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Spiel und spieltherapeutische Methoden

Ulrich Bunk

Spiel und spieltherapeutische Methoden - Methoden in Heilpädagogik

Bildungsverlag EINS, Troisdorf 2008

ISBN 978-3-427-04860-2

138 Seiten

 

 

Welche Bedeutung haben das Spielen und spielerische Elemente in der Arbeit mit Menschen? Wer sich mit dem Buch "Spiel und spieltherapeutische Methoden" und dessen Autor Ulrich Bunk auf die Spurensuche wagt, dem wird es leichtfallen. Denn Ulrich Bunk hat ein Buch geschrieben, das sich dem Phänomen Spiel fachlich gründlich und sprachlich ansprechend nähert. Dem interessierten Leser kommt in jedem Fall entgegen, dass er sich mit einem Stufenplan vergleichbar dem Spiel und dem Spielen nähert. Ausgehend von den Vorstellungen des Spiels als "Grundphänomen menschlichen Lebens" macht er grundsätzliche Aussagen zum "Spiel des Menschen mit Beeinträchtigungen". Anschließend macht er sich Gedanken zur "Spielförderung" und stellt das "Spiel als Handlungsmöglichkeit" vor. Und die "Spieltherapie" beschreibt Ulrich Bunk als "Psychotherapie mit den Mitteln des Spiels".

Natürlich schreibt Ulrich Bunk viel über die Arbeit mit Kindern. Es stellt sich während der Lektüre weniger die Frage, inwieweit seine Vorstellungen auf die Arbeit mit Erwachsenen passen. Es ist jedoch vielmehr als Ermutigung zu verstehen, sich in der Arbeit mit erwachsenen Menschen auf das Spielerische und das Spielen einzulassen. Wieso soll für den grossen Menschen nicht auch dasjenige gelten, was Ulrich Bunk schreibt: "Spiel ist die zentrale Tätigkeitsform des Kindes, in der es in eine intensiven Austauschprozess mit seiner dinglichen und sozialen Umwelt kommt. Spielerisch bewältigt das Kind spezifische Problemlagen sowie bestimmte entwicklungs-oder beziehungstypische Thematiken in unverwechselbarer Weise und entwickelt so seine Identität und ein Selbstkonzept."

Es beschleicht einen während des Lesens immer wieder das Gefühl, dass in der Begleitung erwachsener Menschen etwas in Vergessenheit geraten sein muss. So wird das Spiel in der Heilpädagogik genutzt, um Eigenaktivität anzuregen und Lösungen finden zu lassen. Konkret schreibt Ulrich Bunk: "In der Spielförderung ist ... die Beziehung derart zu gestalten, dass Motivation, Eigeninitiative und soziale Initiative des behinderten Menschen zur Geltung kommen. Alle Spielhandlungen sollten so gewählt werden, dass der behinderte Mensch sich aktiv verhalten kann."

Bunk sieht im Spielen grosse Potentiale, um den Menschen Möglichkeitsräume zu eröffnen. So empfiehlt er "entwicklungsgemässes Herangehen, erreichbare Schritte gestalten und Erfolge würdigen". Der kompetente Spielpartner müsse bemüht sein, "stets etwas Neues oder kleine Veränderungen in das Spiel einzubringen und nicht beim Bisherigen stehen zu bleiben". Ulrich Bunks Buch über das spielerische Arbeiten in der Heilerziehungspflege macht quasi ein Angebot, wie man sich in vielen anderen sozialen und erzieherischen Tätigkeitsfeldern entfalten kann.

Beeindruckend an dem Buch "Spiel und spieltherapeutische Methoden" ist der Wechsel von theoretischer Fundierung und praktischen Handlungsvorschlägen. Es ist einfach eine Ermutigung, das Spiel in die Arbeit Einfließen zu lassen. Schließlich ist das Spiel als gesellschaftliches Probehandeln zu verstehen und so könnten sich beispielsweise auch psychisch veränderte Menschen beim Spielen erproben. Nur Mut.

Christoph Müller