Das Glück
Kerstin Schlögl-Flierl
Das Glück Literarische Sensorien und theologisch-ethische Reaktionen Eine historisch-systematische Annäherung an das Thema des Glücks
LIT-Verlag, Münster 2007
ISBN 978-3-8258-9955-4
368 Seiten
Wenn in der Gegenwart über das Glück nachgedacht wird, geschieht dies meist in der populären Literatur, insbesondere in der Ratgeber-Literatur. Die Theologin Kerstin Schlögl-Flierl hat mit ihrer Dissertation Das Glück Literarische Sensorien und theologisch-ethische Reaktionen einen erfrischenden anderen Akzent gesetzt. Dies macht sie einerseits, indem sie auf die philosophischen und theologischen Denktraditionen bezüglich des Glücks schaut. Sie schlägt aber auch eine Brücke zur zeitgenössischen Literatur von Peter Handke und Christoph Hein, Botho Strauss und Alois Hotschnig, Martin Walser und Sibylle Berg.
Schlögl-Flierl bemerkt zu Recht, dass die Leserin und der Leser auf das eigene Leben zurückgeworfen seien. Sie formuliert resümierend: Je nach Autor gelingt ein unterschiedliches Credo des Glücks. Die meisten legen mit ihren Werken anscheinend ein Bekenntnis ab, aber mit je anderen Nuancen, was zu unterschiedlichen Haltungen dem Glück gegenüber führt. Den Protagonisten von literarischen Werken kann man divergierende Strategien zur Erlangung des Glücks zuschreiben. Verbindend bleibt ein gewisses Verdammtsein zum Glück, dem sich der Einzelne kaum entziehen kann.
Wenn man es in der Weise versteht, dass die zeitgenössische Literatur eine hermeneutische Integrationsleistung versucht, so ist dies ein wichtiger Beitrag zur Reflexion der Gegenwart. Umso wichtiger erscheint es natürlich, dass sich Philosophie und vor allem Theologie um die Auseinandersitzung mit dem Thema Glück bemühen. Denn im Anschluss an einen Gedanken des historischen Philosophen Boethius unterstreicht Schlögl-Flierl, die Dame Philosophie treibe die Abkehr von Oberflächlichkeiten voran. Das Scheinglück müsse immer auf das wahre Glück hin durchschaut werden. Wenn man diesen Ideen konsequent folgt, muss man natürlich der Theologie eine vergleichbare Rolle zuschreiben.
Deshalb versucht Schlögl-Flierl eine Synthese von Glücksbegriffen und theologischen Begriffen wie Streben nach Gott und Gnade, Gebrochenheit und Mehrwert. Sie blickt auf das nicht immer einfache Verhältnis von Theologie und Literatur und offenbart, dass auch auf einer formalen Ebene anderes versucht wird. Das Arbeiten an einer ästhetischen Theologie sei als Ziel gesetzt. Wörtlich: Es gilt, dem Menschen auf der einen Seite in seiner Wahrnehmung gerecht zu werden, ihn aber auch aus traditionellen Wahrnehmungsmustern herauszulösen, ihm kritisch zu begegnen. In Bezug auf das Glück kann von solch einer Wahrnehmungsschulung gesprochen werden.
Für eine solche Blickweise ist Schlögl-Flierl zu danken.
Christoph Müller