Die Rückkehr der Hofnarren
Hans A. Wüthrich / Wolfgang Winter / Andreas F. Philipp
Die Rückkehr der Hofnarren
Gellius Verlag, Herrsching 2001
ISBN 978-3-936179-01-8
152 Seiten
(antiquarisch erhältlich)
Welche Aufgaben haben Hofnarren? Haben Sie heute noch eine Funktion? Wenn man den Managementberatern Hans Wüthrich, Wolfgang Winter und Andreas Philipp folgt, so haben die Hofnarren bis in die Gegenwart eine grosse Bedeutung. Angesprochen sind all jene, die bereit sind nach-, um-und vorzudenken ... die bei aller operativen Alltagshektik einen Bedarf zum Überdenken und Unterbrechen spüren, Menschen also, die das ungute Gefühl haben, dass in dieser Welt so vieles unreflektiert geschieht.
Gerade entlang der Schablone des Alltags in der deutschen Wirtschaft unterstreichen die Unternehmensberater Wüthrich, Winter und Philipp die Wichtigkeit von Hofnarren. Es müsse ein Gegengewicht geben zu den Rollenspielen in den Unternehmen. Schließlich: Höfisches Leben in modernen Organisationen ist geprägt von Ritualen, Zeremonien, Intrigen und Seilschaften. Auch im heutigen Politik und Wirtschaftsalltag ist geschmeidiges Ein-und Unterordnen, politisches Taktieren sowie die Beachtung informeller Spielregeln überlebensentscheidend. Deshalb nennen sie den Hofnarren zu Recht den Fürst des Durcheinander , von dem eine durchaus anspruchsvolle One-Man-Show mit entsprechend umfangreicher Stellenbeschreibung erwartet werde.
So sprechen sich drei Autoren des Buchs Die Rückkehr des Hofnarren quasi für einen kreativen Wahnsinn aus, der nur zum Nutzen des Unternehmens sein könne. Immer wieder ist in den Illustrationen, die das Buch Die Rückkehr des Hofnarren durchziehen, die Narrenkappe zu sehen. Die Narrenkappe ist sicherlich als Ermunterung zu verstehen, in den Unternehmen immer wieder quer zu denken, nicht gedachte Wege zu gehen, Konventionen zu verlassen. Nicht umsonst schreiben sie: Jeder muss sein eigener Narr sein.
Wüthrich, Winter und Philipp provozieren mit vielen Gedanken in dem Buch und fordern den Leser quasi zum Duell heraus. Wenn sie beispielweise schreiben, es gebe viel mehr Denkzwänge als Sachzwänge, so liegt der Widerspruch wohl schon auf der Zunge. Ähnlich ergeht es dem Leser bei der Formulierung: Folglich ist aneinander vorbeireden die Regel und nicht der Ausnahmefall. Sie deuten aber auch die Chancen an, die das Narrentum in Beruf und Alltag haben kann, wenn die meinen: Sie vergeben sich damit die immer wiederkehrende Chance, die Welt mit unterschiedlichen Brillen zu sehen.
Fazit: Eine belebende Lektüre, die nicht nur den Beruf, sondern auch den Alltag bereichert. Querwege scheinen nicht unbedingt nur Einbahnstraßen zu sein.
Christoph Müller