Positive Psychologie
Ann Elisabeth Auhagen (Hrsg.)
Positive Psychologie - Anleitung zum "besseren" Leben
Beltz-Verlag, Weinheim 2004
ISBN 978-3621275552
223 Seiten
"Wichtige Bereiche der Psychologie ..... sehen ihre Hauptaufgabe darin, den Störenfrieden der menschlichen Psyche den Kampf anzusagen. Die Positive Psychologie betont stattdessen die guten Aspekte des menschlichen Lebens und Miteinanders. Damit bietet sie eine neue und wichtige Sichtweise." Was sich auf dem Klappentext des Buchs "Positive Psychologie" optimistisch liest, dies zieht sich als solider und guter Eindruck durch die Lektüre.
Die Sozialpsychologin Elisabeth Auhagen macht schon früh darauf aufmerksam, dass der Erfolg positiver Psychologie vor allem davon abhänge, "inwieweit sie authentisch und glaubwürdig sei". Auhagen geht sogar so weit, dass sie die positive Psychologie als Attitude of mind verstehe, "als Geisteshaltung in Bezug auf Forschung und Anwendung".
So macht die Lektüre der Texte des Buchs "Positive Psychologie" wirklich Spass. Denn die Autorinnen und Autoren schauen nicht nur auf die Ressourcen und das Gute, sie suchen immer wieder auch nach dem Realitätsbezug. Wenn Astrid Schütz, Janine Hertel und Andrea Heindl behaupten, dass das positive Denken hilfreich sei, so betonen sie im gleichen Atemzug, es sei entscheidend, "ob man in der Lage ist, eigene Fehler, Schwächen oder Risiken realistisch einzuschätzen und daraus Konsequenzen zu ziehen". Spannend ist es, mit der Braunschweiger Psychotherapeutin Dorothea Rahm über die Gelassenheit in der Psychotherapie nachzudenken. Auch in ihrem Text gibt es ein ausdrückliches Bemühen, die Lebenswirklichkeit anzuschauen. So schreibt Rahm: "Beide (Therapeuten und Patienten, der Rez.) sollten die Überzeugung teilen, dass das, was sie tun, heilsam ist, dass die Probleme des Patienten ... einen Sinn haben und die Hoffnung auf Veränderung realistisch ist."
Der Psychoanalytiker Michael Utsch denkt über die Aspekte der positiven Psychologie in Religion und Spiritualität nach. Er thematisiert zu Recht den Heils-und den Heilungsbegriff. Wichtig erscheint es, dass Religiosität und Spiritualität eingeordnet werden in den Chor vieler Begriffe. Utsch stellt fest: "Festzuhalten ist, dass Gesundheit und Wohlbefinden von vielfältigen Bedingungen und Einflussfaktoren abhängen: von psychosozialen und innerseelischen, neurobiologischen und lerngeschichtlichen. Die Religiosität ist..... immer nur ein Faktor unter mehreren. Sie ist eingebettet in eine spezifische Persönlichkeitsentwicklung und einen Lebensstil, der sich durch typische Erlebnisformen und Bewältigungsstrategien auszeichnet ..."
Gelassenheit und Geborgenheit, ethische Kommunikation und Sinn in unserem Leben, Vertrauen und Verzeihen sind Begriffe, mit denen sich das Buch "Positive Psychologie" beschäftigt. Belebend erscheint es, dass Ann Elisabeth Auhagen dem Leben ein neues Gesicht geben will, wie sie es selber beschrieben hat. Das Buch "Positive Psychologie" ermöglicht während und nach der Lektüre eine Verlebendigung.
Christoph Müller