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Mit Feengeist und Zauberpuste

Annalisa Neumeyer

Mit Feengeist und Zauberpuste Zauberhaftes Arbeiten in Pädagogik und Therapie

Lambertus Verlag Freiburg im Breisgau 2009

ISBN 978-3-7841-1947-2

184 Seiten

 

 

Die Frage, ob ein therapeutisches oder pädagogisches Fachbuch einen Leser verzaubern kann, ist nach der Lektüre des Buchs Mit Feengeist und Zauberpuste klar zu beantworten. Mit einem deutlichen Ja kann dies sogar geschehen. Denn der Heilpädagogin und Jugendlichen-Psychotherapeuten Neumeyer gelingt es, ein Buch zu schreiben, dem mindestens drei Dinge gelingen. Es präsentiert sich als Lehrbuch, das Zaubern als Medium in der pädagogischen und therapeutischen Arbeit mit Kindern vorstellt. Es gibt sich als Praxisbuch, das Zaubern in verschiedene Handlungsfelder integriert. Es zeigt sich als Anleitungsbuch, das den Leser zum Ausprobieren ermutigt.

Man erfährt viele Fakten über die Geschichte der Zauberei. Es werden die zahlreichen Sparten der Zauberei von der Kartenkunst über die Mentalmagie bis hin zur Straßenzauberei dargestellt. Man erfährt viel über die Hypnotherapie nach Milton Erickson, dem sich Annalisa Neumeyer verpflichtet fühlt. Neumeyer resümiert: PädagogInnen und TherapeutInnen erleben allgegenwärtig die Macht von schmerzhaften oder gar traumatischen Erlebnissen und übersehen oft, dass positive Erinnerungen starke Kräfte beinhalten In der Hypnotherapie werden mit Hilfe dieser Ressourcen eines Kindes individuelle Metaphern und Geschichten entwickelt.

Wenn man den vielen belebenden Ideen von Annalisa Neumeyer folgt, versteht man es de facto nicht, weshalb in der pädagogischen und therapeutischen Arbeit der Gegenwart eher spärlich auf kreative Umgangsformen zurückgegriffen wird. Oder anders formuliert: wieso haben viele erfrischende Erkenntnisse keine Konsequenz in der praktischen Arbeit? Neumeyer beantwortet solche Fragen natürlich nicht. Vielmehr ermuntert sie, in ihre Fußstapfen zu treten und neue Wege zueinander zu finden und zu erproben. Es sind die neuen Erfahrungen, die Neumeyer immer wieder in dem Buch Mit Feengeist und Zauberpuste betont. Sie formuliert unter anderem: In Gruppen können die Zauberkinder unterschiedlichste Rollen einnehmen und ausprobieren: mal sind sie Akteure, mal Publikum, mal Regisseure und erleben sich so meist in ganz neuen sozialen Kompetenzen ... Kinder lernen, konstruktive Kritik zu üben und die anderen in ihrer Einzigartigkeit zu akzeptieren, so dass ein Lernen ohne Angst vor Fehlern möglich wird.

Dem Buch Mit Feengeist und Zauberpuste merkt man an, dass es aus einer jahrelangen Erfahrung herausgeschrieben worden ist. Es zeigt nicht nur, welchen Stellenwert die Magie in der therapeutischen und pädagogischen Arbeit einnehmen kann. Es dokumentiert und regt an, die versteckten Kräfte jedes einzelnen zu wecken und zu fördern. Dies ist die eigentliche Stärke des Buchs Mit Feengeist und Zauberpuste .

Christoph Müller