Humor als Kommunikationsmedium
Jörg Räwel
Humor als Kommunikationsmedium
UVK Verlagsgesellschaft, Konstanz 2005
ISBN 3-89669-512-6
251 Seiten
So manche Veröffentlichung über den Humor ist während der Lektüre gar nicht mehr lustig. Die Studie Humor als Kommunikationsmedium des Soziologen Jörg Räwel zählt zu den Arbeiten, die die Geduld und Aufmerksamkeit des Lesers strapazieren. Es ist nicht nur so, dass er es vermieden hat, humorvoll mit Witzen, Erzählungen oder Karikaturen zu kommunizieren. Ganz in der Tradition des Soziologen Niklas Luhmann, dessen System-und Kommunikationstheorie der Humus für die vorliegende Arbeit ist, präsentiert sich Räwel wortlastig.
Ganz in der Tradition Luhmanns zeigen sich die Erkenntnisse, die Räwel präsentiert. So stellt er fest, Humor komme die Funktion eines Sicherheitsnetzes in der Kommunikation zu, das Kommunikation auch dann noch ermöglicht, wenn sie schon gescheitert ist . So könne auch die Kommunikation von Macht etwa einen Angestellten dazu zu zwingen, seinen Urlaub zu einem anderen Zeitpunkt zu nehmen selbst für den Chef, den Machthaber durchaus peinlichen Charakters sein. Humoristische Kommunikation sei als Versuch zu verstehen, dieser Art von Kommunikation die Härte und Schärfe zu nehmen , meint Räwel.
Was die Studie Räwels im Grundsatz leistet, stellt der Klappentext in gelungener Weise dar: Räwel führt den Humor als neues reflexives Kommunikationsmedium in die Systemtheorie ein und vergleicht ihn mit den bereits analysierten Kommunikationsmedien Macht, Liebe, Geld, Wertbeziehungen, ... Er untersucht hierbei sowohl die Sozialformen von Humor wie den Flirt oder die Bühnen-und Situationskomik als auch Sachformen wie Ironie, Sarkasmus und Parodie. Wie sich diese Formen von Humor im Laufe der Zeit entwickelt und gewandelt haben, zeigt Räwel anhand einer Darstellung der Evolution des Humors.
Räwel stellt Thesen auf, die aufhorchen lassen. Werde Humor in der Weise gesehen, gehe es in humoristischer Kommunikation nicht ausschließlich um die Erzeugung von Lachen, sondern sei es ein Nebenprodukt reflexiver Kommunikation um der Reflexion willen. Es gehe, getarnt als Lustigkeit, um Reflexion um der Reflexion willen. Beispielsweise ist Räwel davon überzeugt, dass Kunst, Humor und Moral durch den zentralen Code reflektiert / unreflektiert auf das engste miteinander verknüpft sind. Kunst und Humor ... sind sozusagen nahe Verwandte. Humoristische Reflexionen sind, anders als Kunstwerke, durch die Nebenbedingung eingeschränkt, auch noch lustig sein zu müssen .
Wer sich an die Lektüre der Studie Humor als Kommunikationsmedium wagt, der muss Gelassenheit üben. Gelassenheit, die durch viele Erkenntnisse über den Humor belohnt wird, aber auch mit viel Mühe und Anstrengung verbunden ist. Vor allem sollte einem die Lektüre solch freier Geister wie Niklas Luhmann nicht fremd sein.
Christoph Müller, Weißenthurm