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Der Kölner Witz

Dieter Höss

Der Kölner Witz

Greven Verlag, Köln 2011

ISBN 978-3-747430-478-9

185 Seiten

 

 

Wofür sind der Rheinländer an sich und der Kölner im Besonderen bekannt? Es ist der Humor, der diesen Menschenschlag unverwechselbar macht. In vielen Schriften ist diese Eigenart bereits veranschaulicht worden. Der Autor Dieter Höss hat mit dem Buch Der Kölner Witz einen neuen Anlauf gemacht. Dies ist ihm auf eine sympathische Art und Weise gelungen. Bereits im Vorwort gelingt es Höss, die Sympathie des Lesers zu gewinnen, wenn er schreibt: Mir ging es darum, dem geheimnisvollen Lachpotential auf die Schliche zu kommen, das noch in den dümmsten Kalauern steckt und sich aus Urquellen speisen muss, von denen sich ein Imi nichts träumen lässt

Dies ist natürlich ein schriftlicher Nachweis darüber, dass der gebürtige Rheinländer und der gebürtige Kölner für einen Einwanderer woher auch immer er kommt -, ein Mysterium bleibt. Dieter Höss ist es mit dem Buch Der Kölner Witz jedoch gut gelungen, sich diesem Geheimnis anzunähern und dasjenige filigran zu sezieren, was als Kölner Humor beschrieben werden kann. Höss blickt auf den närrischen, den politischen und den philosophischen Witz. Er schaut sich den ironischen, den gewagten und den geistlichen Witz der Kölner Menschen an. Aber auch den Witz der kleinen Leute, den Stammtischwitz und den Urlauberwitz vernachlässigt er nicht.

Gerade an der Stelle, an der Höss sich dem geistlichen Witz widmet, wird eine Lebenshaltung des Kölners deutlich, die für viele Außenstehende schwer nachvollziehbar erscheint. Innere Freiheit beweise sich der Kölner eher in verbalen Respektlosigkeiten als in wahrhaft umstürzlerischen Schritten. Wörtlich: Am Glaube wird nicht gerüttelt, aber über den offiziellen Verkündern des Glaubens wird büttweise Spott ausgeschüttet. Oder an einer anderen Stelle: Der Witz ist bei aller Respektlosigkeit gegenüber dem Ritus . Nicht wirklich antiklerikal. Er bezeugt vielmehr eine gewisse Gelassenheit, um nicht zu sagen Wurstigkeit dem eifernden Gottesmann gegenüber, der als ungenügend wertet, was dem Kölner als durchaus ausreichend erscheint.

Der geistliche Witz ist natürlich ein Spezifikum des rheinischen Lebensraums. Genauso ist es mit dem närrischen Witz. Auch am Punkt des närrischen Witz hat Höss die analysierende Brille auf und stellt fest: Die Erklärung liegt in der Pluralität, im Multikulti, im Narrifari dieser Stadt. Hier kann keiner, der sich zum Narren macht, klar einer Narrenzunft zugeordnet werden. Ständig findet, wenn kein Hütchen-, so doch ein Narrenkappenspiel statt. Unter drei verschiedenen Kappen aber verbergen sich dreierlei ganz verschiedene und auch klar unterscheidbare närrische Typen.

Für den Leser ist die kurzweilige Art des Schreibens von Dieter Höss eine Erholung gegenüber den unzähligen im kölschen Dialekt dokumentierten Witzen. Nichtsdestotrotz ist das Buch Der Kölner Witz von Dieter Höss eine nette Lektüre, die sich aus dem Alltag und dem prallen Leben speist und einen Blick mit einem Augenzwinkern auf ein ganz besonderes Volk wagt.

Christoph Müller