Das therapeutische Puppenspiel
Kathy Wüthrich
Das therapeutische Puppenspiel Ein Spiegel der kindlichen Seele
Kösel-Verlag, München 2007
ISBN 978-3-466-30767-8
222 Seiten
Welchen Sinn macht das Puppenspiel in der (therapeutischen) Arbeit mit Kindern? Die Puppenspielerin Kathy Wüthrich hat mit dem Buch Das therapeutische Puppenspiel so etwas wie ein Konzentrat jahrzehntelanger Arbeit vorgelegt, das für viele Menschen zu einem roten Orientierungsfaden werden kann. Wüthrich ist überzeugt, das Puppenspielbiete einen direkten Zugang zur kindlichen Seele. Die Puppe stehe stellvertretend für das, was das Kind bewege. Im Spiel spiegele es sei inneres Erleben wider. Solche Überlegungen kann nur jemand dokumentieren, der oder die auf eine großen Schatz an Arbeit zurückblicken kann.
Kathy Wüthrich ist ein eindrucksvolles Buch gelungen, das in die Grundlagen des therapeutischen Puppenspiels genauso einführt wie in die Grundlagen der Entwicklungspsychologie. Sie schildert praktische Fallbeispiele aus der therapeutischen Arbeit und lässt den Psychotherapeuten Klaus Harter seine Ansichten zu den Archetypen in den Märchen referieren. Überhaupt nehmen die Märchen einen großen Raum in den Überlegungen von Kathy Wüthrich ein, die in ihren Augen eine Symbolsprache darstellen.
Auch Kathy Wüthrich will die Angst vor dem Puppenspielen nehmen. Deshalb formuliert sie: Aus dem Bauch heraus zu spielen ist eine Volkskunst. Das heißt für mich: dieses Talent besitzt jeder ... Das Verlassen der realen Ebene, indem man sich in ein Spiel vertieft, ist die Grundlage des späteren Einfühlungsvermögen in den Menschen und seine Umgebung. Die Wechselwirkung von Realität und Fantasie, das heißt nie endende Lösungsmöglichkeiten, entwickelt ein Kind ein gesundes Selbstbewusstsein, das es sein ganzes Leben begleitet.
Das Schöpfen eigener Puppen ist in den Augen von Kathy Wüthrich eine Reise in unser Innenleben . Sie schreibt: Ist das Erlebnis als Zuschauer bereits unmittelbar, so wird es doch noch direkter, wenn das Kind selbst spielt, wenn es hinter und in der Figur der Puppe alle die Abenteuer nachvollziehen kann, die sein Leben im Augenblick so aufregend machen. Dann ist es nicht mehr genötigt, sich auf ein Thema einzulassen, sondern kann sein Thema frei wählen ... Denn die eigene Herstellung einer Handpuppe und das anschließende Spiel mit diesem Wesen erlaubt es, das eigene Innenleben in Bilder zu fassen, es zu materialisieren. Innere Bilder, das heißt seelische Prozesse, die ja meist unbewusst sind, werden personifiziert ... Puppenspiel ist deshalb nie nur Basteln oder Geschichten erzählen. Denn das Schöpfen der Gesichter oder das Spiel sind nicht zufällig: Immer steht der bewusste oder unbewusste Wunsch dahinter, eine Aussage zu machen.
Lassen Sie sich von Kathy Wüthrich inspirieren.
Christoph Müller, Andernach