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Category: Humor auf verschiedenen Wegen

Humor in der Pädagogik

Sigrid Karnath ist Diplom Sozialpädagogin, Schauspielerin, Regisseurin und nicht zuletzt eine bekannte Clownin. Sie ist Gründerin und Leiterin des Heidesheimer Instituts für Clownpäsagogik.

Methode: Clown

Ich gehe in meiner Arbeit von der These aus, dass der Clown eine kulturhistorische Figur, ein Archetypus ist, der in jeder menschlichen Kultur seinen Platz eingenommen hat und natürlich auch heute noch einnimmt.
Es ist eine Rolle die im Tarot mit der Zahl Null beschrieben wird.
Die Karte des Narren hat im Kreis des großen Arkanum die Null, das ist die Neutralität schlechthin.
Die Null ist weder plus noch Minus, noch hat sie ein Oben oder Unten. Der Clown oder Narr ist der, der dazwischen ist. Zwischen König und Volk, Klerus und Ungläubigen, Mächtigen und Ohnmächtigen, zwischen den Welten, der realen und der irrealen. Der Helfer des Schamanen und gleichzeitig sein Verhöhner. Er sitzt auf dem Zaun und feixt sich eins.
Diese Stellung prädestiniert ihn zu allen nur erdenklichen Interventionen. Er ist niemanden verpflichtet, keinem Herren, keiner Idee, keiner Religion. Und er lebt in der Nullzeit der Gegenwart. Weder Zukunft noch Vergangenheit hemmen sein handeln. Im Gegensatz zum Pädagogen ist er nicht in erster Linie ein Denkender, sondern ein Handelnder.
Während ein Pädagoge noch darüber nachgrübelt an welcher Neurose das Kind leidet, das sich seit 10 Minuten wie ein Derwisch im Kreis dreht, geht der Clown hin und dreht sich auch. Im Jetzt verhaftet, sieht er, wie die Welt zu einem Karussell aus hüpfenden Farben und Linien wird, sich der Körper zentriert und eine Verbindung zwischen Erde und Himmel bekommt. Die Fliegkräfte bestimmen den Körper und ein wunderbares Schwindelgefühl setzt ein, wenn man sich johlend auf den Boden fallen lässt.
Der Clown geht davon aus, das er nicht kompetent ist, aber er tut sein bestes, um eine Aufgabe zu lösen ( z. B. einen Liegestuhl aufzustellen ). Er ist das Scheitern gewohnt, die Krise ist sein täglich Brot und er meidet sie nicht, das hätte sowieso keinen Sinn. Der Clown hat gelernt die Krise zu lieben. Denn die Krise, das ist der Moment, wo alles zu spüren und alles zu sehen ist. Alles löst sich auf, das ganze schöne Konzept der Selbstdarstellung, die Fassade bröckelt und sie ist nicht aufrecht zu erhalten. Die Krise ist der ideale Platz zur Transformation in etwas Anderes und das Lachen über sich selbst oder mit sich selber ist das Transportmittel.

Und was, bitte schön, hat das alles mit Pädagogik zu tun?
Die Verknüpfung der beiden Begrifflichkeiten Clown und Pädagogik zum Unwort Clownpädagogik, hat zu meinem erstaunen nicht nur wohlwollendes Interesse, sondern auch kreischende Aufschreie aus beiden Lagern hervorgerufen. Die Clowns verbitten sich, mit dem Feindbild aller schulgeschädigten Kinder in einem Atemzug genannt zu werden und die Pädagogen verwehren sich dagegen, dass der edle Wilde in die Niederungen der Lehrerzimmer herabgezogen wird.
Die tiefe Sehnsucht noch dem Schönen, Wahren, Guten verwehrt den Blick auf das, was auf der Hand liegt. Wer ist derjenige, der immer zwischen den Stühlen sitzt ?

Ich nerve meine Clownstudenten gerne mit Schreibspielen, in denen sie in 2 Minuten in Stichworten Fragen beantworten sollen.

Auf die Frage: Was haben Clowns und Sozialarbeiter gemeinsam, bekam ich die folgenden Antworten:

Mitgefühl

Eine unkontrollierbare Situation kontrollieren wollen ( und zwar die ganze Zeit über )

Konzentration

Überforderung + Scheitern

Fixiert (Sozialarbeiter auf Schützling; Clown auf Objekt)

Neugier

Faszination beim Entdecken einer anderen Welt

Sie sind lächerlich

Sind egozentrisch und können das nicht verstecken, auch wenn sie sich das fest vornehmen

Ordnung und Chaos

Reden viel und das wahrscheinlich, um dem Geräusch ihrer Stimme zu lauschen

Tauchen in andere Systeme ein

Sie vermitteln beide eine andere Sicht

Penetranz

Plappern

Wiederholung der gleichen Sätze oder Angewohnheiten

Ein eigenes besonderes Weltbild

Es steckt mehr hinter ihrer Arbeit als man denkt

Sie betreiben maximalen Aufwand für ein minimales Ergebnis.

Lebensfreude

Müssen viel Fantasie aufbringen, um zum Ziel zu kommen.

Sie verdienen nicht besonders gut

Sie tragen bescheuerte Klamotten

Der Blick und die Wahrnehmung des Clowns ermöglicht, Dinge und Situationen in ihrem
So Sein zu sehen, zu fühlen, zu hören und letztendlich zu verstehen. Seine gesellschaftliche und soziale Position ähnelt dem Pädagogen oder Sozialarbeiter zum Teil frappant und doch eröffnet sich dem Clown in seiner speziellen Stellung eine ganz andere Bandbreite an Möglichkeiten. Er ist kein Erzieher mit Machtbefugnissen, kein Besserwisser und Problembeweltiger. Er hat die Freiheit dumm und konzeptlos zu sein und auf diese Weise seinen unverstellten Blick benutzen zu können.
Ein Pädagoge, der die Möglichkeit hat, sich mit dem Wesen seines eigenen inneren Clowns zu verbinden, kann das Hier und Jetzt einer Situation wieder sehen und wirken lassen.

Kongresse sind gut, um Erfahrungen und Ergebnisse auszutauschen, aber die Praxis findet eben nur in der Praxis statt.
Improvisation, Spiel, Imitation, wohlwollende Betrachtung, emotionale Intelligenz und Spielfreude sind in der konkreten Clownsarbeit erlebbar und erfahrbar.
Aus diesem Grund habe ich das Institut für Clownpädagogik ins Leben gerufen. Ein Ort, in dem Laien aus sozialen Berufen ihrem eigenen Clown begegnen können, um von ihm zu lernen und mit seinen Augen sehen zu können.
Mein Engagement entspringt aus meiner Berufspraxis als Clownin, Sozialpädagogin und Lehrerin für Clowns in der Profiausbildung.
Seit 5 Jahren sammele ich Erfahrung in der praktischen Clownsarbeit mit Sozialarbeitern, Pädagogen, Erziehern, Ärzten und Therapeuten und wir alle spüren wie die heilsame Kraft des Lachens die Vitalität zurückbringt.
Dem eigenen Clown auf der Spur pirschen wir an uns selber an.
Ein praktischer Einstieg in die Methode Clown.

Das Institut für Clownpädagogik widmet sich der praktischen und theoretischen Erforschung der Clownsarbeit im gesellschaftlichen Kontext.
Die Neugierde auf das Leben, die Lust am Experiment und am Scheitern sind sein Motor und Elixier.
Ein Clown macht keine halben Sachen, er lebt 1:1 !

Die berufsbegleitende Fortbildung Clownpädagogik umfasst 6 Wochenend-seminare und 2 Intensivwochen. Ziel der Fortbildung ist es, den TeilnehmerInnen praktische und theoretische Kompetenzen zu vermitteln, die es ihnen ermöglicht in sozialpädagogischen / therapeutischen Zusammenhängen mit Clownsprinzipien zu arbeiten. Eine wesentliche Rolle spielt in dieser Fortbildung das unmittelbare Erfahren des eigenen Clowns. Ihm mit Vertrauen die Führung zu übergeben, seiner Intuition zu folgen und die ursprüngliche Kraft und Vitalität des kreativen Prozesses am und im eigenen Körper zu erleben.

Sigrid Karnath
www.clownpaedagogik.de

Ein Trotzdem-Lachen nicht erst in der 3. Lebensphase aber auch dann!

Ein älterer Mann, so erzählt die Ergotherapeutin Maria Schwarz, kam sehr eingeschüchtert zur ambulanten Hand-Sprechstunde und stellte seine operierte Hand – steif wie ein nicht zu ihm gehöriges Ersatzteil – auf den Untersuchungstisch. Es ging darum, die Fäden zu entfernen und dann die Greiffunktion und die Fingerfertigkeit zu testen. Arzt, Physiotherapeut, Ergotherapeutin diskutierten den möglichen Therapieplan. Der Patient ließ stumm und gebannt alles über sich ergehen. Maria sagte mit unbewegter Miene: Und was sagt denn eigentlich ihr Wellensittich dazu, dass Sie ihn nur mit Mühe versorgen können? Eine Verwandlung ging vor, der Mann erzählte lebhaft und gesprächig von den Gewohnheiten seines Lieblings. Vom schicksalsergebenen, passiven Urteilsempfänger verwandelte er sich zum vergnügten und kenntnisreichen Individualisten. Auch der Arzt schmunzelte und eine lockere Stimmung trat ein (aus HumorCare Newsletter Nr1).

Humor ist besser geeignet als tröstliche Worte, um Verkrampfungen zu lösen. Die lähmende Distanz zu den weissen Experten und anerkannten Autoritäten wird unterwandert. In das kühle Klima, das Steifheit mit sich bringt, gerät ein wärmender Südwind dank einer witzigen Bemerkung oder dank eines Scherzes, der die eigenen Kräfte neu mobilisiert.

Ich weiß einfach nichts mehr, sagte eine ältere Dame mutlos im Englischunterricht am Mittwochnachmittag. Ich sagte darauf: Dann können Sie schon nichts mehr vergessen. Sie lachte aus vollem Herzen.

Kein Meister fällt vom Himmel

Freilich kann es sein, dass man nicht immer ins Schwarze trifft. Manchmal haben wir etwas Hemmungen, eine witzige Bemerkung zu machen. Aber auch hier gilt, kein Meister fällt vom Himmel. Es darf geübt und gelacht werden. Im übrigen, so meint eine Humor-Expertin, Dr. Eleonore Höfner, sind die meisten Menschen keine weichgekochten Eier. Man darf ihnen etwas zumuten. Manchmal steckt im Menschen, der eine schwierige Lebenssituation zu bestehen hat, mehr Lebenswillen und Kraft, als wir zuvor angenommen haben. Warum nicht das kernige Selbstbewusstsein herausfordern? Es gibt Mitmenschen, die ein zu großes Einfühlungsvermögen haben. Sie identifizieren sich zu sehr mit einem kranken Menschen. Sie fragen sich, wie würde ich diese Schmerzen oder diese wie jene Schwierigkeit nur aushalten und verkraften? Als ich einmal einen Autounfall mit Totalschaden hatte, kam der Musiklehrer des örtlichen Gymnasiums bei mir vorbei und schilderte mir, wie schlimm wohl alles für mich gewesen sein mag. Am liebsten hätte ich ihm gesagt: Herr, Soundso, ich bedaure, dass Sie dies alles so ernst nehmen. Aber ich schaffte eine solche Bemerkung damals noch nicht.

Am liebsten würde ich sterben. Da wäre alles vorbei , sagte der Patient zum Arzt. Der Arzt zum Patienten: Meinen Sie, im Himmel wird es ihnen besser ergehen? Das will ich hoffen! kam mit einem verschmitzten Lächeln die Antwort des Patienten. Der Arzt hatte mit seiner Bemerkung ins Schwarze getroffen.

Ich denke, Humor ist auch ein Zeichen von Selbstdisziplin und von souveräner Haltung. Die Worte von Viktor Frankl sind manchmal so etwas wie ein ermutigender Stupser: Man muss sich auch nicht alles von sich selbst gefallen lassen!

Der Humor ist auch ein Zeichen und ein Zeugnis der christlichen Hoffnung, für die es selbst da noch etwas zu lachen hat, wo es nichts mehr zu lachen gibt.

Pater Ludwig Zink

Humor ist der Schwimmgürtel auf dem Strom des Lebens
Wilhelm Rabe

Das Leben ist zu wichtig, um ernst genommen zu werden
Oscar Wilde

Hallo

Ich habe dich gefunden.
Ich wusste, dass du da bist.
Irgendwo.
Du gefällst mir sehr.
Ich will dich jeden Tag begrüssen.
Sei meine beste Freundin.
Begleite mich, wohin ich auch gehe.
Melde dich laut, wenn ich dir zuwenig Platz einräume.
Lach mit mir, wenn ich Fehler mache.
Freue dich mit mir über meine Erfolge.
Heitere mich auf, wenn ich traurig bin und leide.
Lerne mich, loszulassen.
Führe mich immer wieder in den Fluss des Lebens.
Baue mit mir Luftschlösser.
Hilf mir und gib mir Mut, meine kreativen Kinder zu gebären.
Spring mit mir in die Luft.
Tanz mit mir.
Geniesse mit mir zusammen den Regenbogen.
Begleite mich im Sterben.

Deine beste Freundin

Anita Rüesch ist von Beruf Lehrerin. Nebenbei schreibt sie Kinderbücher. Sie hat die 1. Humorwerkstatt im Haus Gutenberg, Fürstentum Liechtenstein, absolviert und bei dieser Gelegenheit ihre innere Clownin entdeckt:

Muss das schön sein, eine Clownin zu sein !

Ich suchte sie, auch wenn ich nicht wusste wo?

Wer sucht – der findet … Die Frage ist nur was?!

Januar 1998. Ich öffnete meinen Briefkasten. Zwischen Zeitung und Rechnungen fand ich die Broschüre der Erwachsenbildung des Fürstentum Liechtenstein. Neugierig blätterte ich darin. Was da alles für Kurse angeboten wurden! Auf der Seite vom Haus Gutenberg blieb ich hängen. Humorwerkstatt – 1-jähriger Fortbildungskurs. Ich wusste sofort – das ist es! Ich spürte sofort, dass ich mich in dieser Humorwerkstatt auf die Suche nach meiner inneren Clownin machen konnte.

Es gibt nur eine Möglichkeit zu lernen – und das ist durch Handeln.
Paulo Coelho

Bereits am ersten Workshop-Wochenende habe ich viel gehandelt. Es gab viele Lernsituationen. Ich konnte tun. Nicht ohne Herzklopfen wagte ich Schritte. Oft wurde ich gezwungen, mein alles unter Kontrolle haben oder ich muss gut sein oder das kann ich nicht loszulassen. Immer wieder fand ich mich in neuen Situationen, die ich nicht kannte und demzufolge auch spontan reagieren musste.
Die Kursleiter und Kursleiterinnen gaben mir das Vertrauen und das Übungsfeld. Ich hatte nie das Gefühl, ich werde mit kritischen Augen betrachtet und irgendwo im Minus eingestuft.
Die Gruppenmitglieder gaben mir ebenfalls das Vertrauen. Ich fühlte mich sehr wohl in der Gruppe und ich freute mich immer auf ein Wiedersehen. Die Gefühle, die ausgetauscht wurden, die vielen Gespräche, die wir miteinander geführt haben, das Lachen über alle möglichen und unmöglichen Dinge – all das gab mir das Gefühl – hier kannst du deine Clownin suchen.
Auf meiner Suche hatte ich kleinere und größere Erfolgserlebnisse. Die gaben mir neuen Mut und neue Kraft, weiter zu suchen.
Aber – wie es so ist im Leben – daneben lagen auch einige Stolpersteine. Hindernisse, die mir das Weitergehen bzw. das Weitersuchen erschwerten. Hindernisse, die ich zuerst anschauen, darüber nachdenken und dann entscheiden musste, ob ich jetzt einen anderen Weg einschlagen oder ob ich das Hindernis aus dem Weg räumen muss?
Beim genauen Betrachten der Hindernisse fand ich heraus, dass ich mir diese selber in den Weg gestellt hatte. In der Kindheit aufgestellt, von der Familie und der Gesellschaft geformt und bestätigt und – je älter ich wurde – von mir selber als richtig eingestuft. Ich merkte, ich bin mein größter Fallensteller!
Während der Zeit der Humorwerkstatt konnte ich viele Stolpersteine aus dem Weg räumen. Aufgestellte Normen und Grenzen, die für mich ja gar nicht stimmen. Kleinere und größere Sprünge über die Grenzlinie bereicherten mich mit mehr Freiheit, mehr Selbstbewusstsein, mehr Lebensfreude und Mut, noch mehr Sprünge zu machen. Es ist eine positive Kettenreaktion.

Hindernisse waren plötzlich auftretende Emotionen, Sätze und Gedanken.

Stolperstein Nr. 1 – Autsch!

Das kann ich nicht!

Ich erinnere mich. Jedes Wochenende hatte ich mehrere Male diesen Satz im Kopf. Ich weiß noch – am 1. Wochenende – musste ich mich einem Partner gegenüberstellen, beide mit einer Clownnase im Gesicht. Wir hatten die Aufgabe, uns anzuschauen und dann abwechslungsweise unsere ganze Aufmerksamkeit der Partnerclownnase zu widmen. Die Nase übertrieben zu bewundern und so zu tun, als ob ich noch nie eine Clownnase gesehen hätte. Ich weiß noch, ich sagte laut zu meinem Partner das kann ich nicht! . Er antwortete ganz gelassen, doch, doch, das kannst du schon . Ich fühlte mich gehemmt, beobachtet, nervös. Wenn ich jetzt darüber nachdenke, muss ich lachen. Ich habe wirklich Schritte gemacht. Das kann ich nicht hat ja hier überhaupt keine Verbindung mit der Fähigkeit, es zu tun. Alles, was ich da tun musste, konnte ich selbstverständlich. Es war eine persönliche Grenze, die ich überschreiten musste. Wichtig war vor Allem, bei mir zu bleiben und nicht zu denken: schaut mir jemand zu? Bewundere ich genug intensiv? Mache ich s gut? Was denkt der Partner?

Daneben gab es auch Aufgaben, die schwieriger und neu für mich waren. Aber auch hier gilt: Etwas nicht zu machen, obwohl ich es gerne tun würde, nur weil ich es noch nicht gut kann, ist einfach Unsinn. Wie soll ich etwas, das ich noch nie gemacht habe, sofort gut können. Das geht doch einfach nicht. Ich verlange von meinen Schüüer und Schülerinnen auch nicht, dass sie alles sofort kapieren. Das ist totale Überforderung. Ich führe dann immer Selbstgespräche: Anita, das hast du noch nie gemacht. Du musst nicht perfekt sein. Du kannst aber etwas dabei lernen. Also – wenn du´s tun willst – pack´s mit Freude an!

Stolperstein Nr. 2 Oh, nein!

Das macht man nicht!

Beim näheren Hinsehen wurde mir bewusst, dass dieser Satz oft in den Abfall gehört. Das macht man nicht! . Darauf folgt jetzt bei mir die Frage: Warum nicht? Wer hat diese Norm aufgestellt? Stimmt diese Norm auch für mich? Was könnte passieren, wenn ich mich dieser Norm nicht füge?
Ich habe gespürt, dass diese Normen eigene Grenzen sind, die manchmal hilfreich und gut sind, oftmals völlig unnötig und falsch. Grenzen, die übersprungen werden dürfen und es passiert überhaupt nichts Negatives im Gegenteil. Erkenntnis, Vertrauen und Mut sind nötig, um über den Zaun zu klettern. Ist der Schritt getan, folgt ein Gefühl von Stolz, Freiheit und Eigenständigkeit.

Nr. 3 ein hartnäckiger Stolperstein.

Ich trau mich nicht! Das macht mir Angst!

Angst ist eines der größten Hindernisse. In den meisten Fällen gehört sie in den Abfall. Aber so einfach werde ich sie nicht los. Die Angst taucht immer wieder auf. Sie lösst sich nicht so schnell abschütteln. Meine Erfahrungen haben mir gezeigt, dass Angst in Beziehung steht mit dem Vertrauen. Wenn ich viel Angst spüre, ist kein Vertrauen vorhanden. Wenn viel Vertrauen da ist, bin ich fast angstfrei. Fazit – meine Aufgabe ist es, das Vertrauen aufzubauen. Aber wie? Wie stärke ich mein Vertrauen?

Ich stehe vor einer Aufgabe, die ich bewältigen will. Ich höre und spüre in mir Ich trau mich nicht, das macht mir Angst . Je nach der momentanen Vertrauensdicke kann ich die Angst an der Hand nehmen und ich geh durch. Manchmal dauert die Auseinandersetzung länger und ich muss mir länger gut zureden, bis ich den Schritt wage. Wenn ich die Entscheidung getroffen habe, es zu tun, dann sieht es aber für mich nicht so aus Augen zu und durch. Nein, dann will ich mit offenen Augen die Aufgabe erledigen.

Stolperstein Nr. 4 – Aua, meine wunden Knie!

Ohne Hilfe schaffe ich das nicht!

Wo ist die hilfreiche Hand, die mich durch diese Aufgabe begleitet? Bei einer ganz schwierigen Aufgabe oder bei einer Idee, die zu verwirklichen für mich einfach zu bedrohlich ist – ich geb´s zu – brauche ich eine Hand. Es ist schön, zu sehen, dass die Hand immer da ist, wenn ich sie wirklich brauche.

Stolperstein Nr. 5

Ich bin nicht gut genug! Ich bin nicht so gut wie die anderen!

Stolperstein Nr. 6

Die Anderen sind witziger, schlagfertiger, spontaner …. einfach besser!

Stolperstein Nr. 7

Finden mich die anderen gut?

Stolperstein Nr. 8

Du hast es wieder nicht gut gemacht! Du bist unfähig!

Stolperstein Nr. 9

Warum können´s die anderen und ich nicht?!

Stolperstein Nr. 10

Was denken die anderen Leute über mich?

Wenn ich immer denken würde, was die Leute über mich denken, wenn ich dies oder das, so oder anders mache, könnte ich das, was ich tue nicht mehr genießen!

Blöd – oder nicht?

Anita Rüesch, Humorakel Liechtenstein

Die Suche geht weiter…..

Es ist wie bei der Suche nach einem Schlüssel. Du findest immer wieder Gegenstände. Du kannst die Dinge flüchtig anschauen und dann weitersuchen. Du kannst dir aber auch bewusst überlegen. Was habe ich da gefunden? Brauche ich das noch? Hat das Ding nicht schon lange ausgedient? Kann ich das Ding in den Abfall geben, weil es überflüssig geworden ist und Platz wegnimmt?Ja und auf der Suche nach der Clownin fand ich immer wieder Dinge. Oft waren es Hindernisse, die mir im Weg standen. Ich wollte nicht flüchtig hinsehen und dann weitersuchen. Ich habe mich oft hingesetzt und darüber nachgedacht. Was habe ich da gefunden? Brauche ich das noch? Hat das Ding nicht schon lange ausgedient? Kann ich es in den Abfall geben?

Die Clownin suchen – das ist ja harte Arbeit!

Also, wenn du auch auf die Suche nach der Clownin gehst, überlege es dir gut. Vielleicht ist es besser, du wirst zuerst Hürdenläuferin oder Hochspringer ode r…..

Habe ich die Clownin gefunden?

Um noch einmal auf das Schlüsselsuch-Beispiel zurückzukommen.

Ich habe mich auf die Suche gemacht, ohne zu wissen , ob ich überhaupt einen Schlüssel finden werde. Ich habe in verschiedenen Schlüssel-Ablage-Möglichkeiten gestöbert, andere Dinge gefunden und Dinge weggeworfen, die ich nicht mehr brauche.

So bin ich meiner Clownin immer näher gekommen.

Im Februar dieses Jahres, d.h. also kurz vor Abschluss der Humorwerkstatt habe ich ganz spontan diese inneren Bilder gesehen. Ich erzähle dir diese meditative Sequenz:

Ich sehe einen grossen Wasserfall. Plötzlich teilt sich das Wasser auf beide Seiten. Darunter wird die Erde sichtbar. Aus der Erde – aus einem Loch – steigt ein witziges Mädchen. Ich sehe zuerst die Hände, dann die Arme. Es stützt sich auf die Ellenbogen und zieht sich dann aus dem Loch. Es schaut sich um (frech, selbstbewusst, keck, grinsend) und klopft sich den Dreck aus den Kleidern.
Plötzlich merkt es, wo es sich befindet. Es sieht auf beiden Seiten das Wasser. Aengstlich denkt es, dass es sich in Sicherheit bringen muss, bevor das Wasser wieder kommt.
Die Angst verschwindet aber ganz schnell. Es schaut ganz frech auf beide Seiten, winkt dem Wasser und sagt: Komm schon! Dann kann ich auf dem Wasser den Wasserfall hinunterrutschen!

Für mich ist das ein Beweis, dass ich meine Clownin gefunden habe. Und noch einmal der Vergleich mit dem Schlüssel. Ich habe den Schlüssel gefunden. Ich habe auch gemerkt, dass der Schlüssel in verschiedene Schlässer passt und mir neue Räume öffnet. Ich bin sicher, da gibt`s aber noch mehr zu öffnen.

Die Clownin öffnete mir Türenzu Räumen, die ich schon lange nicht mehr betreten habe

zu Räumen, die ich irgendwann einmal zuschloss

zu Räumen, die mich bedrohten, weil ich nicht so ganz genau wusste, was sich dahinter verbirgt zu Räumen mit wunderschönen Dingen zu Räumen mit neuen Dimensionen. Jetzt geht mein Weg weiter in diese Richtung. Meine Clownin ist heilend. Ich habe sie zwar gefunden, aber richtig kenne ich sie in ihrer ganzen Persönlichkeit noch nicht. Ich bin neugierig und bereit, mit ihr Neuland zu entdecken. Mit ihr zusammen wage ich mich weiter. Ich weiss, sie ist meine beste Freundin. Mit ihr zusammen ist das Leben Lust und Freude.

Brief an meine Clownin

Hallo

Ich habe dich gefunden.
Ich wusste, dass du da bist.
Irgendwo.
Du gefällst mir sehr.
Ich will dich jeden Tag begrüssen.
Sei meine beste Freundin.
Begleite mich, wohin ich auch gehe.
Melde dich laut, wenn ich dir zuwenig Platz einräume.
Lach mit mir, wenn ich Fehler mache.
Freue dich mit mir über meine Erfolge.
Heitere mich auf, wenn ich traurig bin und leide.
Lerne mich, loszulassen.
Fähre mich immer wieder in den Fluss des Lebens.
Baue mit mir Luftschlösser.
Hilf mir und gib mir Mut, meine kreativen Kinder zu gebären.
Spring mit mir in die Luft.
Tanz mit mir.
Geniesse mit mir zusammen den Regenbogen.
Begleite mich im Sterben.

Deine beste Freundin

Humor und Auto passen zusammen wie Ratten und Hotelküche.
Herkömmliche PKWs sind wirtschaftlich, sportlich, exklusiv, praktisch und verlässlich. Lustig ist kaum eines.
Deshalb zielt die Öffentlichkeitsarbeit der Autoproduzenten auch gerne in die Richtung „Das dynamische Fahrzeug für den aktiven Lenker“ oder haben Sie schon einmal ein Plakat gesehen mit
„Das ist das Auto für den humorvollen Lenker“ oder „Steigen Sie ein in die Karosse für Intellektuelle“
Ein modernes Fahrzeug hat die Aufgabe, sich dem heutigen Menschen anzupassen und ihm dadurch immer ähnlicher zu werden: Sachlich, erfolgreich, bequem und sicher. Auch das Eigengewicht wird jährlich etwas erhöht. Das ist gerechter Ausgleich.
Wenn Humor mit dem Auto in Verbindung gebracht wird, dann unfreiwillig, z.B.:
„Das Modell fuer die schoensten Purzelbäume“
„Wir vermieten die Bodenplatte Ihres Wagens zu „Werbezwecken“
Dann wird gelacht. Schadenfreude also.

Wie ist es dagegen, wenn das Fahrzeug lacht. Der Beetle grinst, vorne und hinten. Über wen lacht er, über sein Vorgängermodell?
Nein, das glaube ich nicht. Über die Autofahrer? Das schon eher.

„Drive a smile“ hieß, bei der Einführung des Retromobiles, der überzeugende Slogan. Von diesem Motto ließ ich mich anstecken zur Idee „Smile and drive“.
In mir entstand der Plan, einen „Smile-Guide“ zu erstellen und dies in Form einer Beschriftung des Beetles, garniert mit Autogrammen und Sprüchen zum Thema Humor und Lachen.
Nur, wer malt schon gerne ein fremdes Auto an, mit einem grünen Lackstift, der kaum mehr runtergeht. Besonders zu Beginn war es äußerst schwierig für mich, einen Prominenten zu überreden, ‚Botschafter des Humors‘ zu werden.
„Sie wollen doch mit meinem Geschreibsel nicht Ihr Auto verunstalten“,
„Sind Sie Vollkasko versichert?“ Hier war Furcht vor Schadenersatzforderungen versteckt.
Für meine kreativen Wünsche musste ich schon einen ausgefuchsten Prominenten finden, der seine Handschrift liebt.
So kam ich auf Prof. Ernst Fuchs. Mehrmalige Anrufe, er war nur schwer erreichbar, bis hin zum persönlichen Besuch in seiner Villa, ließen ihn berzeugen, dass er mich nicht so leicht los wird.
Prof. Fuchs hatte gerade eine Pressekonferenz in seinen Räumlichkeiten, im Beisein von Pater August Paterno, was ich als göttliche Fügung betrachtete und beim Gespraech teilnahm.
Meine Frage: „Hat Christus gelacht?“ beschleunigte mein Anliegen, beide Herren zur Unterschrift zu bewegen.
Die Zitate „Lache bis die Tränen kommen“ von Prof. Ernst Fuchs und „Lachen ist gesund“ von Pater August Paterno, waren die Ouvertüre für mein Vorhaben.
Ein echter Fuchs auf der Motorhaube, war das Sprungbrett für weitere Signaturen. Maler Prof. Kumpf, mit der Zeichnung des Asozialen, der Schriftsteller Alfred Komarek, Entertainer Peter Alexander, Prof. Franz Antel, Univ. Doz. Dr. Peter Lind, Schauspielerin Rosemarie Fendel, Moderator Ernst Grissemann, Maler Hanns Staudacher und Manfred Bockelmann.
Wenn heute die eigenwillige Beschriftung meines Beetles auf ungeteiltes Interesse stößt, so war das am Anfang gar nicht so.
Ich erinnere mich gerne an die Reaktion eines Tankwartes aus der Steiermark, als er den Spruch und die Unterschrift von Franz Antel ‚Lach ein bissel‘ las:
„He Sie, schauns amal, da hat Ihnen irgendein Depp, was draufgekritzelt!, ……Rotzbuam blede!“
Ja, der Rotzbua ist 88 Jahre alt, Professor, Filmregisseur, dem das Lachen noch immer nicht vergangen ist.
Inzwischen ist der Beetle von Fahrzeug zum Motivationsobjekt geworden, mit der ungenierten Aufforderung zu mehr Humor im Alltag.
Wobei sich wiederum die Frage aufdrängt, lachen wir wirklich zu wenig? Oder sind humorvolle Autofahrer gar ein Beitrag zur Verkehrssicherheit?

Ich habe dazu den Wissenschafter Dr. Michael Titze befragt:
Wenn man den Statistikern glauben will: ja! So wurde ermittelt, dass die Deutschen in den 50er Jahren 18 Minuten pro Tag gelacht haben, während dies vierzig Jahre später nur noch 6 Minuten gewesen sein sollen. Das ist schon erstaunlich, wenn man bedenkt, dass es uns heute zumindest wirtschaftlich besser geht und wir uns zudem zu einer Spaßgesellschaft entwickelt haben. Aus meiner Arbeit mit gelotophoben, also lachängstlichen Patienten glaube ich aber, eine Erklärung dafür gefunden zu haben: Wir sind immer perfektionistischer geworden! In allen Lebensbereichen schielen wir nach der Höchstleistung. Das beginnt beim Aussehen. Wer möchte heute so aussehen wie die Wirtschaftskapitäne der Nachkriegszeit, altväterlich wohlbeleibt und mit einer Zigarre im Mund? Heute wollen, nein mssüen wir jung aussehen, körperlich fit und durchtrainiert wirken und uns als Siegertypen darstellen. Oder denken Sie an das Arbeitsleben: Wer heute sein Berufsleben startet, muss davon ausgehen, sein Basiswissen bis zum Eintritt ins Rentenalter mindestens dreimal komplett zu erneuern. Und in der Freizeit sind Fun-Aktivitäten angesagt, die möglichst kostspielig, risikoreich und ungewöhnlich sein müssen. Wer da nicht mithält ist schnell out, mit allen psychologischen Konsequenzen!

Dr. Madan Kataria, Begründer von Tausenden von Lachclubs weltweit, sieht in diesem Überbietungszwang die eigentliche Ursache für die Zunahme von Selbstwertproblemen, Depressionen und den damit zusammenhängenden Suchtproblemen. Da wir immer besser sein wollen, als wir es tatsächlich sind, müssen wir uns als die permanenten Verlierer sehen und uns noch mehr anstrengen! Und das erzeugt Stress. Als ich mich beim letzten Basler Humorkongress mit Dr. Kataria über die Verifizierung dieser Annahme unterhielt, waren wir uns schnell darüber einig, woran man einen stressgeplagten Zeitgenossen erkennt – an seinem Gesichtsausdruck. Stress führt zu einer Anspannung aller möglichen Muskeln, mit einer Ausnahme: der zygomaticus maior bleibt schlaff. Dieser Muskel, der die Funktion hat, unsere Mundwinkel auseinander zu ziehen (so dass ein typisches Lächeln entstehen kann!) wird beim Ausschwemmen von Stresshormonen im Blut nicht aktiviert. Die Folge ist ein verbissener, agelotischer Gesichtsausdruck, der die Mitmenschen kaum begeistern wird. Und gerade hier setzt die Lachtherapie an: Man trainiert diesen Muskel systematisch, zum Beispiel, indem man sich einen Bleistift quer in den Mund steckt und damit morgens zur Arbeit führt. (Ich habe dies vor einigen Jahren bei einem Aufenthalt in San Diego erstmals miterlebt: Unzählige Autofahrer hatten während der morgendlichen rush hour ihren Bleistift im Mund! Das sah nicht nur lustig aus, sondern ist auch physiologisch effizient. Die Wissenschaft wies nach, dass die Aktivierung des zygomaticus maior einen positiven Einfluss auf die Hirnaktivität hat!)

Lächeln gegen den Stress, diese Einsicht ist nachvollziehbar. Lächeln hat eine kommunikative Funktion. Wer lächelt, dem wird sehr häufig zurückgelächelt, was wiederum das Selbstwertgefühl stärken hilft. Und wer sich im Lächeln trainiert hat, für den ist der Weg zum heilsamen Lachen nicht weit. Die Tatsache, dass ein intensives, von Lachtrainern angeleitetes Lachen das Mittel der Wahl gegen die Stressprobleme unserer Zeit ist, hat sich inzwischen herumgesprochen. Man schützt, dass sich rund 400 000 Menschen weltweit regelmäßig im heilsamen Lachen üben allein und gemeinsam, aber immer im vollen Bewusstsein, dass dadurch Stresshormone abgebaut und die Immunabwehr gestärkt wird.

Nach Schätzungen des Statistischen Bundesamtes sollen sich die Staukilometer bzw. Stauzeiten in den kommenden 15 Jahren verdreifachen! Damit wird die Durchschnittsgeschwindigkeit auf deutschen Autobahnen an Werktagen auf weniger als 60 km/h sinken. Das entspricht einer wenn auch ganz ungewollten Reduktion, die in unserer in jeder Hinsicht schnelllebigen Zeit nicht ohne Konsequenzen bleiben dürfte. Wer schnell vorankommen will (und das sind die Meisten), wird beim besten Willen passen müssen. Eingezwängt in eine endlose Blechlawine und angetrieben von Termindruck und Mobilitätszwängen muss der postmoderne Autofahrer einige Entscheidungen treffen:

auf das Auto fahren (zumindest an Werktagen) weitgehend zu verzichten,

Auto fahren und sich ärgern (was zu einer tüchtigen Ausschwemmung von Stresshormenen führt),

Auto fahren und sich nicht ärgern (was die Lebensqualität sehr steigert)

Wer sich für letztere Alternative entscheidet, findet bei der Gelotologie (= Lachforschung) manche praktikable Anregung. Dies fängt bei der Modellierung der Gesichtsmuskulatur an, die bei vielen Wagenlenkern agelotisch, also verbissen und verzerrt ist. Das gibt ihnen das Aussehen von Abschmeckern in einer Essigfabrik! Wer auf einen entspannten, fröhlichen Gesichtsausdruck hinarbeiten will, sollte vor allem einen Muskel trainieren: den Wangenheber (m. zygomaticus maior). Er zieht die Mundwinkel auseinander, so dass ein breites Lächeln entsteht, das nachweislich zu einer (positiven) Beeinflussung der Hirnaktivität führt (bessere Durchblutung, möglicher Weise Ausschüttung von Endorphinen). Um dies zu erleichtern kann man sich einen Bleistift quer in den Mund schieben und leicht darauf beißen. (In den USA hat sich dies bereits herumgesprochen: Viele Autofahrer verwenden die Bleistift-Methode routinemäßig während der morgendlichen rush hour, ich kann es bezeugen!) Und wer zusätzlich noch Lachkassetten, wie sie auch bei uns zu haben sind, einlegt, um sich von Gelächter, schrägen Sprüchen und absurden Witzen berieseln zu lassen, hat schon sehr viel getan, um eine langsame Fahrt im Auto zu einer kurzweiligen Lachtherapie werden zu lassen.

Mag. Erwin Neuwirth, Klagenfurt

Beatrice Rutishauser ist Lehrerin und Kinderbuchautorin (ihre Bücher erscheinen im Verlag der Kooperative Dörnau). Sie betreut Schulprojekte im Kosovo und Rumänien (Spenden bei ACACIA Fond für Entwicklungszusammenarbeit zu Gunsten von Kosovo) Frau Rutishauser hat auch die Ausbildung zur Humorberaterin absolviert und steht im Kontakt mit dem Verein Lachen und Helfen (http://www.lachen-helfen.de).

Lachen hilft auf verschiedenen Wegen

Als ich das erste Mal nach dem Krieg in den Kosovo reiste, konnte ich mir nicht vorstellen, dass ich es fröhlicher haben würde als in der schönen Schweiz. Es war Dezember und sehr kalt. Als ich Fatmire in Prishtina zum ersten Mal begegnete, war der Strom in der Stadt gerade abgestellt worden. Eine Kerze stand auf dem Tisch des Kaffees, und zu trinken gab es auch nichts Warmes. Die Kinder, die Fatmire zusammen mit ihrer Schwester Florjie im improvisierten Kindergarten betreute, hatten 6 Holzkühe zum Spielen und ein paar wenige Puppen und Stofftiere. Das war alles.

Während meiner Gänge durch die Stadt traf ich unzählige Kinder, die aus Abfall Spielsachen formten und diese für ihre Bedürfnisse einsetzten. Da war die Plastikflaschenrutschbahn, die von einem Erdhügel steil den Hang hinunter führte. Dort die Tonfiguren, geformt aus dem Lehm einer Pfütze. Müllfußball, Büchsen werfen, Pflastersteine, die zu Puppenhausgrundrissen wurden für nackte Puppen. Das Kinderlachen tönte weit. Ich staunte über die Phantasie dieser Kinder.

Im Kindergarten und in den Englischstunden der Oases Initiative wurde ebenfalls gelacht, weil viel improvisiert werden musste. Die Kinder zeigten uns Lehrern, was ihnen Erleichterung in einem harten Alltag bringt, was ihre seelischen Wunden lindern kann.

Grosse ernste Kinderaugen schauen uns an: Die Kleinen verkaufen Zigaretten oder betteln gar. Da war das Lachen weit weg, weil der Hunger drückt.

Im Laufe der Zeit wurde ich mutiger, nicht nur, um mit den Kindern zu spielen, sondern auch, um mit meiner roten Nase zu agieren. So entstand manche Straßenaktion, die mit schallendem Gelächter endete, weil meistens mein Lippenstift dann so manch andere rote Nase gemalt hatte. Mehr brauchte es nicht.

Die Clowns besuchen immer wieder die Stadt. So waren sie unmittelbar nach dem Krieg im Zentrum der Aufmerksamkeit für Mutter und Kind. Aber dann mussten sie weiterreisen. Zurück blieb die Idee, irgendwann auch einmal einen Spitalclown in Prishtina zu haben. Erste Kontakte sind geknüpft und sollen in den nächsten Monaten verwirklicht werden.

Das Lachen war ein Kontrast zu der tristen Umgebung, zu den Erzählungen der Menschen, den Baustellen, den täglichen Sorgen um Essen und Arbeit. Das Ventil, den Druck des Lebens erträglicher zu machen, kennen viele. Da höre ich Witze wie diesen: Kennen Sie die Nationalhymne des Kosovo? Nicht?! Sie ertönt wirklich sehr häufig, alle paar Stunden…. ach ja, Generatorenmusik! Witze erleichtern das Leben, das haben mir viele Erwachsene erzählt, auch die Entwicklungshelfer, die immer wieder merken müssen, dass Helfen gar nicht einfach ist. So haben sie zum Beispiel am Eingang zum Caritas Büro das Schild angebracht Bitte Waffen entsichern.

Wichtige Arbeit leistet das Militär. Nicht nur für die Sicherheit, auch im sozialen Leben. Sei es weil Truppen Bauaufträge ausführen oder Hilfsgüter verteilen. Die sozialen Aufträge helfen mir, das Vertrauen der Bevölkerung zu gewinnen, um dann die militärischen Aufgaben besser ausführen zu können. Die Jeeps der Soldaten erreichen die hintersten Winkel des Landes und sind gewappnet, auch schwierigste Situationen zu klären. Eine Initiative der deutschen KFOR-Truppen heißt Lachen und Helfen und verteilt gespendete Hilfsgüter, an Notleidende und Benachteiligte. Und sie bringen so das Lachen zurück! Die Kinder kennen das Signet, da immer auch Stofftiere im grünen Jeep mitfahren und verteilt werden. Freude bringen, indem Hilfsgüter mit Fröhlichkeit verteilt werden, das ist ein Ziel von Lachen und Helfen.Es ist ein schwieriger Job, die Not den ganzen Tag um sich zu sehen und das Lachen dabei nicht zu verlieren!

Das Lachen ist eine Kraft, die wie der Löwenzahn sich durch den härtesten Beton bricht. So nützt es den Helfern und den Bittenden und bildet die Brücke zum Anderen. Lachen wird so zu Sprache. Das Heilmittel Lachen hilft dem Helfer und dem Beschenkten gleicherweise.

Ich dachte so manches Mal, wir haben die materiellen Güter im Überfluss und haben doch das Lachen verloren! Im Kosovo, wo ich die letzten 3 Jahre regelmäßig hingeflogen bin, um zwei Kindergärten zu betreuen, sind die materiellen Güter rar, dafür erklingt das Lachen auf der Straße. Schenken wir unsere Güter Lachen und Helfen, damit diese in Krisengebieten verteilt werden können. Und lernen wir die Kraft der unperfekten Improvisation wieder neu in uns zu entdecken!

Beatrice Rutishauser

 

Humor ist erspartes Mitleid – oder: Magnificat anima mea …

Die Frühjahrstagung 2001 der Katholischen Krankenhausseelsorger wandte sich der Heilkraft des Humors zu, und das in Heiligkreuztal, im fasnetseligen Oberland! Wer allerdings meinte, dass wir zusammenkamen, um uns fünf Tage lang gegenseitig ausschließlich mit seichten Pfarrerswitzen zu unterhalten, der sollte sich täuschen.

Als Referenten begleiteten uns Elke-Maria Riedmann (ausgebildet bei Lecoq in Paris, jetzt therapeutische Clownin in Vorarlberg) und Dr. Michael Titze (Tuttlingen), psychologischer Psychotherapeut und Autor, Vorsitzender von HumorCare Deutschland, durch die Tage.

Zur Einstimmung inszenierte Elke-Maria mit mir einen Sketch, der bereits einen Wink in die entscheidende Richtung gab: Humor wirkt dann therapeutisch, wenn er dem Elend unbefangen und unverfroren ins Auge blickt. Humor wirkt dann therapeutisch, wenn er Inhalte thematisiert, die einem das alltägliche, brave und nette Lächeln mitunter gefrieren lassen. Die Szene mit der Putzfrau, die mit dem bedürftigen regressiv-renitenten Pflegefall über die Chancen des Lachens zu philosophieren versucht, eröffnete die Tagung.

Michael Titze begann sein Referat über die Humorentstehung mit einer etwas bizarr anmutenden Demonstration: Mit beiden Ellbogen auf die Rückenlehne seines Stuhles gestützt, den Brustkorb überdehnt, versicherte er lächelnd und wortreich, wie hilfreich-befreiend die aktuelle Forschung der Gelotologie (= Lehre vom Lachen) sei. Die Inkongruenz, die Unstimmigkeit war offenkundig: Da signalisiert einer mit Worten das exakte Gegenteil dessen, was sein Körper mit seiner gestischen und mimischen Sprache sagt! Das wirkt unbedingt komisch. Und schon waren wir mittendrin in der Thematik.

Humor ist der Gegenspieler von Angst und Pein: letztlich von der Angst, lächerlich zu erscheinen und von den Mitmenschen verachtet zu werden.

Michael Titze steckte ein abgebrochenes Streichholz zwischen seine obere und untere Schneidezahnreihe und versuchte so diesen Sachverhalt zu erklären. Indem er sich den Inhalt einer Brausepackung in den Mund kippte, führte er in das Kapitel der Scham-Angst ein. Alles, was dabei heraus kam, war Schaum. Wie kindisch!?

Wenn Ihr nicht werdet wie die Kinder … (vgl. Lk 18): Dieses Jesuswort kam mir in Heiligkreuztal immer wieder in den Sinn. Friedrich Nietzsche beschrieb angesichts seiner Eindrücke in der Eliteschule Schulpforta in Naumburg/S. sein Ideal: Kind sollst Du werden, ohne Scham. Wie herrlich unbeschwert ist das Lächeln eines Kindes, In dem sich das Lächeln des Erwachsenen widerspiegelt: Gut bist Du und schön. Wie Du bist. Ohne Bedingung. Wir alle kennen dieses Glück. Doch dann kam die Erziehung : zunächst zur Scham, dann zu krankmachenden Schuldgefühlen.

Scham und Schuldgefühle entwickeln sich am Ernst des Lebens , an dem Prinzip. das immer mehr Desselben fordert. In unserer Welt genügt es nicht, gut zu sein. Besser-Sein ist die Devise. Dies erzeugt einen unmenschlichen Anpassungsdruck an Werte, die unerreichbar sind. Heute gilt: Wer nicht in die Normen unserer Marktwirtschaft passt, der soll sich was schämen. Alle die müssen sich schämen, die nicht dem Ideal der Werbung entsprechen: Schön, jung, gesund und (erfolg)reich. Wer heute von schwerer Krankheit getroffen wird, fliegt raus aus dieser Welt: Die Kraft der Jugend schwindet, die Schönheit mit dem Alter, die Gesundheit mit der Krankheit, der Erfolg und die materielle Sicherheit mit den Krankheitstagen im Betrieb.

Die Versagensangst ist offenkundig. Unsere Patienten sind von dieser Angst meist wie gelähmt. Der Traum von der (irdischen) Vollkommenheit, der ewigen Fitness ist für sie ein für alle Mal ausgeträumt. Was kann ihnen helfen?

Sigmund Freud hat 1927 in seinen Abhandlungen über den Humor geschrieben: Der Humor ist nicht resigniert, er ist trotzig, er bedeutet nicht nur den Triumph des Ichs, sondern auch den des Lustprinzips, das sich hier gegen die Ungunst der realen Verhältnisse zu behaupten vermag.

Michael Titze führte uns an die Elemente der Humorentstehung heran: Die erste Stufe ist die a-logische Originalität. Sie wirkt verblüffend (mit der Non-Sequitur – oder der Judo-Methode). Diese Originalität bezieht sich auf lustvolle Affekte, die kulturell zensiert sind: Wut, Sex und organische Ausscheidungen (Paul Gindele erwies sich hier als einfühlsamer Mentor). Unträglichen Ausdruck findet der Humor im Nonverbalen: in der Mimik, in der Gestik und im Tonfall.

Die Welt des Humors lebt vom Gegenprinzip weniger Desselben. Das kennen wir nur zu gut aus der Welt unserer Patienten: Sie sagen: Mir geht s doch gut. Es könnte mir (angesichts des Leids der anderen) doch noch viel schlechter gehen. Oder: (Wenn schon zu Haus in meiner Garage kein Porsche steht) habe ich es wenigstens heute geschafft, aufs Klo zu gehen. In der Krankheit bekommt oft das alltäglich gering Geachtete große Bedeutung. Und Themen, die die Welt bewegen, verschwinden aus dem Bewusstsein angesichts existentieller Bedürftigkeit. Ganz unvermittelt wird das Unmittelbare zum Lebensziel bei allem Risiko der lächerlichen Unvollkommenheit. Bedenkenloses. spontanes Spiel (auch mit dem Tod-Ernsten) schafft sich Raum, wenn die Beziehung von einer tiefen Wertschätzung getragen ist. (Zu einem Patient. der aufgrund der Erstickungsgefahr eine Atemmaske trägt: Hat eines Ihrer Enkelkinder bald Geburtstag? Das sieht ja aus, als übten Sie Luftballon aufblasen!)

Michael Titze verabschiedete sich mit einem Zitat von Jean Paul: Der Humor ist das umgekehrt Erhabene. Es gibt für ihn keine einzelne Torheit, keine Toren, sondern nur Torheit und eine tolle Welt. Er hebt keine einzelne Narrheit heraus, sondern erniedrigt das Grosse, um ihm das Kleine, und erhöht das Kleine, um ihm das Grosse an die Seite zu setzen und so beide zu vernichten, weil vor der Unendlichkeit alles gleich ist und nichts. Wer sich erhöht wird erniedrigt, und wer sich erniedrigt, wird erhöht werden, (Lk 14). Diese paradoxe Logik des Magnificat zog sich wie ein kaum sichtbarer spiritueller roter Faden durch diese Humortagung.

Wir beschäftigten uns mit der Paradoxen Intention (nach Viktor Frank!), mit der Provokativen Therapie (nach Frank Farrelly) und mit der nonverbalen Seite des Humors (Commedia dell Arte). Wir lernten nicht nur mit dem Kopf, sondern vor allem durch unser Erleben: mit Mimik, Gestik, mit Verkleidung und Masken. Das Lernen war ein Spiel. Elke-Maria Riedmann lehrte uns, den Clown in uns zu entdecken …

Georg Hummler