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Humor, Phantasie und Raum...

Stephan Kuntz / Josef Voglsinger (Hrsg.)

Humor, Phantasie und Raum in Pädagogik und Therapie Zum 80. Geburtstag von Prof. Dr. Ernst J. Kiphard

Verlag Modernes Leben, Dortmund 2004

ISBN 3-8080-0540-8

230 Seiten

 

 

Kern seiner Arbeit ist der im Humor getragene, reflexive Abstand zu sich selbst. In diesem Zwischenraum entfaltet sich die psychomotorische Arbeit. Aktuelle Strömungen in der psychomotorischen Diskussion nehmen diese Grundideen Kiphards erneut auf und entwickeln sie weiter. Was der Klappentext großmütig ankündigt, wird bei der Lektüre des vorliegenden Aufsatzbands bestätigt.

Denn die Autorinnen und Autoren beleuchten Fragestellungen, die gerade in der theoretischen Welt des Humors nicht zu den meistdiskutierten gehören. So fragt die Logopädin Nitza Katz-Bernstein: Was hat Humor mit Sprachentwicklung zu tun? Je mehr sie sich mit sprachgehemmten, redeflussgestörten und mutistischen Kindern sowie mit neuen interaktiven Sprachentwicklungstheorien befasse, komme sie zu der Überzeugung, dass Humor in der Sprachtherapie ein ernstzunehmendes Element darstelle. Wörtlich: Der Humor ist dabei sowohl der Brennsprit, der Motivations-und Energiespender für Handlungen, als auch der Katalysator der Handlung selbst, ein figurstylender Hometrainer für solche Prozesse, um Differenzierung, Eleganz und Flexibilität im Umgang mit der Sprache zu erlangen ... In der Sprachtherapie habe der Humor noch mehr Funktionen, als Probleme zu lösen, Kompromisse zu erzielen, Mut zu machen, Überlegenheitsgefühle zu erzeugen oder zur Identitätsbildung der Kinder beizutragen. Er sorge und unterstütze, linguistisch und sprachlich gesehen: die Festigung von inneren Repräsentationen; die Bildung von symbolischen Kompetenzen; den repräsentativen Charakter der Sprache; die Sicherung von semantischen Bezügen und noch vieles mehr.

Entscheidende Worte zum Humor schreibt der geehrte Ernst Kiphard selbst. Mit den Mitteln des Humors habe der Mensch die Möglichkeit, eine Brücke zwischen seiner idealen Traumwelt und der oft ziemlich ernüchternden Realwelt zu schlagen und damit den Nihilismus zu überwinden. An anderer Stelle unterstreicht Kiphard, Freude könne man nicht für sich behalten. Es sei das Bedürfnis, seine eigene Freude mit anderen zu teilen. Dieser soziale Aspekt werde viel zu oft übersehen. In der Freude neige der Mensch dazu, statt des Trennenden das Gemeinsame zu betonen.

Der Psychologe Toni Reinelt beschreibt Humor, Phantasie und Raum als Körpererleben , untersucht nicht nur die körperlichen Dimensionen des Humors, sondern differenziert Gelassenheit fördernde Faktoren un der frühen Kindheit . In diesem Kontext bezeichnet Reinelt das Gesicht als Zauberspiegel . So stellt der Österreicher fest: Ausreichende positive verinnerlichte dialogische (Körper-)Erfahrungen, die sich zu einem elementaren Vertrauen verdichten, helfen Schwierigkeiten und Probleme leichter zu bewältigen. Es kann eine innere Gewissheit entstehen: Auch wenn etwas schmerzlich und bedrohlich ist, geht deswegen die Welt nicht gleich unter ...

So bleibt zu wünschen, dass dieses Buch seine Wirkung in der Pädagogik und Therapie zeigt, seine Leuchtkraft in die Logopädie und Mototherapie unter Beweis stellt.

Christoph Müller, Andernach