Der Pfirsichbeisser
Feuerwerk der Heiterkeit
Gewöhnlich sind von Komikern nur die Geschichten bekannt, die die Spaßmacher auf den Bühnen dieser Welt erzählen. Es sind Vorder-und Hintergründigkeiten, die zum Ziel haben, Heiterkeit und Lachen in ein Auditorium zu tragen. Außer acht bleibt dabei, dass die Komiker einen Weg, einen Lebensweg hinter sich gebracht haben. Auf diesem Pfad haben sie dann auch die Figur entwickelt, mit der sie auf den Brettern stehen, die die Welt bedeuten.
Selten geschieht es, dass die Biographie eines solchen Menschen dem Publikum bekannt ist. Mit dem Buch Der Pfirsichbeißer erzählt der Komiker Alfred Gerhards, der als Globo bekannt geworden ist, seine Geschichten aus dem Leben. Schon als kleiner Junge im rheinischen Würselen hatte Gerhards den Schalk im Nacken. Die Menschen in seiner unmittelbaren Umgebung hat er hinters Licht geführt. Und die Tatsache, dass er als Schuljunge einen Zirkus auf die Beine stellen konnte, hat bei dem bekannten Komiker sicher das erste kleine Feuer entzündet, das er über viele Jahre hinweg bis zu einem Feuerwerk der Heiterkeit entzündet hat.
So erfahren die Leser_innen viel über die Wegbegleiter_innen Gerhards, der vieles beruflich probiert hatte, bis er zufrieden auf der Bühne werden sollte. Wie es sich für einen Künstler gehört, so hat Gerhards seine Entwicklungsschritte beispielsweise auch beim Straßentheater gemacht. Über eine Italien-Tour, die er mit Freunden gemacht und dort auch häufig sein schauspielerisches Können unter Beweis gestellt hatte, schreibt Gerhards: Wenn wir auf unserer Italientour etwas Wichtiges gelernt hatten, dann waren es Flexibilität, Gelassenheit und Anspruchslosigkeit (S. 177).
Gerhards gelingt es, seine Leser_innen mitzunehmen. Vor dem inneren Auge des Lesenden spielen sich die abwechslungsreichen Erzählungen ab. Das schelmische Grinsen Gerhards haben die Lesenden vor dem eigenen Auge. Langweilig wird es bei der Lektüre der mehr als 300 Seiten nicht. Das Buch lebt davon, dass sich Gerhards unter anderem in vielen Rollen ausprobiert hat. Als Zauberer hat er sich genauso unter das Volk gewagt wie als Pantomime, Clown oder einfach nur als Hauptdarsteller eines Schauspiels.
Natürlich sind es auch die nachdenklichen Gedanken, die das Buch zu einem Schmankerl für den-oder diejenige machen, der oder die sich mit dem Humor und der Heiterkeit inhaltlich beschäftigen wollen. Gerhards konstatiert: Heute sehe ich den Humor als Phänomen einer weit gefassten Relativierung an, die den kunterbunten Überschwang ebenso einbezieht wie eine pfiffige Witzigkeit oder eine hintergründige Persiflage: Dazu gehören das Rumalbern und Scherzen ebenso wie das therapeutisch relevanter Witze. Das Nonsens-Blödeln ist hier genauso angesagt wie die augenzwinkernde Provokation einer paradoxen Psychotherapie, die einen übersozialisierten Patienten mit seinem anarchischen inneren Kind aussöhnt (S. 303).
Mit einem zwinkernden Auge berichtet Gerhards davon, wie René Schweizer und Michael Titze im Jahre 2000 das Ziel entwickelten, den Begriff der Gelotologie in den Duden zu hieven. Ihre Zuversicht sollte im Jahre 2009 erfolgreich in die Tat umgesetzt werden. So ist Gerhards auch überzeugt, dass der Humor es verdient habe, ernster genommen zu werden. Humor sei eine unerschöpfliche Ressource . (S. 307).
Dem Lebensbericht Gerhards können sich die Leser_innen definitiv nicht entziehen. Er genießt die Polarität des Alltags, bei dem der Ernst nicht von der Freude zu trennen ist. Die richtige Lebensenergie entstehe nur, wenn beides gemeinsam zustande komme. Alfred Gerhards scheint es auf seinem Lebensweg gelungen zu sein.
Alfred Gerhards: Der Pfirsichbeißer Die Lebensgeschichten des Komikers Globo, HCD-Verlag, Tuttlingen 2021, ISBN 978-3-938089-36-1, 341 Seiten, 20 Euro.