Psychologie des Glücks
Anton A. Bucher
Psychologie des Glücks Handbuch
Beltz-Verlag, Weinheim 2009
ISBN 978-3-621-27653-5
268 Seiten
Das Thema Glück scheint viele Menschen durch sämtliche Zeiten hindurch zu bewegen. Wie wäre es anders zu verstehen, dass auch die Philosophen durch die ganze Philosophiegeschichte hindurch sich zum Thema geäußert haben? Den Theologen Anton Bucher beschäftigt dieses Thema auch. Doch hat er es als seine Aufgabe angesehen, den state-of-the-art zur Glücksforschung zu beschreiben statt einmal mehr schlaue Sätze zum Thema zu sagen. Dies ist ihm auch gut gelungen.
So manche Erkenntnis aus seiner Lebenserfahrung sowie seiner Forschertätigkeit hat Bucher trotzdem einfließen lassen. So schreibt er: Wird dem Glück direkt nachgestrebt, wird es verfehlt Glück ist ein Geschenk von Aktivität. Und im letzten Absatz seines erkenntnisreichen Buchs schreibt der in Salzburg lehrende Religionspädagoge: Glückliche Menschen erkennt man auch daran, dass sie selten den Konjunktiv gebrauchen; Wäre ich doch , Hätte ich doch . Sie sagen eher: Es ist, wie es ist!
Bucher hat sich in den tiefen Dickicht der Glücksforschung gewagt und von der Frage bewegt, was glücklich mache, nach verschiedenen Glücksfaktoren gesucht. Wo er nach den Aspekten von Religiosität fragt, stellt Bucher zusammenfassend fest, Religiosität sei umso glücksrelevanter, je stärker sie in der jeweiligen Tradition verankert und in der Lebenswelt verankert seien. Soziale Nahbeziehungen und Tätigkeiten sieht Bucher auch als Glücksfaktoren. So macht es Freude, seine Erkenntnisse zu Partnerschaft und Sexualität zu lesen. Auch wenn die Angaben zum Sexualleben nicht immer valide sind fest steht: Sexualität, eine der stärksten Triebkräfte im Leben, ist zu kultivieren und eine Quelle überwältigenden Glücks , schreibt Bucher. Darüber hinaus unterstreicht er die Bedeutung des Glücks in Alltagsdingen: stabilisierend wirken sich häufige gemeinsame Vergnügen aus, aber auch gemeinsame Freunde, eine gemeinsame Lebensphilosophie, Konsens in den wichtigen alltäglichen Dingen Wo Bucher sich soziodemografische Variablen anschaut, eruiert er Fragen, ob Männer glücklicher seien, Attraktive glücklicher seien oder Geld glücklich mache.
Viele Ergebnisse der Studien Buchers erstaunen nicht. Vielmehr dokumentiert er nochmal, was als allgemeines Lebensgefühl festgestellt werden kann. Dies erscheint dem Rezensenten jedoch umso wichtiger, wo die Gegenwart von Miesepetrigkeit geprägt zu sein scheint. Für die Humorbewegung erscheinen seine Erkenntnisse von grosser Wichtigkeit, wenn die verschiedenen Akteure in der Bewegung vor allem die positiven Effekte bei neugierigen Zeitgenossen erreichen. Wenn er unter der Fragestellung Was bewirkt Glück? feststellt, dass Glück Gesundheit, kognitive Fähigkeiten und soziale Fertigkeiten fördert, so sollten die Humoraktivisten diese Erkenntnisse in besonderer Weise nutzen.
So ist es auch spannend, seine Folgerung zu lesen, man solle nicht das Perfekteste und Beste anstreben. Denn von den Maximierern unterscheiden Schwartz et al. Diejenigen Personen, die ausdrücklich nicht die beste Wahl anstreben, sondern eine, die sie zufrieden stellt. Erwiesenermaßen sind diese glücklicher, weniger von sozialen Vergleichen abhängig und seltener depressiv. Bedarf es da noch mehr Bemerkungen und Erklärungen? Viel Spass beim Lesen. Sie werden ihn haben.
Christoph Müller