Kölner Karnevalsmuseum
Michael Euler-Schmidt (Hrsg.)
Kölner Karnevalsmuseum. Tradition, Faszination, Vielfalt
J.P. Bachem Verlag, Köln 2005
ISBN 3-7616-1918-9
192 Seiten
Wenn es im deutschsprachigen Raum um den Humor geht, wird eigentlich auch über den Karneval gesprochen. In der deutschsprachigen Humorszene spielt er dagegen eine wenig beachtete Rolle. Die Eröffnung des Kölner Karnevalsmuseum im Jahre 2005 bietet mit der Veröffentlichung eines Begleitbuchs zur Ausstellung eine Gelegenheit, diesem Missstand zu begegnen. Dass ein gebürtiger Düsseldorfer den Kölner Karneval ins Scheinwerferlicht rückt, macht diese Besprechung möglicherweise zu einer pikanten Sache.
Es ist eine kurzweilige Lektüre, die das Buch Kölner Karnevalsmuseum anbietet. Dies liegt an der Vielfalt dessen, was die Autorinnen und Autoren inhaltlich anbieten. Der (Kunst)Historiker Matthias von der Bank macht nicht nur einen Spaziergang durch die Ausstellungsräume. Von der Bank klärt über die Geschichte auf und beschreibt, was den Kölner Karneval ausmacht fernab des Dreigestirns und des organisierten Sitzungskarnevals. Von der Bank stellt unzweifelhaft fest: Dem neuen Kölner Karnevalsmuseum mit seiner modernen Ausstattung, dem Wechsel von Licht und Schatten, der Farbgebung und entsprechenden Kommunikationstechniken geht es nicht um die Darstellung fastnächtlichen Allotrias, des immer neuen, weithin erwarteten, populistisch-flüchtigen Events. Es möchte vor allem Denkanstöße zu einer vielleicht unbekannten Welt der Narren verständlich vermitteln.
Der Karnevalsforscher Wolfgang Oelsner sieht den Karneval zwischen Professionalisierung und Ehrenamt . Der Karneval zu Beginn des neuen Jahrtausends habe eine wirtschaftliche Dimension erreicht, die immer schwieriger nebenberuflich oder gar im reinen Ehrenamt zu bewältigen sei. Eine der brennendsten Gegenwartsaufgaben ist es, Professionalisierung und Marktorientierung zuzulassen, ohne in puren Kommerz zu verfallen , formuliert Oelsner. Er schriebt darüber hinaus, Karneval sei ein Spiel mit der verkehrten Welt auf Zeit. Es biete stets aufs Neue die Chance, der Welt einmal anders, einmal spielerisch zu begegnen. Oelsner: Gesellschaften und Individuen dürfen sich mal mit anderen Dialogen erproben, ohne die harten Konsequenzen der Realität spüren zu müssen. Und immer noch lässt das Fest die Freiheit, Erfahrungen aus diesem paradiesischen Zustand in die Welt nach Aschermittwoch mit hinüberzunehmen.
Das Buch Kölner Karnevalsmuseum vermittelt in Wort und Bild einen farben-und lebensfrohen Eindruck des Karnevals in Köln. Man nimmt dem Kölner Karneval nach der Lektüre ab, dass er ein Kulturgut in Köln darstellt. Vor allem macht das Buch Geschmack auf das Kölner Karnevalsmuseum und das eigene Miterleben der fünften Jahreszeit im Schatten des Domes.
Christoph Müller, Weißenthurm