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Kostüme und Masken im Kölner Karneval

Claudia Kroth

Kostüme und Masken im Kölner Karneval

Greven Verlag, Köln 2007

ISBN 978-3-7743-0396-6

144 Seiten

 

 

Wer die Lebendigkeit und Farbigkeit des Kölner Karnevals kennenlernen möchte, dem ist der Bildband Kostüme und Masken im Kölner Karneval ans Herz gelegt. Denn die Fotografin Claudia Kroth, hat sich nicht nur mit einer Kamera bewaffnet und sich den ein oder anderen Weg durch den Kölner Strassenkarneval gesucht. In ihren Bildern leben die Menschen, die sich mit ihren bunten und ideenreichen Kostümen zum Narren machen. Es ist nicht nur das Ehepaar, das im Flickenclown-Kostüm zu sehen ist. Es sind die vielen kleinen und großen Menschen, die mit einer grossen Kreativität als Einzelne oder in Gruppen Farbtupfer setzen. Wer durch den Bildband blättert, der fühlt sich angesprochen von den zahlreichen Verkleidungen und den offenbar dahinter verborgenen Menschen.

Es ist aber auch der Pädagoge und Karnevalsphilosoph Wolfgang Oelsner, der sich zum Verkleiden und Zeigen äußert. Oelsner findet vor allem ermutigende Worte: Verlass die Lebensbühne deines Standardrepertoires! Geh zum Karneval! Mach dich zum Narren! Oelsner gibt seiner Überzeugung Ausdruck, dass im Gefolge Kurt Tucholskys nicht nur Satire alles dürfe. Das Spiel dürfe auch alles. Kunst sei nicht, die vitalen Kräfte in uns zu unterdrücken, sondern sie zu bändigen, sie zu ritualisieren. Oelsner geht in seiner Aufforderung, die scheinbar erwachsene Ernsthaftigkeit verlassen zu sollen, noch weiter. Er meint, das rheinische Kostüm spiele im Gegensatz zur alemannischen Verkleidung mit offenem Visier. Der rheinische Jeck versteckt sein Gesicht nicht, er schminkt es.

Ganz andere Varianten des Kölner Kostüm - Karnevals bringt der Kulturhistoriker Detlev Arens zur Sprache. Er glaubt, alle Outfits müssten erworben werden. Zum Verfertigen des Kostüms gehöre nicht nur Handarbeit, sondern auch das allmähliche Sich Hineinversetzen, wenn nicht gar Hineinwachsen. Er sucht die Perspektive des Betrachters, wenn er formuliert: Kein Zweifel, hier waren Kostümbildner im wahrsten Sinn des Wortes am Werk, Kostümbildner, die nicht für andere, sondern in eigener Sache tätig wurden. Diese Kostüme sind Fluchtpunkte

Wenn Arens schreibt, dass der Zusammenhang von Mensch und Verkleiden stets in den Bilden von Claudia Kroth gegenwärtig bleibe, so seien diese Bilder ein machtvolles Plädoyer für den Karneval. Als Leser der Texte und Betrachter der Fotos würde ich sogar so weit gehen und behaupten, dass sie eine Möglichkeit des Innehaltens dafür bieten, inwieweit dem Narren in seiner mittelalterlichen Tradition ein angemessener Ort in der Gegenwart zusteht, so dass Spaß, Spiel und Narretei als Ausgleich gegen den Ernst des Lebens gelten. Denn die Liebe zum Anderssein sollte nicht nur im Karneval seinen Ausdruck finden.

Der Bildband von Claudia Kroth ist eine Ermutigung, in einem anderen Bewusstsein das närrische Treiben im Kölner Karneval anzuschauen, das Eigentliche hinter dem Verborgenen zu suchen. Schließlich ist der Karneval doch mehr als das Verücktsein über ein Wochenende, das an den dunklen Seiten zu leiden droht.

Christoph Müller, Andernach