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Heilsames Lachen

Ludwig Lambrecht / Michael Titze (Hrsg.)

 

Heilsames Lachen Therapeutischer Humor in Aktion

 

München 2003, Humorakel-Verlag

 

Broschiert

 

Nur noch antiquarisch

 

Viele Veröffentlichungen zum Thema Humor haben einen theoretisierenden Charakter. Mit dem vorliegenden Band verhält es sich nicht so. Er spricht die Sprache der Praxis. So meint Lisa Waas vom Münchener Institut für Mediation und Konfliktbewältigung: "Humor beginnt beim sich selbst Ernstnehmen, nicht in dem modernen Sinn von "ich bin der Mittelpunkt der Erde" und allgegenwärtiger Selbstdarstellung und Schaumschlägerei, sondern in dem bei sich bleiben und auf die eigenen Bedürfnisse zu achten."

Dem schliesst sich auch der Theaterwissenschaftler Erwin Neuwirth an, wenn er behauptet, der spielerische Umgang mit schwierigen Situationen verschaffe einem Luft für den klaren Gedanken. Ein paar Mal ausprobiert, bekomme man geradezu Spaß an Situationen, die normalerweise nervend sein könnten. Neuwirth glaubt: "Nur weiß der menschliche Hausverstand ..., dass Humor Vertrauen schafft und wenn man mit den Vorgesetzten auch lachen kann, braucht man ihn heimlich auch nicht auszulachen."

Die Sozialpädagogin Sigrid Karnath begründet, weshalb sie ein Institut für Clownpädagogik in s Leben gerufen hat. Ein Ort, in dem Laien aus sozialen Berufen ihrem eigenen Clown begegnen könnten, um von ihm zu lernen und mit seinen Augen sehen zu können, habe sie schaffen wollen. Die Psychologin Eleonore Höfner formuliert ein offenes Plädoyer für die Einübung der Provokativen Therapie nach Frank Farrelly. Provokatives Arbeiten verlange Moral und Ethik vom Therapeuten, damit die Vorgehensweise nicht als Waffe, sondern als Gleitmittel für rostig gewordene Kommunikation und als Heilmittel im psychotherapeutischen Rahmen eingesetzt werde. Der Theologe Thomas Holtbernd unterstreicht diesen Ansatz, wenn er formuliert, manche Lachenden seien der Wahrheit näher als große Denker. Das Einfache gewinne eine Tiefendimension, die man nur mit der Lampe des Lachens wirklich auskeuchten könne.

Der vorliegende Band kann eine Ermutigung sein, der therapeutischen Anwendung von Humor einen größeren Raum zu geben.

Christoph Müller, Walsrode