Humorfähigkeiten trainieren
Irina Falkenberg / Paul Mc Ghee / Barbara Wild
Humorfähigkeiten trainieren Manual für die psychiatrisch-psychotherapeutische Praxis
Schattauer-Verlag Stuttgart 2013
ISBN 978-3-7945-2820-2
128 Seiten
Kann man den Humor lernen? Oder ist er eine quasi angeborene Fähigkeit, die es zu konturieren gibt? Glaubt man der Botschaft des Buchs Humorfähigkeiten trainieren , so ist es möglich, den Humor zu trainieren. Wenn man die Gedanke des Psychologie-Professors Martin Hautzinger im Vorwort aufmerksam liest, so ist die Absicht des Buchs klar: In gleicher Weise, wie man Fitness, Tanzen, Kochen, Genuss und andere wichtige Fertigkeiten trainieren kann, kann man auch Humor lernen und dann als gesundheitserhaltende neue Bewältigungsstrategie im Alltag einsetzen.
Das Buch Humorfähigkeiten trainieren bietet zahlreiche Möglichkeiten der Anwendung in der psychotherapeutischen und psychosozialen Praxis. Natürlich ist es notwendig, sich als Helfender selber auf die vielen kreativen und spielerischen Angebote des Buchs Humorfähigkeiten trainieren einzulassen. Schließlich führt der Weg vom Helfer immer auch zu den Menschen, die psychosozialer und psychotherapeutischer Unterstützung bedürfen. Aber die vielen Folien und Spickzettel des Buchs bieten ein reichhaltiges und realitätsorientiertes Training an.
In der fachlichen Auseinandersetzung wird häufig zu wenig beachtet, welchen Einfluss psychische Störungen auf den Sinn für Humor haben. Falkenberg, Wild und Mc Ghee versuchen eine entsprechende Beschreibung dieses Phänomens. In diesem Zusammenhang machen sie zum Beispiel noch auf Lücken aufmerksam, die es in der Humorforschung gibt. Sie stellen die Frage in den Raum, ob es Menschen mit einer schweren Depression das Vermögen fehle, bei einer positiven Stimmung mitzuschwingen. Oder im Umgang mit schizophrenen Menschen geben die Autoren zu bedenken, dass oft eine Diskrepanz zwischen der Mimik, deren Ausdruck reduziert ist, und der inneren Wahrnehmung von Emotionen, die genauso lebhaft wie bei Gesunden ist, existiert .
Was sympathisch an dem Buch Humorfähigkeiten trainieren wirkt, ist die Tatsache, dass es trotz des Manual-Charakters die starren Traditionen vermissen lässt, die traditionelle Psychoedukations-Programme in der psychotherapeutischen und psychosozialen Arbeit vorgeben. Vielmehr haben die Praktiker auf der helfenden und auf der leidenden Seite eher die Möglichkeit, sich dem Lachen und dem Humor eklektizistisch zu nähern. Dies spricht für eine große Anwenderfreundlichkeit. Die Gestaltungsspielräume auf den beteiligten Seiten wirken einfach größer.
An sich werden die Hürden in dem Buch Humorfähigkeiten trainieren nicht allzu hoch gelegt. Dies geschieht sicher, um die praktische Anwendung des therapeutischen Humors lebbar und lebhaft zu machen. Falkenberg, Wild und Mc Ghee ermuntern beispielsweise zu einer Sympathie für die Ironie des Alltags . Mit genügend Offenheit biete das Leben zahllose Gelegenheiten. Oder sie schreiben von der Fähigkeit zum schnellen Wechsel zwischen ernst und heiter. Konkret sind sie überzeugt: Wer die ernste Haltung nicht schnell genug verlassen kann, dem bleibt auch der Humor verborgen.
Das Buch Humorfähigkeiten trainieren setzt in der Wirklichkeit an. Dies ist gut so. Es legt ein solides Fundament wissenschaftlicher Betrachtung therapeutischen Humors. Ihm ist nicht nur eine weite Verbreitung zu wünschen, sondern vielleicht auch die ein oder andere Weiterentwicklung, die aus der Praxis erwächst.
Christoph Müller