Dimitri - Humor
Corina Lanfranchi (Hrsg.)
Dimitri - Humor - Gespräche über die Komik, das Lachen und den Narren
Verlag am Goetheanum, Dornach 2005 (4. Auflage)
ISBN 3-7235-0900-2
127 Seiten
Der Clown Dimitri ist ein beeindruckender Mensch. Wenn man es in dieser Weise behaupten kann, so perfektioniert Dimitri das Clowneske und das Komische. Deshalb macht es auch Spass, sich diesem Menschen anzunähern. Die Herausgeberin Corina Lanfranchi schafft mit dem vorliegenden Buch eine hervorragende Möglichkeit, dies zu tun. Sie ermöglicht Begegnungen mit dem Humor, "die im schönsten Fall den Leser zur Frage verführen: Habe ich heute schon einmal gelacht?"
Im ersten Schritt dokumentiert sie Gespräche mit dem Clown Dimitri, die sich um die "Philosophie des Lachens", "die Logik hinter der Komik" sowie "das Bewusste und das Unbewusste" drehen. Und wenn unter der Überschrift "Das Leben ist eine Maskerade" einiges beschrieben wird, kommt der neugierige Leser ins Grübeln: "Die Rolle, die ich als Clown auf der Bühne spiele, ist nur ein Abbild der Welt, der Menschen und ihres Alltags - angeschaut durch ein Vergrößerungsglas .... Als Clown habe ich oft das Gefühl, das Leben sei ein Spiel oder ein Theaterstück, in dem ich eine Rolle spiele." Es stellt sich für den Leser die Frage, inwieweit der Alltag Komik beinhaltet oder welche Schauspielerrolle der einzelne wirklich spielt.
Der zweite Teil des Buchs ist als eine Humor-Anthologie anzusehen. Es werden Texte bekannter Autoren versammelt. So beschreibt Max Frisch "´Das Einmaleins des Clown". Der anthroposophische Vordenker Rudolf Steiner schreibt "Denn eine Erhebung ist das Lächeln und das Lachen". Der Komiker Charles Chaplin hat die Gelegenheit, "die subtilen Widersprüche" zu zeigen. Und der italienische Schriftsteller Umberto Eco erklärt das "Lachen als Zeichen der Dummheit". Spannend sind die Anregungen des Schriftstellers Michael Tschechow in dem Text "Des Clowns unsichtbare Begleiter". Tschechow schreibt einen entscheidenden Gedanken auf: " ... ein Clown muss, trotz bizarren Verhaltens, innerlich wahr und aufrichtig sein. Er muss unbedingt an das glauben, was er fühlt und tut ..."
Im gesamten Buch wird deutlich, wie tief die Auseinandersetzung des berühmten Clown Dimitri mit dem Komischen und dem Clownesken in seinem Leben gewesen sein muss. Er muss immer wieder die Ideen der Zeitgenossen oder der Vorbilder durch dacht und durchfühlt haben, um zu seiner heutigen Brillanz und Größe gefunden zu haben. Und man bekommt das Gefühl, dass einerseits das Buch der wirklichen Leistung Dimitris gar nicht gerecht werden kann. Und man bekommt das Gefühl, dass das Schaffen eines künstlerischen Werks Ergebnis eines lebenslangen Lernprozesses zu sein scheint.
Im dritten Teil finden sich Gespräche mit Zeitgenossen von Dimitri, die als Anregung oder zur Erbauung gelesen werden können. Der Theaterregisseur Erich Holliger konkretisiert in dem Interviewbeitrag "Einsicht in die eigene Bedeutungslosigkeit" die Bedeutung des Clowns: "Ein guter Clown ist ein sehr guter Beobachter menschlichen Verhaltens. Mit den Mitteln der Imitation, der Übertreibung kann er den ganzen Mechanismus der Wichtigtuerei bloßlegen, kann mit den Mitteln des Humors ernste Situationen durchbrechen und sie heiter werden lassen." Aber auch die anderen Gespräche haben belebende Gedanken in sich. Der Musikunternehmer Hans Jecklin stellt "das stille Lächeln und das schallende Lachen" gegenüber. Der Philosophiedozent Felix Belussi sieht den Humor als "Störung der Ordnungszusammenhänge".
Wer einen abwechslungsreichen Blick auf das Clowneske und den Clown wagen will, der kann ruhig das Buch "Dimitri - Humor" in die Hand nehmen. Es lohnt sich.
Christoph Müller