Autor ohne Lenker
Karl-Heinz Bomberg
Autor ohne Lenker Lieder und fersige Verse
Verlag edition belletriste, Berlin 2002
ISBN 3-933664-10-1
140 Seiten, 15,00 Euro
Wenn Politiker einem Autoren Vorworte schreiben, wird der Blick des Lesers kritischer. Wenn ein nachdenklicher ehemaliger Ministerpräsident wie Reinhard Höppner dies tut, ist eine solches Vorwort als Würdigung zu verstehen. Dem formulierten Anspruch wird der Autor Karl-Heinz Bomberg gerecht, den der gelernte Theologe Höppner lobt: Der Autor ist ein kritischer Beobachter, ein Zeitzeuge, der Hintergründe beleuchtet, Tagesereignisse verarbeitet und doch auch zeitlos sein möchte. Die manchmal so leicht daherkommenden Verse sind sichtbar Ergebnisse innerer Auseinandersetzungen ... Lieder sind für den Autor Überlebenselixier heute wie damals.
Während der Lektüre wird dies mehr als deutlich, wenn der als Psychiater und Psychoanalytiker arbeitende Liedermacher Bomberg beispielsweise zur Jahreswende schreibt: Was nehme ich hinüber? Bleibe meiner Umwelt auf den Fersen mit den Versen. Der Überflussgesellschaft schenkt Bomberg mahnende Worte: Muß man sich wenig bieten lassen, wenn überall viel geboten wird? Was Menschen Menschen antun , endet in kritischem Ton äußert: Das Leben ist ein hohes Gut. Und wer für sich, für andere tut. Wird Leben in sich leben.
Bomberg präsentiert sich als aufmerksamer Beobachter seiner Umgebung und seiner Zeit. Dabei lässt er es an schärfe in seinen Worten nicht fehlen, wenn er unterstreicht: Friede, Freude, Eierkuchen will Diethelm nicht mehr versuchen. Heut ist er Kämpfer, Wetterer gegen alle Mastdarmkletterer. Das Schöne an seinen Texten ist, dass er mikropolitisch in seiner nächsten Umgebung schaut, was beleuchtet werden muss. Gleichzeitig schärft er den makropolitischen Blick, wenn er sich klar gegen Krieg und Manipulation der Menschen durch Politik richtet. Karl-Heinz Bomberg präsentiert sich als Autor, der Kurzweiliges, Humorvolles und Geistreiches in seinen Texten vereint.
Christoph Müller, Weißenthurm