Karneval für Imis
Jens Baumeister
Karneval für Imis - Survivalguide durch den Kölner Karneval
emons-Verlag Köln 2010
ISBN 978-3-89705-778-4
191 Seiten
Haben Sie sich schon einmal auf das Abenteuer rheinischen Karneval eingelassen? Wenn ja, haben Sie sich in diesem Volksfest und seinen Eigengesetzen zurechtgefunden? Der Theaterwissenschaftler und quasi Neu-Kölner Jens Baumeister bietet ein literarisches Überlebenspaket für den Frohsinn-Expediteur. Sein Buch "Karneval für Imis" bietet viel Unterstützung im Kölner Karneval, so wie ein gut gepackter Rucksack dies bei einer Outdoor-Tour gelingt.
Die Tatsache, dass Jens Baumeister selbst ein Einwanderer in den rheinischen Karneval ist, sorgt dafür, dass er dem interessierten Leser wirklich die Grundbegriffe des rheinischen Frohsinns erzählt. So schafft es der Karnevalsbesucher oder der Neu-Kölner, möglichst wenig Fettnäpfchen trifft. Schließlich muss man sich bei den sogenannten Veedelszöch genauso zurechtfinden wie bei den zahllosen Lackschuh-Karnevalssitzungen. Wenn Baumeister die Geschichte des organisierten Karnevals berichtet, tut er die "von der Anarchie zum verwalteten Spaß und zurück". Wo er Bälle und Partys als Alternativen zum Kneipenkarneval beschreibt, macht er dies unter der Überschrift "Kumm loss mer fiere".
Augenreiben wird es beim Zuwanderer im Rheinland oder beim touristischen Besucher geben, wenn Baumeister über das Flirten und mehr im Karneval schreibt. "Du sollst mich lieben für drei tolle Tage" heißt es beispielsweise in diesem Kapitel. In diesem Zusammenhang dokumentiert Baumeister "die elf Gebote für den Karnevalsflirt". So wunderbar eine kurzfristige Liebschaft in der fünften Jahreszeit sein kann, wird in Baumeisters Zeilen auch die rheinische Mentalität offenbar: "Machen Sie sich keine Hoffnungen! Kaum ein Karnevalsflirt überlebt den Aschermittwoch." Oder es heißt: "Ein Bützje (Küsschen, der Rezensent) ist keine Anmache, sondern einfach nur eine nette Geste. Freuen Sie sich und denken Sie nicht weiter darüber nach."
Eindrücklich macht sich Baumeister auch Gedanken um das Miteinander von Musik und Karneval. Das gemeinsame Grölen in der Zeit um Rosenmontag sei "eine der verbreitetsten Kommunikationsformen". Er unterstreicht natürlich auch, welche Bedeutung die Volksmusiker der "Bläck Fööss", der "Räuber" oder der "Höhner" haben: "Der Kölsche und seine Musik - das ist ein sehr sonderbarer Aspekt nicht nur des Karnevals, sondern der Kölner Kultur an sich. Es gibt in Deutschland schönere, ältere, größere und wichtigere Städte als Köln - aber es gibt wohl keine Stadt, deren Einwohner so viele Lieder gedichtet haben, in denen sie sich und anderen immer wieder versichern, in der schönsten Stadt der Welt zu leben."
Mit seinem Buch "Karneval für Imis" vermag es Jens Baumeister, dem kölschen Karneval seinen Charme und seine Attraktivität zu bewahren. Er schafft es, auch der ein oder anderen kritischen Bemerkung gegenüber dem rheinischen Frohsinn mit einem Lächeln zu begegnen. Wer als Neuzugezogener oder als humoristischer Tourist nach Köln an den Rhein zugehen, der sollte Jens Baumeisters Buch "Karneval für Imis" auf jeden Fall in seinem Gepäck haben. Es wird auch außerhalb des Karnevals den Alltag am Rhein verstehen lernen.
Christoph Müller