Satire - Ironie - Groteske
Zentrum Paul Klee (Hrsg.)
Satire Ironie Groteske
Kerber-Verlag Bielefeld 2013
ISBN 978-3-86678-813-8
187 Seiten
Wenn wir über bildende Kunst nachdenken, ist es sicher nicht der erste Weg, an Satire, Ironie und Groteske zu denken. Die Ausstellung, die im Zentrum Paul Klee im schweizerischen Bern Bilder von Daumier, Ensor, Feininger, Klee und Kubin zeigt, führt den Betrachter jedoch in die ungewöhnliche Welt. Die Wahl der Kunstwerke berücksichtigt die persönlichen Themen und stilistischen Entwicklungen der einzelnen Künstler, stets aber mit Blick auf das Interesse an den Gemeinsamkeiten: der satirischen Behandlung von gesellschaftlichen Phänomenen, der ironischen Haltung gegenüber den Mitmenschen und sich selbst sowie einem von Ambivalenzen angetriebenen dialogischen Konzept ihrer Kunstwerke. (7)
Das Dialogische ist das bestimmende Prinzip der Kunstwerke. Der Betrachter wird in den Bann gezogen von den Karikaturen und Kohlezeichnungen, von den Bleistift-und Federzeichnungen. Die Themen der Kunstwerke Daumiers und Ensors, Feiningers, Klees und Kubins sind aus dem Alltag gegriffen. Natürlich sind sie in einer ganz anderen Zeit entstanden. Doch gerade bei dem Blick durch das Buch Satire Ironie Groteske erscheint es offensichtlich, dass Satire und Karikaturen etwas Zeitloses und Zeitüberbrückendes haben. Wer Paul Klees Verkommenes Paar aus dem Jahre 1905 anschaut, der hat keine andere Chance, als sich einen eigenen Begriff der Ironie zu definieren. Oder Alfred Kubins Lebhafter Disput aus dem Jahre 1912 scheint an Skurrilität und Überzeichnung des Dargestellten kaum zu übertreffen sein. Das Kecke Frauenprofil nach rechts aus dem Jahre 1907 von Lyonel Feininger hat etwas Alltägliches. Es hat eine unglaubliche Ausdruckskraft in der Darstellung des Gewöhnlichen.
Die ergänzenden Aufsätze sind mindestens so aufschlussreich wie die Bilder der Ausstellung Satire Ironie Groteske daselbst. Osamu Okuda schreibt über Klees Parodie auf Daumiers Karikaturen Rainer Lawicki beschreibt Sprechende Bilder: Bild Erzählungen. Wort und Bild bei Daumier, Feininger, Kubin und Klee . Auf die Satire in Klees Frühwerk blickt Eva Wiederkehr Sladeczek in dem Beitrag Und wenn ich an nichts denke, so kommt eine Karikatur wie von selber. Xavier Tricot thematisiert die Person James Ensor, der Maler des Grotesken .
In dem Aufsatz Und wenn ich an nichts denke, so kommt eine Karikatur wie von selber. kommt glücklicherweise zur Sprache, dass Satire und Ironie eigentlich immer etwas mit dem konkreten Leben Einzelner zu tun hat. Klee hatte sich in den Jahren 1903 bis 1905 in sein Berner Elternhaus zurückgezogen, um sich mit den Themen der sexuellen Ausstrahlung der Frau auf den Mann, der Fragwürdigkeit von Heldentum und Unterwürfigkeit sowie mit der eigenen Existenz als Künstler (84) auseinanderzusetzen. Wiederkehr Sladeczek erinnert unter anderem an einen Tagebucheintrag Klees, der diskutiert werden müsste: Vom Komiker lässt sich noch sagen, die Maske bedeute die Kunst und hinter ihr verberge sich der Mensch. (85)
Ja, die Kunst und die Satire und Ironie können offenbar eine gelingende Beziehung eingehen. Die Berner Exposition Ironie Satire Groteske zeigt es. Der entsprechende Ausstellungskatalog wird eine bleibende Erinnerung sein.
http://www.zpk.org/de/ausstellungen/vorschau/satire-n-ironie-n-groteske-daumier-ensor-feininger-klee-kubin-576.html
Christoph Müller