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Das Hausbuch der Narren und Schelme

Edmund Jacoby (Hrsg.)

Das Hausbuch der Narren und Schelme

Gerstenberg-Verlag, Hildesheim 2006

ISBN 3-8067-5090-4

207 Seiten

 

 

Bei der Durchsicht von Verlagsverzeichnissen ist man auf den ersten Blick häufig erstaunt. Man wundert sich, dass bestimmte Geschichten zum x-ten Male in der x-ten Variation veröffentlicht werden. Man reibt sich die Augen, wem denn mal wieder etwas zu den Schildbürgern, zum Baron von Münchhausen, zu Nasreddin Hodscha, zu Till Eulenspiegel und Don Quichotte eingefallen ist. Da muss einem Editoren schon etwas Besonderes als Schmankerl eingefallen.

Mit den liebevollen Illustrationen von Axel Scheffler ist dem Gerstenberg-Verlag ein Glücksfall gelungen. Die Illustrationen sind ausdrucksstark, bringen das Erzählte auf den Punkt und suchen die Nähe zum Leser. Deshalb ist es ein Genuss, den alten, wieder aufbereiteten Narrengeschichten näher zu kommen, diese den eigenen Kindern zu erzählen, damit diese nicht nur den Sinn für den Michel aus Lönneberga entwickeln, sondern ihren Alltag schon in den Kinderstiefeln mit einem Lächeln leben.

Seit jeher hat es den Menschen Spass gemacht, sich selbst und ihren Zeitgenossen durch Narren-und Schelmengeschichten auf die Schliche zu kommen , heißt es im Vorwort. Der vorliegende lebendige Band bietet die Möglichkeit, einen Bogen in die Gegenwart zu schlagen. Denn auch zum Jetzt gehört die Narretei, wie betont wird. Der Narrenspiegel gehöre zum Narren. Narren hielten uns den Spiegel vor und danach sehe man, was für Narren wir selbst sind . Narren seien keine Dummköpfe, jedenfalls wenn sie aufmerksam in den Spiegel schauen. Kluge Narren heißen auch Schelme oder Schalksnarren, weil sie wissen, dass auch die anderen nichts Rechtes wissen .

So sollen die Erzählungen im Hausbuch der Narren und Schelme eine besondere Funktion erfüllen: Lassen wir also die Kinder den Umgang mit dem Narrenspiegel lernen auch damit sie ihn uns Erwachsenen von Zeit zu Zeit vorhalten.

Christoph Müller