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Der Mensch ist gut, nur die Leute sind schlecht

Martin Maier

Der Mensch ist gut, nur die Leute sind schlecht Mit Karl Valentin Sinn und Wahnsinn     des Lebens entschlüsseln

Herder-Verlag, Freiburg im Breisgau 2012

ISBN 978-3-451-32497-0

120 Seiten

 

 

Kaum jemand dürfte mit der Sprache, mit ihrem Sinn, Unsinn und Irrsinn mehr experimentiert haben als der Münchner Komiker Was der Jesuit Martin Maier schon zum Auftakt seines Buchs Der Mensch ist gut, nur die Leute sind schlecht über den Komiker Karl Valentin anklingen lässt, dies durchzieht sämtliche 120 Seiten. Karl Valentin wird durch die Zeiten als Virtuose des geschliffenen Wortes gelten.

Dies unterstreicht der Jesuit Maier auch in seinem kleinen Buch, in dem er zahlreiche Worte Valentins an verschiedenen Themen vorstellt. Ob es die letzten Dinge oder die Wirklichkeitsverrückungen sind, ob es die Tücken der Technik oder der Wutbürger Valentin sind, ob es zündelnde Feuerwehrleute oder Sprachverzwickungen sind Maier stellt nicht nur die vielen Aussagen Karl Valentins vor. Er ordnet vor allem das Denken und Sprechen Karl Valentins ein in der Bedeutung für die Vergangenheit, aber auch in der Wichtigkeit für die Gegenwart. Und so wird klar, dass die Worte des Komikers Karl Valentins auch für heute nicht an Aktualität verloren haben.

Sympathisch klingt es an, dass Papst Benedikt XVI. auch ein glühender Verehrer Karl Valentins ist. Schließlich hat er in der Zeit als Universitätslehrer im rheinischen Bonn die bayrischen und österreichischen Studenten am Sonntagabend eingeladen, um quasi eine besondere Form des Gottesdienstes zu feiern, so erweckt es den Eindruck. Ein Schüler Joseph Ratzingers wird zitiert: Dabei habe ich ihn von seiner humorvollen Seite ebenso kennen gelernt wie von seiner theologischen und spirituellen Tiefe. Wer Affinität zu Karl Valentin, aber auch zu Joseph Ratzinger spürt, der stellt sich bei einer solchen Meinungsäußerung die Frage, ob dieser Satz nicht für Ratzinger und Valentin gelten kann.

Und so äußert sich Karl Valentin in einem stark theologisch geprägten Kapitel zu unzähligen theologischen Kernfragen. Das Kapitel Valentin, Papst Benedikt XVI. und der liebe Gott gipfelt dann in der eindrucksvollen Zuspitzung. Es gibt also in unserer Gegenwart zwei Weiterleben nach dem Tod: Eines im Jenseits, und eines im Kino , zitiert Maier den Münchner Satiriker und fügt mit eigenen Worten hinzu: Im Kino lebt auch Karl Valentin weiter. Und im Jenseits wird er dafür sorgen, dass es dort nicht langweilig wird.

Martin Maier schafft es in dem Buch Der Mensch ist gut, nur die Leute sind schlecht , wofür das jesuitische Denken steht die Unterscheidung der Geister. Auch den Altmeister des Humors Karl Valentin stellt er (eigentlich unverdächtig und genauso unbemerkt) in diese jesuitische Tradition. Maier zeigt in dem kleinen Buch Der Mensch ist gut, nur die Leute sind schlecht , dass er ein großer Kenner des Münchner Komikers ist.

Das Buch Der Mensch ist gut, nur die Leute sind schlecht ist ein schöner Einstieg in das Denken und Lachen Karl Valentins. Die Kürze der einzelnen Kapitel macht es übersichtlich und schreckt vor der Lektüre nicht ab. Vielmehr wagt man es, sich Karl Valentin in kleinen Häppchen einzuverleiben. Und die kleinen Häppchen machen das Buch Der Mensch ist gut, nur die Leute sind schlecht zu einem längerfristigen Genuss. Karl Valentin ist halt nichts für die Liebhaber der Stand-up-Comedy. Seinen Geschmack muss man sich auf der Zunge zergehen lassen.

Christoph Müller