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Der Kölner Rosenmontagszug

Michael Euler-Schmidt / Marcus Leifeld

Der Kölner Rosenmontagszug 1823 1948

Bachem Verlag, Köln 2007

ISBN 978 3-7616 2062-5

256 Seiten

 

 

Wenn der Satz Das Sein bestimmt das Bewusstsein seine Berechtigung hat, dann ist dies im Fall des Kölner Rosenmontagszugs auf jeden Fall so. Denn der Kölner Rosenmontagszug ist ein Stück Kölner Identität. Es gilt nicht nur für die Gegenwart, sondern insbesondere für die Vergangenheit, wie das Buch Der Kölner Rosenmontagszug 1823 1945 belegt. In dieser Arbeit haben die Historiker Euler-Schmidt und Leifeld nicht nur Geschichte beschreiben, sondern auch Geschichten erzählt.

Zum Geschichtenerzählen gehört nicht nur der Bericht über das Gefühl anlässlich des ersten Rosenmontagszug nach dem 2. Weltkrieg im Jahre 1949: Mer sin widder do un dun wat mer künne. So hat nach den Berichten von Euler-Schmidt und Leifeld der Rosenmontagszug immer wieder als ein Spiegel der Zeit gegolten. So schreiben sie über die Jahre 1934 bis 1945: Anpassung, oppositionelles Verhalten, Instrumentalisierung durch die Nationalsozialisten all diese Verhaltensmuster finden sich in den Kölner Rosenmontagszügen von 1934 bis 1945, die ein Spiegel ihrer Zeit, ein Spiegel der Kölner Gesellschaft all jener Jahre waren. Ein generalisierendes Urteil verbietet sich daher. Mit einer gehörigen Menge Stolz verweisen die Autoren auch darauf, dass man eine vollkommene Gleichschaltung des Karnevals entgegen anderen Regionen hat verhindern können. In der jüngeren Geschichte haben es die Karnevalisten in Köln eh nicht immer einfach gehabt. So hatten die Alliierten nach dem Versailler Vertrag in den Jahren 1918 bis 1926 den Karneval vollständig verboten.

Viel Vergnügen macht es während der Lektüre, die abgebildeten historischen Dokumente sowie die Fotografien anzuschauen. So muss der Rosenmontagszug schon in frühen Jahren ein Publikumsmagnet für auswärtige Besucher gewesen sein. Für die Reisenden aus dem bürgerlichen Milieu scheint der Besuch des Rosenmontagszugs durchaus prestigeträchtig gewesen zu sein , erinnern Euler Schmidt und Leifeld.

Ein Buch, das den Spuren des Alltags im Karneval und umgekehrt nachgeht.

Christoph Müller, Andernach