Spielen als Therapie
Wolfgang Krucker
Spielen als Therapie ein szenisch analytischer Ansatz zur Kinderpsychotherapie
Pfeiffer-Verlag, München 1997
ISBN 978-3-608896596
164 Seiten
Spielen als Therapie bereits der Titel weckt die Neugierde. Und auch die Beschreibung der psychotherapeutischen Begleitung von Kindern und Jugendlichen ermutigt zu einem Umdenken in der Umsorgung von Kindern und Jugendlichen. Denn so wie der Schweizer Psychotherapeut Wolfgang Krucker die Spieltherapie vorstellt, will man es gleich selber versuchen, mittels Holzfiguren seelische Vorgänge darzustellen.
Was diese Form der psychotherapeutischen Arbeit mit Kindern und Jugendlichen auszeichnet, ist die Zugewandtheit zu den betroffenen Menschen. Auch wenn das humorvolle Arbeiten nur ein Aspekt des gemeinsamen Weges ist, so holt der szenisch analytische Ansatz der Kinderpsychotherapie die jungen Menschen dort ab, wo sie stehen. Es scheint auch eine gute Voraussetzung zu sein, um ein Miteinander von Erwachsenen und Kindern zu ermöglichen. So ist Krucker, davon überzeugt, dass Kinder besonders dann Erwachsene mögen, wenn diese ihre kindliche Spielwelt mit ihnen teilen .
Entsprechend der analytischen Lehre arbeitet sich Krucker an Begriffen wie Übertragung, Deutung, Abwehr und Widerstand ab. Sobald er jedoch konkret wird, wird die Lektüre für den interessierten Leser besonders spannend. Beispielweise schreibt Krucker: Wenn Beziehung geschieht, ist dies ein Miteinander-Teilen einer gemeinsamen Welt ... Damit ergibt sich eine Differenz zwischen dem, was dem Kind an Bedeutung aufgeht und was der Therapeut sehen kann. In dieser größeren Offenheit des Therapeuten für mögliche Bedeutungen liegt der Spielraum der Therapie, in dem das Kind ebenfalls einen Zuwachs an Verhaltensmöglichkeiten, an flexiblem Umgang mit dem Neuen oder an veränderten Einstellungen zum Neu-Erscheinenden entwickeln kann.
Die Spieltherapie mit Holzfiguren lässt die Tür in vielerlei Hinsicht offen. Sie kann dem Beziehungsgeschehen zwischen dem begleitenden und dem begleiteten Menschen ernste Gespräche er möglichen. Sie kann aber auch das humorvolle Miteinander fördern. Die beiden involvierten Menschen haben die Wahl, in welcher Weise sie einen gemeinsamen Weg gehen. Entscheidend bleibt jedoch immer eine Einsicht: Das Spiel hat einen tieferen Sinn und widerspiegelt mehr als scheinbar nur zufälliges Spielen.
Das Buch Spielen als Therapie regt zum weiteren Nachdenken an. Es regt an zu überlegen, inwieweit das humorvolle Arbeiten einen Platz hat in dieser Form der kinderpsychotherapeutischen Betreuung. Es erscheint mindestens so spannend wie über die Auswahl der Menschen-oder Tierfiguren nachzudenken, die die Betroffenen wagen.
Christoph Müller