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Die Soziale Arbeit und ihr Verhältnis zum Humor

Markus Frittum

Die Soziale Arbeit und ihr Verhältnis zum Humor Möglichkeiten humorvoller Intervention im Beratungsgespräch

Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2009

ISBN 978-3-531-16294-2

156 Seiten

 

 

Man mag es bei der Lektüre des Buchs Die Soziale Arbeit und ihr Verhältnis zum Humor kaum glauben. Doch die auf Begegnung und Interaktion basierende Profession der sozialen Arbeit hat sich nur in geringem Umfang ernsthaft mit dem Humor auseinandergesetzt, wie der Sozialarbeiter Markus Frittum in seiner Veröffentlichung immer wieder betont. Deshalb sieht sich Frittum immer wieder in einer Linie mit dem Sozialarbeits-Professor Herbert Effinger, der Pionierarbeit zum Thema Humor in der Sozialen Arbeit leistet. Dies betont er mit vielen Zitationen Effingers, insbesondere einer Quintessenz: Für ihn (Effinger) ist Humor ein Balancierschirm auf dem Seil über den Abgründen des professionellen Alltags und ein Polster, falls man doch einmal abstürzt.

Was ist das Neue an Frittums Buch? Es ist die Tatsache, dass er es wagt, eine Wüste zu betreten. Denn er orientiert sich an vielen bekannten Inhalten, lässt viele bekannte Akteure in der gegenwärtigen Humor-Szene zu Worte kommen. Wenn es im Kapitel Persönlichkeit und Geschlecht um den Sinn für Humor geht, betont er, wie wichtig der Humor in der Erziehung ist. Frittum schreibt: Es kommt hier vor allem den Eltern als Vorbild und Modell eine grosse Bedeutung zu. Die Kinder lernen am Humorverhalten der Eltern, wie und in welchen Situationen sie ihn gebrauchen Im Laufe der zeit wird der heranwachsende Mensch einen Sinn für Humor entwickeln, der so einzigartig sein wird wie sein Daumenabdruck.

So wie Frittum beim Humor in Psychotherapie und Beratung sich grundsätzlich mit den Humorideen von Sigmund Freud, Alfred Adler und Frank Farrelly beschäftigt, so hat er sich in qualitativen Interviews mit zeitgenössischen Humor-Akteuren beschäftigt. In diesem Zusammenhang erscheint es erwähnenswert was Einzelne an betont haben. So habe Herbert Effinger aus der Arbeit vor allem zwei Sachen gelernt. Einerseits wurden die Beziehungen mit den Menschen, mit denen er gearbeitet hat, viel enger, andererseits erhöhte sich seine Selbstakzeptanz, die mehr Gelassenheit mit sich brachte und ihm erlaubte, nicht immer perfekt zu sein. Eleonore Höfner, Vertreterin der Provokativen Therapie in Deutschland, hat ihre Einschätzung zum Ausdruck gebracht, der provokative Stil schütze vor einer allzu allwissenden Selbsteinschätzung.

Deutlich geworden ist bei der Lektüre des Frittum-Buchs Die Soziale Arbeit und ihr Verhältnis zum Humor , dass Sozialpädagogen und Sozialarbeiter noch einen grossen Nachholbedarf haben, was die ernsthafte Beschäftigung mit dem Humor angeht. Dies sollte vor allem deshalb passieren, damit die Klientinnen und Klienten davon profitieren können. Dies sollte jedoch konkreter passieren, weniger allgemein als in Frittums Buch.

Christoph Müller