Jeder Tod hat sein Gelächter
Georg Schwikart
Jeder Tod hat sein Gelächter Über das Verhältnis zweier eigentümlicher Brüder
Echter-Verlag, Würzburg 2001
ISBN 3-429-02385-8
120 Seiten
Ist es möglich, im Angesicht des Todes zu lachen? Kann man dem Sterben mit Humor begegnen? Wer sich mit dem Theologen Georg Schwikart auf die Spurensuche begibt, wird feststellen, dass der Humor und der Tod sich nicht so fremd sind wie erwartet. Schwikart schreibt sogar, Humor könne Ausdruck der Hochachtung vor dem Tod sein. Einem so überlegenen Gegner vermöge man nur noch mit Humor zu begegnen, denn Widerstand sei zwecklos.
Es ist ein launiges und kurzweiliges Buch, das Schwikart vorgelegt hat. Die Erwartungen werden insofern nicht erfüllt, dass man vor der Lektüre den Gedanken hegt, das Lesen könne sich zu einem schwierigen Unterfangen entwickeln, weil man seine eigene Ambivalenz erlebt. In seinem Blick ist das Sterben als einzigartiges Erlebnis genauso wie das Töten als menschliches Grundbedürfnis . Die Beerdigung nennt er genauso eine reizvolle Veranstaltung wie er den Friedhof als einen Spiegel der Gesellschaft beschreibt.
Was an der Lektüre des Buchs Jeder Tod hat sein Gelächter Spass macht, ist das Querdenken, mit dem Schwikart der Leserin bzw. dem Leser begegnet. Mit einem scheinbaren Schmunzeln liest man Schwikarts Gedanken über mögliche Werbesprüche für Bestatter, die die Pietät der Menschen möglicherweise bedrohen. Bei uns liegen sie richtig , schöner sterben mit uns und die Erzählung von bügelfreien Totenhemden veranschaulichen, dass ein anderer Zugang zum Sterben und zum Tod möglich ist.
Es sind die kleinen Anekdoten, die Schwikart aus Literatur und persönlicher Umgebung gesammelt hat, aber auch als Trauerredner selber erlebt hat und die das Lesen zu einem vergnüglichen Erlebnis werden lassen. So erzählt er eine kleine Geschichte, die durchaus einen kritischen Blick auf die bürgerliche Gesellschaft wirft. Konkret: Weder weinen noch lächeln, nur noch fluchen konnte der Vikar, der an einem regnerischen Tag neben das offene Grab trat, um das Vaterunser anzustimmen. Die Lederschuhe mögen glatt gewesen sein, der Boden glitschig, kurzum: der Geistliche rutschte in die Grube. Höchst unangenehm für alle Beteiligten: für den Priester, für die Angehörigen und auch für den Toten, auf dessen Gehäuse er unsanft aufkam. Aber das allein wäre verzeihlich gewesen. Nur, dass der Mann Gottes vor Schreck das liebste Schimpfwort der Nation, wahrscheinlich der ganzen Welt, aussprach und laut und vernehmlich Scheiße! sagte das nahm man ihm krumm ! Beschwerde beim Bischof, Versetzung
Wer sich mit den Gedanken des Theologen und Religionswissenschaftlers Georg Schwikart beschäftigt, der wird sehen, dass dem Verhältnis von Tod und Humor natürlich die Dramatik innewohnt, die ihm aus menschlicher Sicht zusteht. In Schwikarts Verständnis relativiert das Lachen und der Humor jedoch die Gewalt des Todes, wenn wir spielerisch oder sogar respektlos mit ihm umgehen; auch und gerade vom Tod lässt sich ausgesprochen komisch erzählen .
Schwikart hat ein Buch geschrieben, das einem die Möglichkeit bietet, heiter Sterben und Tod zu begegnen und auch eigene Trauer zu bewältigen. Dies sollte Aufforderung genug sein, sich aus dem eigenen Schneckenhaus zu wagen.
Christoph Müller, Andernach