Der Clown in uns
David Gilmore
Der Clown in uns Humor und die Kraft des Lachens
Kösel-Verlag, München 2007
ISBN 978 3 466 30757 9
174 Seiten
In uns allen schlummert ein Clown. Doch wie können wir die Fähigkeit entwickeln, das Leben in ein Spiel zu verwandeln und es als Spiel zu begreifen? . Mit dieser kernigen Frage schickt David Gilmore den Leser auf die eigenen Spuren. Und man hat viele Gelegenheiten, in der gemeinsamen Spurensuche mit David Gilmore den Clown in sich zu entdecken.
Es ist ein Buch, das ein wenig unter der bleiernen Druckerschwärze rationaler Ergüsse leidet. Diesem negativen Aspekt tritt Gilmore jedoch mit einer Beschreibung seines lebendigen Clownseins entgegen. Er ermuntert die Leserin oder den Leser, das Springen zu lernen. Denn ein Narrensprung vertraue auf das, was wir die Stimme des Herzens nennen würden. Ein Narrensprung sei ein Sprung ins Feuer, das wärme und begeistere. Ein Narrensprung sei ein Sprung ins kalte Wasser, das belebe, so Gilmore.
Die rote Nase sieht David Gilmore als Hilfe zum Narrensprung . Sie diene als Hilfe, die Ebene zu wechseln. Dabei hat Gilmore auch die Schüchternen und Zurückhaltenden im Blick: Sie brauchen die rote Nase nicht unbedingt anzuziehen. Wenn sie eine solche haben, können Sie sie auch in der Tasche halten ... allein die Tatsache, dass Sie eine rote Nase in der Tasche haben, kann ... Ihnen freien Raum und einen anderen Blickwinkel verschaffen, wenn Sie sich zu sehr in der Welt der ernsthaften Realität verloren haben.
Gilmores Buch ruft auf, das Leben mit anderen Augen zu sehen. Und die persönliche Ansprache, die er immer wieder versucht und der Rückbezug auf seine persönlichen Weg machen das Buch Der Clown in uns zu einem authentischen Dokument. Er ruft immer wieder auf: Wir können uns einen kreativen Kreislauf schaffen, der den lebendigen Moment mehr betont als die vielen einschränkenden Annahmen unseres Denkfilters, die wir sonst über uns und die Welt pflegen, bei denen der Spaß aufhört.
Gilmore wagt einen spannenden Brückenschlag, den er nicht bis zum Letzten ausformuliert, wenn er das Innehalten ins Gespräch bringt. Einen kurzen Moment hat man den Eindruck an Meditation und frühchristliche Askese-Übungen erinnert zu werden, wenn er schreibt: Mitten im Alltag kurze Pausen zu machen, schafft mehr Raum, mehr Abstand von den schnellen inneren und äußeren Reaktionen, die wir sonst an den Tag legen und in die wir im Alltag verwickelt sind. Es ist ein Anfang, sich daraus zu lösen, sich überhaupt zu lösen. Und Humor hat etwas damit zu tun, sich zu lösen, gelöst zu sein. Es fehlt in diesem Gedankengang wirklich nur der Brückenschlag zu humorvollen Exerzitienübungen.
Die Körperarbeit ist gleichermaßen im Blick des David Gilmore. Er scheut sich nicht, manche Fragen zuzuspitzen. So schreibt er beispielsweise: Es besteht viel Komik darin, dass wir ... immer wieder versuchen, alles, was unseren Körper oder unser Aussehen betrifft, zu übersehen oder zu ignorieren. Für Gilmore ist das Arbeiten als Clown immer wieder eine Erfahrung, das Ungewöhnliche und Ungewohnte zu wagen. Wenn Scheitern als Chance beschrieben werde, gehe es um die Bereitschaft, Neues, uns Unbekanntes zu entdecken, über unsere bisherige Erfahrung, über unser Wissen hinauszugehen. Aus dieser Haltung entsteht eine andere Art von Wissen (im Gegensatz zu einem Faktenwissen), ein lebendiges Wissen, das mit Handeln und Fühlen verbunden ist.
Sich mit David Gilmore auf den Weg zu machen, bedeutet im Kontext des Buchs Den Clown in uns entdecken den Spass am Theater des Alltags zu entdecken. Er provoziert mit Äußerungen wie Wenn wir uns sehen könnten, würden wir lachen. Und nicht nur solche Wagnisse machen das Buch Der Clown in uns zu einem besonderen Buch.
Christoph Müller, Andernach