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Grosse Handpuppen ins Spiel bringen

Olaf Möller

Grosse Handpuppen ins Spiel bringen Technik, Tipps und Tricks für den kreativen Einsatz in Kindergarten, Schule, Familie und Therapie

Ökotopia-Verlag, Münster 2007

ISBN 978-3-86702-017

107 Seiten

 

 

Wer den grossen Handpuppen in die Augen blickt, ist in der Regel in den Bann von Pelle, Ole und deren Freundinnen und Freunden gezogen. Wer mit den Handpuppen aus Autos heraus seine Mitmenschen begrüßt und begeistert, erntet in der Regel mehr als ein sympathisierendes Lächeln. Doch mit dem Nachahmen tun sich die meisten Menschen schwer ob es in Einrichtungen der Kinder-und Jugendarbeit ist, in therapeutischen Kontexten oder einfach in Familien.

Olaf Möllers Buch Grosse Handpuppen ins Spiel bringen ist ein Mutmachbuch. Wer erste Erfahrungen mit dem Handpuppenspiel hat, für den ist Olaf Möllers Grundlagenwerk eine Bestätigung. Wer sich den Handpuppen noch annähern muss, für den sind die Ideen des Spiel-und Theaterpädagogen Möller eine Ermunterung und ein Angstbändiger zugleich. Sein Grundton ist entscheidend. Denn Möller ermuntert immer wieder, das Spiel mit den Handpuppen zu erproben. Schon in den ersten Sätzen sucht Möller, das Handpuppenspiel zu entdramatisieren. Das Ziel seien keine Puppentheaterstücke von halbstündiger Dauer Spielsequenzen von fünf Minuten genügten oft schon, um eine Stimmung zu verwandeln oder den Zugang zu einem Thema zu ermöglichen.

Möller versäumt es nicht, grundsätzliche Fragen im Einsatz der Handpuppen zu thematisieren. Die Puppe könne Kind, Freund und Narr zugleich sein. Die Puppe habe die Möglichkeit, wirkliche Narrenfreiheit zu entwickeln . Zur Rolle des Narren schreibt Möller beispielsweise: Wenn die Puppe die Rolle des Narren übernimmt, erfüllt sie die Erwartungen der Kinder, denn viele Puppen sehen schon so aus, als müssten sie gleich irgendeinen Unsinn verzapfen. In ihrem Gesichtsausdruck ist häufig bereits eine Frechheit und Neugier gegenwärtig, die wie ein leises Versprechen wirkt, das eingelöst werden will ... Es ist nicht die Aufgabe des Narren, Probleme zu lösen. Sein Beitrag ist es, sie ehrlich aufzuzeigen und der Situation einen Spiegel hinzuhalten, und das tut er mit Einfallsreichtum und viel Humor. Obwohl er ein Schlitzohr sein kann, ist der Narr doch nicht verletzend und seine Botschaft enthält keine Bosheit. Sein Witz zielt darauf ab, dass die, über die er lacht, sich selbst erkennen und mitlachen können, und so befreit er von übergroßem Ernst.

Möller nennt den Perfektionismus der Handpuppenspieler einen Quälgeist . Er vermiese das Lernen, Fehler würden zu gewichtig genommen und das grosse Seufzen und Resignieren beginne. Stattdessen formuliert Möller: Die Frage ist nicht, ob das Publikum es merkt, wenn sie Fehler machen, sondern ob es Ihr Publikum stört ... Wenn die Puppenspielerin oder der Puppenspieler die Freiheit hätte, über sich selbst zu lachen und mit Fehlern zu spielen. Das wäre eine Ermutigung zu Menschlichkeit und Freiheit und könnte möglicherweise sogar ansteckend wirken. Möller ist für seine Systematik und Methodik zu danken. Denn er führt die künftige Puppenspielerin oder den künftigen Puppenspieler in kleinen und übersichtlichen Schritten zum ersten eigenen Auftritt und dessen Auswertung. Learning by doing lebt Möller konkret vor. Hinter der Puppe zu verschwinden oder zu improvisieren bringt Möller auf seine Weise auf den Weg, die der Übende mit eigenen Gedanken ergänzen kann. Für die Kontexte, in denen Neugierige das Puppenspiel einüben, sind die Handpuppenspielerinnen und Handpuppenspieler ein Glücksfall, wie Möller bemerkt: Sie verwandeln ein Stückchen Welt, sorgen für ein wenig mehr Freude, Spiel und Lachen. Das können wir alle gebrauchen.

 

Christoph Müller, Andernach