Lob des Humors
Gerd W. Heyse
Lob des Humors Heitere Spitzfindigkeiten und andere Lebensweisheiten
Klartext-Verlag, Essen 2012
ISBN 978-3-83750-759-1
91 Seiten. 9,95 Euro
Es ist eine Kunst, in Aphorismen die Phänomene des Alltags zuspitzen zu können. Gerd W. Heyse beherrscht diese Fertigkeit. Mit offenen Augen scheint er durch die Welt zu gehen und sich mit einer heiteren Bewertung die Gegenwart ertragbar zu machen. Dies zeigt zumindest sein kleines Buch Lob des Humors , das zahlreiche seiner Gedankensplitter dokumentiert. Man mag selber entscheiden, wann man sich Heyses Aphorismen zu Gemüte führt. Ob auf dem Arbeitsweg in der Straßenbahn oder im Sessel am Abend, ob zur Erleichterung der Defäkation oder während des Biergartenbesuchs Heyses Aphorismen haben die Kraft, auf eine humorvolle Weise den Leser zu einem geistreichen Nachdenken zu führen.
Er schafft es, den Einzelnen aus der eigenen Verschwiegenheit hinauszuführen, wenn er beispielsweise schreibt: Dialektik ? / Das hat mir gewisse Realisten / schon immer verleidet / Sie haben Träumer / öffentlich verlacht / und heimlich beneidet (12) Es ist eine Beschwingtheit des Geistes, die die Lektüre wahrlich zu einem Vergnügen macht. Er denkt quer, fordert den Leser geradezu auch dazu auf: Papier ist geduldig / Der Gedanke liegt doch gar nicht fern, wenn wir Schreib-Papier vertreiben: Klugscheißer müssten doch lieber gern auf Toiletten-Papier schreiben (19)
Wenn man solche Zeilen liest, stellt sich natürlich die Frage nach der Rolle des schreibenden Humoristen. Sinnt man länger darüber nach, kommt man zu dem Schluss, dass es sicher darum geht, Pfeile zu schießen, um deutlich zum Innehalten aufzufordern. Gerd W. Heyse kommt der Aufgabe nach. Er professionalisiert sie geradezu. Konkret: Dringliche Bitte / Ein Lächeln im Anflug ? Lass es nicht enteilen. Du solltest ihm Landeerlaubnis erteilen. (78)
Gönnen Sie dem Buch Lob des Humors aus der Feder von Gerd W. Heyse auch den Aufenthalt auf Ihrem ganz persönlichen Flughafen. Es lohnt sich.
Christoph Müller