukunft des Unternehmens ist. Eva Rosenberg, eine in Amerika sehr bekannte Steuerberaterin nutzt den Humor und das Lachen selbst in aussichtslosen, traurigen und unangenehmen Fällen. Bei dieser Steuerberaterin sollen die Mandanten das Büro mit Tränen in den Augen verlassen, wenn sie große Rückzahlungen zu leisten haben. Diese Tränen sind allerdings Lachtränen. Die Mandanten können durch den Humor ihrer Steuerberaterin leichter und freier gehen. Eva Rosenberg hat mit ihrer humorvollen Art großen Erfolg. Wo lediglich durch einige „lustige“ Veranstaltungen oder dem einzelnen Auftritt eines Clowns bei der Betriebsversammlung Humorimport betrieben wird, kann es nur schlimmer werden. Humor lässt sich nicht verordnen und auch nicht importieren. Und wie sagte schon Freiherr von Knigge: „Wahrer Humor und echter Witz lassen sich nicht erzwingen.“
Die Situation vieler Firmen ist von einer großen Unsicherheit geprägt (Fusionen, Übernahmen, Insolvenzen, Undurchsichtigkeiten etc.). Dieser „Ohnmacht“ begegnen viele Menschen mit Zynismus, der jedoch weder dem eigenen Wohlbefinden dient noch konstruktiv im Sinne des Unternehmens ist. Ironie als skeptisch-optimistische Haltung ist hier die bessere Alternative. Vor allem in der Philosophie der Lebenskunst (z. B. Wilhelm Schmid) kommt der Ironie eine entscheidende Bedeutung zu und kann auch für die Unternehmenskultur nutzbar gemacht werden. Eine insgesamt humorvolle Unternehmenskultur stellt für die Beschäftigten wie auch für die Kunden einen emotionalen Mehrwert dar. Es wird eine vertrauensvolle Kundenbindung hergestellt und eine übermäßige Fluktuation der Mitarbeiter verhindert.
Einen interessanten Zusammenhang stellten Wissenschaftler bei den Essgewohnheiten fest. Lange Zeit galt es als erwiesen, dass Süßes bevorzugt als „Frustessen“ genutzt wird. Forscher an der Universität Würzburg fanden jedoch heraus, dass den Versuchspersonen Schokolade besser schmeckte, wenn sie fröhlich waren. Denn Freude verbessert die Reizverarbeitung. Für Unternehmen übertragen bedeutet dies, dass Mitarbeiter, die fröhlich sind, positive Begebenheiten wie auch Erfolge besser genießen können. (Psychologie heute, 2/2003)
Unser Denken scheint zu sehr auf die Mittel oder Managementmethoden gerichtet zu sein. „Wir haben dem Patienten geholfen. Aber wir wissen nicht so recht, warum und wodurch.“ Dieser Satz stammt von Asmus Finzen, der sich mit der Frage auseinandersetzt, warum Patienten trotz der Ärzte, Psychiater und Psychotherapeuten gesund werden. Seiner Meinung nach werden die „Instrumente“ und die Wirksamkeit der therapeutischen Methoden völlig überschätzt. Dagegen wird der therapeutische Rahmen unterschätzt. Und hier wird die Bedeutung des Humors besonders deutlich. Aus der Psychotherapieforschung ist mittlerweile bekannt, dass folgende Faktoren für den Erfolg einer Therapie eine wichtige Bedeutung haben (s. Finzen):

  • eine vertrauensvolle Beziehung mit einer helfenden Person
  • ein Rahmen, der Sicherheit und Geborgenheit vermittelt
  • ein plausibles Konzept, dass Symptome, Genese, und Therapie erklärt
  • ein Ritual, das beide als Partner einbezieht

Nun ist die Arbeitswelt keine psychotherapeutische oder medizinische Angelegenheit. Der Vergleich mit der Medizin und Psychotherapie kann verdeutlichen, wie wichtig das Drumherum für Veränderungen ist. Schnell werden Konzepte entwickelt, die die Qualität verbessern, Teambuilding unterstützen sollen etc. Dabei ist nur sehr wenig darüber bekannt, welche Methoden tatsächlich wirksam sind. Es gibt sogar Wissenschaftler, die behaupten, dass keine der bekannten Managementmethoden nachweislich erfolgreich ist. Man kann eben nicht den Anspruch erheben, Mechanismen der Veränderung genau zu kennen. Doch lassen sich recht schnell Situationen schaffen, in denen Faktoren der Veränderung wirksam werden k önnen. So fördert Humor das Vertrauen, Humor schafft Geborgenheit und Sicherheit. Bei Stefan F. Gross heißt es gar „Unterhaltungen ohne Humor grenzen an Körperverletzung.“ Humor bietet ebenso ein plausibles Konzept, da Witze und Humor zunächst einmal vereinfachen. Und Humor ist ein Ritual, da z. B. das Erzählen von Witzen die Einhaltung bestimmter Regeln auf beiden Seiten nötig macht.
Diese Einschätzung der Wirkungsweisen des Humors legt es nahe, soziale Kompetenz in einem sehr engen Wechselverhältnis mit dem Humor zu betrachten. Wer humorvoll ist, kann auch als sozial kompetent bezeichnet werden. Und ein Unternehmen, das den Humor fördert, stellt den Mitarbeitern die notwendigen Rahmenbedingungen zur Entfaltung der sozialen Kompetenz zur Verfügung. Vor allem werden durch eine humorvolle Atmosphäre die so genannten Demotivatoren verringert bzw. nicht beeinflussbare Faktoren als erträglicher wahrgenommen. Die Aufgabe der Unternehmen ist es zusammenfassend also, Bedingungen zu schaffen, die es dem einzelnen erleichtern, sein Humorpotenzial zu nutzen.

9. Emotionalisierung

Die unsicheren äußeren Bedingungen, die Komplexität und Unübersichtlichkeit werfen die Menschen auf sich selbst zurück. Viele Vorgänge, Anweisungen und Vorschriften in einem Unternehmen werden emotional aufgeladen. Gefühlsmüßige Widerstände, Ängste, Scham und Wut können nicht sachlich durch Verständnis oder Analysen geklärt werden.
Die Menschen suchen zuallererst ein emotionales Gleichgewicht. Der Humor ist eine sanfte Methode, um anderen Wahrheiten zu sagen, durch Selbstironie das Selbstbewusstsein zu stärken und auf diese Weise Emotionalität und Sachlichkeit miteinander zu vereinbaren. Der Humor bzw. Humorvorlieben lassen Voraussagen über das Verhalten eines Menschen zu. So scheinen z. B. Menschen, die komplexere Witze mögen, eine besondere Gabe zu haben, Schätzungen vorzunehmen. Wissenschaftler fragten Testpersonen nach der Anzahl der Wörter auf einer Taschenbuchseite. Man fand heraus, dass gute Schätzer komplexere Witze bevorzugen. (Gehirn & Geist 1/2003) Diese Tatsache steht in einem interessanten Zusammenhang zur Ausgangslage. Spaß in landläufigem Sinne stehe im Widerspruch zum Humor. Norbert Elias hat eine unvollendete Schrift über den Humor hinterlassen, in der er den Humor als Grundlage des Zivilisationsprozesses beschreibt. Michael Schröter definiert diesen Essay gar als Wende der Eliasschen Zivilisationstheorie. Er schreibt, Elias wollte das Potential zur Errichtung von Selbstzwängen als Teil der natürlichen Mitgift der Menschen (und dazu gehört das Lachen, d. A.) und als eine Voraussetzung ihres Zusammenlebens in Gruppen erweisen.“ Disziplin und Humor sind keine Gegensätze, vielmehr ist Humor eine Voraussetzung für Disziplin. In der schon erwähnten von mir durchgeführten Befragung ergab sich, dass Teilnehmer, die den Humor als Erfolgsfaktor ansehen, bei der Frage welche Faktoren für den beruflichen Erfolg besonders hoch eingeschätzt werden, zwar Disziplin nicht in jedem Fall angekreuzt wurde, doch fand sich fast bei allen persönliche Reife als Erfolgsfaktor. Da Disziplin vielleicht eher negativ besetzt ist, weist die hohe Bewertung der persönlichen Reife in die gleiche Richtung, die Norbert Elias angenommen hat.

10. Und Überhaupt

Selbst wenn der ökonomische Gewinn des Humors im Unternehmen quantitativ nur sehr schwer oder kaum zu erfassen ist, hat es mit Humor mehr Spaß gemacht. Humor macht die Arbeit nicht leichter, aber lebendiger und freudvoller. Dass Humor und Lachen stressreduzierend sind, haben zahlreiche gelotologische Befunde nachweisen können. Ein Lachen lindert die Folgen einer Belastung. Darüber hinaus kann gefragt werden: Ist der Humor eine geeignete Strategie, um Stress erst gar nicht aufkommen zu lassen? Man stelle sich den Arbeitnehmer vor, der brav sofort nach dem Aufstehen mit seinen Humorübungen beginnt. Er stellt sich auf einen amüsanten Tag ein, freut sich des Lebens und kommt an seinen Arbeitsplatz. Schon immer hatte er mit einem bestimmten Kollegen Stress, weil dieser es verstand, die Arbeit an sich vorbei ziehen zu lassen, damit die anderen Kollegen sich durch ein hohes Arbeitspensum beweisen können. So ein Verhalten nervt. Unser Arbeitnehmer hat sich darüber schon häufig aufgeregt und seinen Vorgesetzten angemahnt etwas zu unternehmen. Doch es passierte nichts. Frohgelaunt schafft es unser Arbeitnehmer noch bis zu seinem Arbeitsplatz, doch kaum sieht er seinen Kollegen, steigt in ihm der Ärger hoch. Nennen wir unseren Arbeitnehmer nun Karl. Karl hat bei seinen Humorübungen zur Absurdität des menschlichen Alltags seine Wahrnehmung geschärft. Ihm fallen einfach Dinge auf, die ihm sonst nicht auffielen. Z. B. beobachtet er den Kollegen beim Einparken seines Autos. Er führt einen gut gepflegten sagen wir mal Mercedes. Dieser Kollege parkt immer rückwärts ein. Wenn er dann aussteigt, schließt er ab, geht noch einmal zu seinem Auto und kontrolliert, ob auch tatsächlich abgeschlossen ist. Danach schaut er seinen gut gepflegten Wagen noch einmal an, geht zur Eingangstür und schaut sich erneut um, so als wolle er seinem Auto versichern, dass er gleich wieder da ist. Karl hat diese Zeremonie nicht nur ein Mal beobachtet. Nein jeden Morgen amüsiert er sich über diese fast schon theaterreife Aufführung seines Kollegen. Mit diesem Schauspiel im Kopf begegnet er jetzt seinem Kollegen. Ein innerliches Schmunzeln setzt sich bis in seine Gesichtsmimik fort. Er lächelt. Sein Kollege fasst dieses Lächeln als Freundlichkeit auf. Man kommt ins Gespräch und Karl füllt wie zufällig ein Manta-Witz ein, den er zum Besten gibt. Beide lachen herzhaft. Und Karl bittet anschließend seinen Kollegen um einen kleinen Gefallen. Karl hatte sich diese Strategie einfach als Spiel ausgedacht. Doch Karl ist völlig überrascht, sein Kollege geht auf ihn ein und tut ihm diesen Gefallen. Im Laufe des Tages denkt Karl nicht weiter an diesen Vorfall. Als er am nächsten Tag zur Arbeit kommt, begegnet ihm sein Kollege und winkt ihn zu sich: Kennst du schon den? Es folgt ein ausnahmsweise guter Manta-Witz. Tja, Karl bittet seinen Kollegen schon wieder um einen Gefallen, der prompt erfüllt wird. Nach einigen Tagen oder vielleicht auch Wochen arbeiten beide Hand in Hand. Karls Kollege ist zwar etwas langsamer, doch dafür entschädigt er Karl mit einem täglichen Witz. Wer sich mit Humor beschäftigt, der schult seine Wahrnehmung. Die Aufmerksamkeit wird auf die amüsanten Seiten der Wirklichkeit gerichtet und durch assoziatives Denken behält man auch mehr humorvolle Bemerkungen und Witze, die man in einer geeigneten Situation erzählen kann. Belastende Situationen bleiben nach wie vor belastend, doch durch den zusätzlichen Aspekt der amüsanten Seite erhölt man eine positive Zufuhr, mit der man diese Situation besser bewältigen kann. Man gewinnt Spaß daran, sich selbst zu beobachten. In einem Interview (Süddeutsche Zeitung vom 18.12.2002) erzählt der Musiker und Humormensch Helge Schneider „Geplante Sachen sind manchmal auch lustig. Aber wenn etwas nicht geplant ist, dann bedeutet das für mich noch mehr weil es dann nämlich für mich selbst auch im Entstehen ein Erlebnis ist.“ Dieses Erlebnis zu genießen ist ein Selbstzweck, der von der zielgerichteten und zweckgebundenen Tätigkeit im Arbeitsleben entlastet. Man beginnt sich über die eigenen Kreationsprozesse zu freuen und dann ist wie Helge Schneider in dem besagten Interview sagt Lustigsein überhaupt nicht anstrengend, weil man ja lustig ist. Mit dieser Unbeschwertheit und Leichtigkeit kann man dann auch andere Aufgaben anfassen und wundert sich, wie leicht sie von der Hand gehen.

Quintessenz: Humor in Unternehmen bedeutet die Schaffung eines Arbeitsplatzes, der dem einzelnen Mitarbeiter genügend Freiraum gibt, sein Humorpotenzial zu entfalten, klar abgesteckte Grenzen vorgibt, damit der Mitarbeiter sich auf seine Arbeit konzentriert und auch dann noch „Spaß“ fördert, wenn die Arbeit mal nicht so erquicklich ist.
Wer immer arbeitet wie ein Pferd, fleißig ist wie eine Biene, abends müde ist wie ein Hund, der sollte zum Tierarzt gehen vielleicht ist er ein Kamel.

Literatur

Bolz, N. (1999): Die Konformisten des Anderssein. Ende der Kritik. München: Fink.
Bolz, N. (2002): Das konsumistische Manifest. München: Fink.
Bopp, J. (2001): Anzüglich. Selbstironie ist die Tugend derjenigen, die über Toleranz verfügen. Publik Forum 2001 Nr. 4, S. 61.
Finzen, A. (2002): Warum werden unsere Kranken eigentlich wieder gesund?: Räsonieren über das Heilen. Bonn: Psychiatrie-Verlag.
Gross, S. F. (1997): Beziehungsintelligenz: Talent und Brillanz im Umgang mit Menschen. Landsberg/Lech: Moderne Industrie.
Guardini, R. (1999): Die Annahme seiner Selbst. Den Menschen kennt nur, wer von Gott weiß. 6. Aufl. Mainz: Matthias Grünewald.
Holtbernd, T. (2002): Der Humorfaktor. Mit Lachen und Humor das Leben erfolgreich meistern. Paderborn: Junfermann.
Holtbernd, T. (2003): Führungsfaktor Humor. Wie Sie und Ihr Unternehmen davon profitieren können. Frankfurt/Wien: Ueberreuter.
Holtbernd, T. (2002): Humor als Führungsinstrument. In: Obermann, C., Schiel F., (Hrsg.). Trainingspraxis Bd. 2. Frankfurt am Main: Schaeffer-Poeschel, S. 151-165.
Holtbernd, T. (2004): Humorzitien. Münster: Aschendorff.
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Holtbernd, T. (2002): Lachen ist Medizin für die Seele. Humor im Unternehmen. Separator s Digest, 1/2002, S. 48-49.
Holtbernd, T. (2002): Mit Humor stimmt die Kommunikation. UGB-Forum 6/02, S. 293-295.
Holtbernd, T., Kochanek, B. (1999): Coaching. Die 10 Schritte der erfolgreichen Managementbegleitung. Köln: Wirtschaftsverlag Bachem.
Kotthoff, H. (Hg.), (1996): Das Gelächter der Geschlechter. Humor und Macht in Gesprächen von Frauen und Männern. 2. Aufl., Konstanz: Universitätsverlag.
Kreissl, R. (2001): Vom Wesen der Ironie. Universitas 2/2001, S. 162-164.
Köhl, S. (2002): Sisyphos im Management. Die vergebliche Suche nach der optimalen Organisationsstruktur. Weinheim: Wiley-VCH.
Mair, J. (2002): Schluss mit lustig. Warum Leistung und Disziplin mehr bringen als emotionale Intelligenz, Teamgeist und Soft Skills. Frankfurt am Main: Eichborn.
Malik, F. (2000): Führen Leisten Leben. Wirksames Management für eine neue Zeit. Stuttgart München: DVA.
Maywald, F. (2000): Der Narr und das Management: Leistungssteigerung im Unternehmen zwischen Shareholder-Value und sozialer Verantwortung. München: Gerling-Akad.-Verlag.
Neuberger, O. (1988): Was ist denn da so komisch? Thema: Der Witz in der Firma. Weinheim Basel: Beltz.
Rieger, J. (1999): Der Spaßfaktor. Warum Arbeit und Spaß zusammengehören. Offenbach: Gabal.
Robinson, V. M. (1999): Praxishandbuch Therapeutischer Humor. Grundlagen und Anwendungen für Pflege- und Gesundheitsberufe. Wiesbaden: Ullstein Medical.
Schmid, W. (2000): Schönes Leben? Einführung in die Lebenskunst. Frankfurt am Main: Suhrkamp.
Schröter, M. (2002). Wer lacht, kann nicht beißen. Ein unveröffentlichter „Essay on Laughter“ von Norbert Elias. Merkur. Deutsche Zeitschrift für europäisches Denken. Sonderheft Lachen. 9/10,2002. S. 860-873.
Tannen, D. (1995) Job-Talk. Wie Frauen und Männer am Arbeitsplatz miteinander reden. Hamburg: Kabel.
The British Association for the Advancement of Science (2002): laughLAB. The Scientific for the World`s Funniest Joke. London: Arrow.
Titze, M., Eschenröder,C. T. (1998): Therapeutischer Humor. Grundlagen und Anwendung. Frankfurt am Main: Fischer.
Uber, H., Mondhe P. P., (2000): Länder des Lachens. Reisen zu heiteren Menschen. München: Frederking & Thaler.
Weinstein, M., (1997): Lachen ist gesund – Auch für ein Unternehmen. Lach- statt Krachmanagement. 2.Aufl. Wien: Ueberreuter.

Spaßmaßnahmen statt Sparmaßnahmen Humor am Arbeitsplatz

In every job that must be done, there is an element of fun. Find this element of fun and it becomes a game.
(Mary Poppins)

Die Firma als Tretmühle? Bloß nicht! Die Stimmung macht letztendlich den Unterschied: Galeerensträfling oder Sporturlaub auf hoher See? Kommt drauf an, wie man es sieht. Fest steht: Wenn die Arbeit Spaß macht, erhöht sich automatisch die Effizienz. Ein motiviertes Team, in dem gelacht wird und gegenseitige Anerkennung selbstverständlich ist, bringt das Schiff schneller in Fahrt. Die Identifikation mit dem Unternehmen wächst.

Darf denn Arbeit Spaß machen?

Viele Unternehmer und Führungskräfte unterliegen immer noch der Annahme, dass Arbeit das Gegenteil von Spiel und Spaß ist. Wer lacht, der arbeitet nicht. Erst die Arbeit, dann das Vergnügen, so lauten die Grundsätze vieler Führungskräfte.

Der Chef geht in seiner Firma an einem Büro vorbei, in dem ausgelassen gelacht wird. Er steckt den Kopf zu Tür herein: Gibt`s denn hier nichts zu arbeiten?

Diesen Irrglauben, dass Spaß das Gegenteil von Arbeit ist, gilt es erst einmal zu widerlegen, das ist der erste wichtige Schritt, wenn Humor im Unternehmen Fuß fassen soll. Arbeit darf nicht nur Spaß machen – Arbeit soll Spaß machen. Denn wer seine Arbeit gerne macht – wer Spaß hat – der macht seine Arbeit auch gut.

Auch einmal blöd sein

Ausgelassen sein, herumalbern, Unsinn machen. Das befreit. Danach hat man wieder Kraft für konzentriertes Arbeiten. Lachen sorgt für Wohlbefinden, und wer sich wohl fühlt, ist auch leistungsfähiger.

Es scheint tief in unseren Köpfen verankert zu sein, dass Arbeit wenig oder gar nichts mit Spaß zu tun hat. Und durch diese Annahme, durch diesen Trugschluss gehen wir an Aufgaben, die als Arbeit gelten ganz anders heran. Eine sehr interessante Untersuchung zeigt, dass Aufgaben, die als Spiel bezeichnet wurden, wesentlich rascher und besser gelöst wurden, als die gleichen Aufgaben, die als Arbeitsaufgaben bezeichnet wurden.

Der Arbeitsplatz sollte manchmal auch Spielplatz oder Spaßplatz sein dürfen.

Humor fördert die Leistungsfähigkeit

Unternehmen, die Humor bereits erfolgreich als Führungsinstrument nutzen zeigen durch ihre Erfolgsbilanz, dass es sehr wohl Sinn macht, diese Ressource zu nützen.

Es klingt fast zu einfach, um wahr zu sein: Wenn Humor am Arbeitsplatz ernst genommen wird also einen anerkannten Stellenwert hat und gefärdert wird – so haben die Mitarbeiter nicht nur Spaß, sondern automatisch erhöht sich eben durch die Spaßmaßnahmen auch die Motivation, der Teamgeist und somit auch Produktivität und Effizienz.

Im Dienstleistungsbereich kommen auch die Kunden in den Genuss von humorvoller, freundlicher Betreuung.

Die amerikanische Fluglinie Southwest Airline setzt schon lange auf den Einsatz von Humor. Schon im Aufnahmegespräch wird auf den Sinn für Humor geachtet: Wie haben Sie kürzlich Ihren Sinn für Humor in Ihrer Arbeitsumgebung genutzt? Wer da keine Antwort parat hat, wird keine Anstellung bekommen. Ziel ist, dass sich die Passagiere wohlfühlen, sie sollen Spaß haben, ebenso wie die Flugbegleiter selbst. Die Airline hält nämlich Humor für wichtiger als teuren Service und edle Ausstattung. Das Ergebnis: Die Fluggesellschaft fliegt als einzige in den USA seit 25 Jahren Gewinne ein.

Humor fördert die Kreativität

Kreativität basiert darauf, dass Grenzen überschritten werden, dass Gesetzmäßigkeiten durchbrochen werden. Und genau das passiert auch beim Humor. Das Lachen entsteht durch einen Perspektivenwechsel, durch das überschreiten des Erwartungshorizontes. Ich will dies anhand von Beispielen erläutern:

Ein Mann geht im Park spazieren. Ein Vogel, der genau über ihn fliegt schwatzt ihm auf sein blütenweißes Hemd. Kurz ärgert er sich, dann jedoch denkt er sich: Gut, dass Kühe nicht fliegen können!

Diesem Mann ist der Perspektivenwechsel gelungen. Er kann Distanz zu seinem Unglück schaffen. Das ist einerseits ein sehr kreativer Akt, der befreiend wirkt, gleichzeitig verhindert die so gewonnene Distanz zu dem Missgeschick das Auftreten von Stress. Das kennt wohl jeder: über ein Missgeschick zu lachen ist sehr befreiend.

Oder: Wissen Sie, warum Blondinenwitze so kurz sind?
– Damit Männer sie auch verstehen.
Im ersten Teil des Witzes wird die Erwartung aufgebaut, dass ein Blondinenwitz beginnt. Die Erwartung, die dabei errichtet wird, besteht darin, dass blonde Frauen dumm und unfähig sind. Die Pointe enttäuscht diese Erwartung. Der Rahmen eines Blondinenwitzes wird gesprengt (es folgt ein Angriff auf Männer), der Zuhörer wird in einen neuen Bezugsrahmen gezwungen. Die Perspektive wird gewechselt. In dieser Art von Überraschung entsteht das Komische, das ist der Mechanismus der meisten Witze.

Der Perspektivenwechsel fordert und fördert Flexibilität: Auch dieses Faktum wurde durch Untersuchungen belegt: Arbeiter, die in ihrer Pause zum Lachen gebracht werden, haben bei Kreativitätstests höhere Werte, als jene, die nicht gelacht haben. Und Flexibilität ist eine Eigenschaft, die im heutigen Berufleben wichtiger ist, als je zuvor.

Humor stärkt den Teamgeist

Es liegt auf der Hand, dass Humor am Arbeitsplatz Kooperation und Teamgeist verbessern. Gemeinsames Lachen schafft ein Wir-Gefühl, das entspricht auch dem evolutionären Hintergrund des Lachens: Das erste Lachen entstand, als es der Gruppe von Urmenschen gelang, einen gemeinsamen Feind zu vertreiben. Dieser wurde ausgelacht.
Dabei wird sichtbar, dass Humor auch als Waffe verwendet werden kann: Humor kann sehr verletzend und ausgrenzend sein. Die Basis vom heilsamen Humor muss immer Anerkennung und Wertschätzung sein.
Im Sinne des wohlwollenden Humors wirkt das Lachen auch hierarchieverflachend. Der Chef, der mit seinen Untergebenen lachen kann, ist weniger erhaben und sorgt für mehr Offenheit, die Kommunikation wird erleichtert, Konflikte werden leichter lösbar.

Humor reduziert Stress am Arbeitsplatz

Fast jeder dritte Beschäftigte in Europa von arbeitsbedingtem Stress betroffen (Bilbao-Studie). Zwischen 50% und 60% aller Krankenstände stehen in Zusammenhang mit Stress. Stress am Arbeitsplatz verursacht hohe Kosten. Ganz abgesehen vom menschlichen Leid, sind auch verminderte Leistungsfähigkeit und Arbeitsmoral somit auch geringe Produktivität die Folge. Krankenstände und Fluktuation steigen an. Die Folgekosten von Stress am Arbeitsplatz werden EU-weit auf 265 Mrd. Euro jährlich geschätzt!!
Was sind die Ursachen für das Zunehmen dieser Plage? Durch erhöhten Leistungsdruck und Konkurrenzkampf ist vielen Menschen das Lachen vergangen. Die Menschlichkeit kommt ganz offensichtlich zu kurz. Der Mensch muss wieder Zentrum werden.

Humor ist ein probates Mittel, Stress schon im Vorfeld abzufedern. Durch die Distanzier-ung und den Perspektivenwechsel gelingt es durch eine humorvolle Weltsicht, die Dinge leichter zu nehmen, heitere Gelassenheit zu entwickeln.

Bereits vorhandener Stress kann durch Lachen erfolgreich abgebaut werden. Das Lachen verfügt über zahlreiche stressreduzierende Wirkungen (Blutdruckausgleich, Hormonausschüttung, verbesserte Atmung, ). Lachen Sie sich Ihren Ärger weg. Es wirkt!

Mag. Heide-Marie Smolka